TSALAL: Nightmares Confront Them On Either Side Of Sleep

Sean Matzus-Ramirez, Ehemann von Richard Ramirez (mit dem er auch u.a. in Black Leather Jesus spielt) hat zahlreiche, fast möchte man sagen: zahllose Projekte im Bereich Noise und Drone und betreibt das Label The White Visitation. Das Labelprogramm ist durchaus interessant: Da gibt es etwa die Pink Triangle-Serie, „AGIT-PROP ON LIMITED EDITION TAPES FROM QUEER NOISE ARTISTS“, deren Veröffentlichungen besonders sympathischen Zeitgenossen gewidmet sind; wie etwa dem „Ten Commandments Judge“ Roy Moore  oder Georgias Majorie „Gazpacho“ Taylor Green, die inmitten des sich immer stärker in den Mainstream bewegenden republikanischen lunatic fringe eine besonders abstoßend dumme Figur ist.

Andere Projektnamen und Titel von Veröffentlichungen mit ihren Verweisen auf Ligotti, Lovecraft, Poe und Algernon Blackwood lassen auf Interesse an unheimlicher Literatur schließen. Das Projekt Tsalal (auf Poe respektive Thomas Ligotti anspielend) ist von der Besetzung eine Art Noise-Supergroup bestehend aus Ramirez-Matzus, Richard Ramirez, James Tallis, Scott Kindberg, Thomas Puopolo und Lexi C.M.K. Turner (die nach einer Zeit in Gothbands seit einiger Zeit Harsh Noise veröffentlicht). „Blessed be the seed that is planted forever in darkness“ steht auf der Bandcampseite als Motto und so lautet auch der Titel des 2011 veröffentlichten Debüttapes.

Oftmals ist es Dark Ambient, der sich dazu berufen fühlt, den Soundtrack zur Rückkehr der großen Alten etc. zu schaffen (siehe etwa hier). Auf “Nightmares Confront Them on Either Side of Sleep” bleiben die Beteiligten allerdings ihrem musikalsichen Hintergrund treu: Man hört eine gute halbe Stunde lang brutzelnden, sich wenig verändernden Harsh Noise. Inwiefern sich aus dieser Konfrontation mit Dissonanz, Brachialität und (scheinbarer) Strukturlosgkeit Beziehungen zum Titel des Tapes (der auf die Kurzgeschichte des inzwischen in Florida lebenden Autors verweist, die auch der Projektname zitiert) ziehen lassen, ist letztlich schwer auszumachen – was auch nicht unbedingt nötig ist. Schließen wir einfach mit ein paar Zeilen aus Ligottis “The Tsalal”: „They had attained the stripped bone of being, the last layer of existence without name or description, without nature or essence: the nothingness of the blackness no one had ever seen…or would ever see.“ (MG)

Label: The White Visitation