WILLIAM BASINSKI / LAWRENCE ENGLISH: Selva Oscura

Mit vielen seiner Veröffentlichungen hat William Basinski die Grenzen von alten Arbeiten und neuen Kompositionen verwischt. Sein extensives Archiv mit Tapeloops aus den frühen 80ern dient ihm immer wieder als Klangmaterial für seine Kompositionen (zuletzt noch auf seiner Hommage an David Bowie).  Keine seine Arbeiten hat mehr Resonanz erfahren als die vier Teile von „The Disintegration Loops“, die es inzwschen sogar bis ins New Yorker 9/11-Memorial geschafft haben.

Basinski hat in den letzten Jahren neben seinen (häufig auf Tapeloops basierenden) Soloarbeiten aber auch eine Reihe von Alben mit Richard Chartier aufgenommen. Nun erscheint mit „Selva Oscura“ eine Zusammenarbeit mit dem australischen Ambientmeister Lawrence English.

Der Titel des die erste Plattenseite füllenden Stücks „Mono No Aware“ verweist auf die Vergänglichkeit aller Dinge und ist eine verrauschte Klangfläche, in die melodische und repetetive Passagen eingewoben sind. Man meint leichte (Ver-)Änderungen zu hören, aber die Komposition hat auch durchaus einen Moment des Zyklischen. Hier fühlt sich der Hörer von einer leichten Melancholie ergriffen, die weit entfernt ist von der tiefschwarzen Verzweiflung, die manche Vertreter des Dark Ambient zu evozieren suchen. Das Titelstück ist kompositorisch ähnlich angelegt, klingt aber dunkler, die melancholische Grundstimmung des ersten Tracks wird (etwas) tiefer geschwärzt. Insofern ist die aus Dantes Inferno entlehnte Phrase „Selva Oscura“, die den „dunklen Wald“ bezeichnet, in dem Dante sich zu Beginn seiner Reise befindet, durchaus treffend und es passt, wenn es von Künstlerseite über den Albumtitel heißt: „it metaphorically speaks to both those who find themselves on the unfamiliar path and more explicitly the nature of losing one’s way in place and time.“ (MG)

Label: 2062 / Temporary Residence