KITCHEN CYNICS / GREY MALKIN: The Montrose Air Station Ghost / What Shall I Say 7″

Verhuschte Glöckchen locken einen in eine surreale Parallelwelt, in der verwaschene Formen eiernde Bewegungen vollziehen und wieder in der sepiafarbenen Kulisse verschwinden, in der keine auch nur halbwegs scharfen Konturen Orientierung geben. Sind es die Klänge einer elektrischen Gitarre, die den Schauplatz mit weiteren, nie vollends ortbaren Sounds ausfüllen? Kitchen Cynics und Grey Malkin haben den dritten Teil ihrer 7″-Reihe mit Geistergeschichten mit viel Kolorit gefüllt.

Bei dem Schauplatz handelt es sich um die zwischen den schottischen Städten Dundee und Aberdeen gelegene Montrose Air Station, und wenn der nach dieser benannte Song sich mittels Strumming und Piano erst in ein fragiles Folkstück verwandelt hat, besingt Alan Donaldson auf seine unnachahmlich spröde Art die Geschichte eines jungen Royal Flying Corps-Offiziers, der dort vor mehr als hundert Jahren bei einem Unfall ums Leben kam. Jahrelang gab es Berichte, in denen unterschiedliche Menschen seinen Geist und sogar seine Maschine am Himmel gesehen haben wollten. Mit der Zeit offenbart der Song immer mehr von seiner inhärenten Wehmut, die nicht nur daher rührt, dass in ihm auch eine tragische Liebesgeschichte steckt.

Das die zweite Seite der Single füllende “What Shall I Say” beginnt mit lieblich verträumten Gitarrenparts, hinter die sich bald eine ambiente Entrücktheit schiebt. Der beinahe schüchtern vorgetragene Text referiert auf Szenen eines Filmklassikers, nämlich Jack Claytons auf Motiven von Henry James basierenden The Innocents von 1961, bei dem das Wiedergänger-Motiv mit dem der Besessenheit zu einem schaurigen Psychodrama verquickt wurde. Die ebenso schöne wie beklemmende Atmosphäre des Films, die sich auch der Tatsache verdankt, dass die Frage, ob er Spuk vielleicht doch nur im Kopf der von Deborah Kerr verkörperten Gouvernante existiert, nie ganz aufgelöst wird.

Eine schlichte, fast schon unbekümmert daherkommende Lieblichkeit, die ihren traurig-tragischen Ton erst mit der Zeit offenbart und der Verzicht auf allzu düstere Gesten machen den Song eindrucksvoller als die hundertste “O Willow Waly”-Interpretation, bei der man ohnehin wenig falsch machen kann, wenn man sich nur einigermaßen an das Original hält. Dass diese Zurückgenommenheit für jede der Spukgeschichten von Malkin und dem Küchenzniker gilt, trägt viel zum ganz eigenen Charisma der Reihe bei. (U.S.)

Label: Reverb Worship