KING AYISOBA: Work Hard

Was immer man sich unter einem Titel wie “Work Hard” vorstellen mag – im Falle von King Ayisobas neuem Album, das in Zusammenarbeit mit der westafrikanischen Producerlegende Francis Ayamga, Arnold “Zea” de Boer und einer ganzen Reihe an weiteren Größen eingespielt wurde, steht er in erster Linie für einen aufgeweckten und nicht selten heiteren Kämpfergeist, der sich an vielen Stellen auf dem Fundament folkig grundierter Elektroklänge ganz energisch gegen Korruption und Misswirtschaft im eigenen Land Ghana und, wenn man den Texten folgt, in ganz Afrika richtet und sich dabei nicht scheut, heikle Themen anzusprechen.

King Ayisoba ist einer der Protagonisten des zeitgenössischen Kologo-Stils, einer semi-traditionellen Musikrichtung, die sich vor einigen Jahren im Norden des westafrikanischen Landes herausgebildet hat. Im Zentrum steht das gleichnamige regional populäre Saiteninstrument, das europäische Ohren entfernt an ein Banjo erinnern kann und in den heutigen Spielweisen oft mit vitaler Elektronik und energischen Gesängen in Frafra, Twi und Englisch kombiniert wird. Neben Stars wie Ayuune Sule, Atamina und Prince Buju gehört King Ayisoba zu den international bekanntesten Exponenten dieser Musik.

Der Opener “Good Things God Knows” ist wie ein alarmierender Weckruf: Zackige Rhythmen, traditionelle Flöten, sanfte weibliche backing vocals und Ayisobas typisch kraftvolle Shouts rufen zum Kampf gegen die korrupten African leaders, denen der Meister bereits ein ganzes Album gewidmet hat, und deklamieren das Grundsätzliche, das so gerne vergessen wird: “We need peace and love”. Einige Rapper und Dancehall-Künstler kommen schon in diesem ersten Minuten zu Wort, doch das letzte Wort haben Kinder.

Ayisoba weiß seine Stilmixtur immer wieder gut zu variieren, es gibt vom Schwerpunkt her elektronische, aber auch stärker akustisch instrumentierte Stücke, manche sind aggressiver und kämpferischer, andere wiederum sind etwas laidback und von der Stimmung gesetzt. In letzteren ist oft die Kologo deutlicher zu hören wie z.B in “Bossi labomé”, das auch durch seinen angenehmen Rhythmus und der Melodie des englisch gesungenen Refrains den vielleicht größten Pop-Appeal das Albums hat. Wesentlich aggressiver die Standpauke in “People talk too much”: Hier wird der Lärm des alltäglichen Geschwätzes quasi onomatopoetisch eingebaut und durch die Art des Gesangsvortrags und des Instrumentenspiels imitiert. Gegen Ende kommen immer neue multilinguale Facetten hinzu und der Song endet kurz vor dem thematisch angemessenen Burnout.

Jeder der Songs hat seine ganz eigenen Überraschungen in petto – diese können musikalischer Natur sein wie in “Nambe Sonne”, wo ein hypnotischer Takt wie in einer Collage auf das Fundament eines anrührenden geloopten Flötenspiel geklebt ist und mit diesem gemeinsam den Hintergrund für einen Text des Kollegen Atamina bildet. Das gilt aber auch für die weniger offensichtlich experimentellen Stücke wie das eingängige “Kokoko enter”, wo mit Kologo und heiteren Bläsern (oder sind es Synthies?) eines der besten Stücke zum Einstieg in den Kologo-Kosmos geschaffen wurde.

Wieder andere Stücke überzeugen besonderes über ihre Texte, so “Tribe”, das ein Plädoyer für die Bewahrung lokaler Sprachen und die entsprechende Bildung für Kinder darstellt, oder das Plädoyer für Widerstandsgeist in schweren Zeiten in “Abome”, das auf den Fundus lokaler Parabeln zurückgreift. Im abschließenden “Buri Malima” zeigen King Ayisoba und seine Crew noch einmal was sie können und schaffen im Zusammenspiel mit lokalen Folkmusikern an Blasinstrumenten und Drums den mitreisenden theatralischen Abschluss eines an Granteleien und offenen Plädoyers reichen Albums, das in Sound und Text ebenso streitbar wie hoffnungsfroh ist. (U.S.)

Label: Glitterbeat Records