WILLIAM BASINSKI / JANEK SCHAEFER: „…on reflection“

Seit Alben von William Basinski auf diesen Seiten besprochen worden sind, war ein sich durch die Texte ziehendes Element die These, dass die Arbeiten des Wahlkaliforniers (auch immer) Reflexionen über das Vergehen der Zeit waren: „Seine Alben sind in ihrer oft zyklischen Struktur vielleicht auch Versuche die Zeit anzuhalten, selbst wenn das natürlich nicht gelingen kann. Versuch und Scheitern sind im Titel seiner wohl berühmtesten Werkreihe vereint: ‘disintegration loops’“, konnte man z.B. hier über seine Bowiehommage „A Shadow In Time“ lesen. Auch wenn man (natürlich) feststellen muss, dass die Zeit alles (ver)nichtet, „tempus vincit omnia“ und nicht „omnia vincit amor“ muss es natürlich heißen, schafft es Basinskis Musik eben oft, dem Hörer das Gefühl zu geben „der Tyrannei der Zeit entzogen und entrissen zu sein – trotz oder gerade wegen des melancholischen Charakters der Musik.“

In den letzten Jahren hat er immer wieder mit anderen gearbeitet, etwa mit Lawrence English oder auf einer Reihe von Alben mit Richard Chartier. Auf dieser Arbeit mit Janek Schaefer, dessen Discographie ähnlich umfangreich ist, griffen beide auf diesen zwischen 2015 und 2020 entstandenen und passenderweise Harold Budd gewidmeten Aufnahmen auf Archivmaterial zurück.

Die lapidar durchnummerierten Tracks bestehen weitgehend aus sich wiederholenden Klavierfiguren, die mit Feldaufnahmen kombiniert werden, so hört man etwa auf „…on reflection (one)“ Vogelzwitschern und ein Geräusch, das an eine Dampflokomotive denken lässt. Auf dem zweiten Teil fährt ein Auto vorbei, Stimmen sind zu vernehmen. Teil drei entfernt sich etwas, ersetzt das das Klangbild der anderen Teile dominiernede Klavier durch flächig-verrauschte Sounds und Knistern, als ob der Arm eines Plattenspielers in der Auslaufrille gefangen sei. Irgendwann setzen dann auch im Hintergrund wieder Pianomelodien ein. Teil vier dominiert wieder das Klavier und man meint, Regen falle, Wasser tropfe.

Wie auch andere Alben, man denke etwa an das adäquat betitelte “Melancholia”, über das Steve von Till kürzlich noch meinte, es sei „hauntingly sad but beautiful“, gelingt Basinski und Schaefer hier eine Art von Musik zu erzeugen, die den Hörer in eine kaum fassbare Stimmung versetzt.

Label: Temporary Residence Limited

.