Das Schweigen der unendlichen Räume des Alls ließ schon Pascal erschau(d)ern und ein österreichischer Misanthrop setzte diese berühmten Worte aus den Pensées des Franzosen vor seinen Roman Verstörung. Hollywood hat sich in den letzten Jahren (wieder) vermehrt dem Weltraum zugewendet: Alfonso Cuarón hat mit Gravity dem Zuschauer zumindest kurzzeitig verdeutlicht, was man (auch) unter der Geworfenheit des Menschen verstehen kann, um dann allerdings durch das obligatorische (und wohl notwendige) against-all-odds happy ending Konsequenz vermissen zu lassen, Weiterlesen
Archiv des Autors: Michael
V.A.: The Last House On Dead End Street
Wenn man inzwischen auf Langstreckenflügen Episoden von The Walking Dead sehen kann, dann merkt man, wie weit man inzwischen von der Video Nasties- und „Mama, Papa, Zombie“-Hysterie der frühen 80er entfernt ist. In den letzten Jahren sind vermehrt, u.a. über Death Waltz, Soundtracks von Filmen auf Vinyl veröffentlicht worden, die früher Betroffenheitsfanatiker zum Klo hätten rennen lassen. Weiterlesen
NOVEMBER NÖVELET: The World In Devotion
Von den minimalistischen analogen Dissonanzen, die das Debüt „More Satanic Heroes“ prägten, hat sich der Haus Arafna-Seitenableger hin zu einer von Vintagesynths geprägten minimalen, analogen und melancholischen Popmusik entwickelt und auf inzwischen drei Alben und drei EPs gezeigt, wie – Achtung! Oxymoron – zeitgemäße an der elektronischen Vergangenheit orientierte Musik klingen kann. Weiterlesen
400 PPM: Just In Time
Shawn O‘ Sullivan, der u.a. mit Led Er Est, einem Trio aus New York, eine Musik spielt, die ihre Inspiration ganz sicher aus dem Wave der 80er zieht und mit ihnen auf einer Reihe von Alben die Möglichkeiten melancholischer Musik ausgelotet hat, debütierte 2013 mit einer EP unter dem Namen 400 PPM, auf dem er einen reduzierten Techno spielte, der musikalisch scheinbar weit entfernt von Led Er Est war, was aber nicht verwunderte, hat O‘ Sullivan seine Wurzeln doch im Techno. Weiterlesen
CURRENT 93: The Moons At Your Door
Im Anfang war das Wort. So könnte man die Geschichte der Genese/der Genesis von Current 93 beginnen, denn obwohl längere Texte auf dem Frühwerk nur selten vorkamen und manchmal die Stimme nur ein Klang(mittel) unter anderen war, so spielte das Konzept(ionelle), der Logos schon immer eine dominierende Rolle – man denke nur an das musikalisch noch etwas unausgegorene 1983 erschienene 12′-Debüt „LAShTAL“. Weiterlesen
CONSUMER ELECTRONICS: Dollhouse Songs
Überraschend schnell legen Philip Best, seine Frau Sarah und Russell Haswell nach dem im letzten Jahr veröffentlichten „Estuary English“ mit „Dollhouse Songs“ einen Nachfolger vor, der an den Vorgänger textlich wie musikalisch anknüpft. Eröffnet wird das Album, dessen Cover Trevor Brown gestaltet hat, mit „History of Sleepwalking“, einem Stück aus verzerrten, brutzelnden Sounds, und (kaum zum Tanzen animierenden) Beats. Weiterlesen
SUBLIMINAL: Sterben Lassen
Mit zwei Alben und einer Reihe von EPs hat sich Albert Fisch als inzwischen rabiatester Künstler in der Galakthorrö-Familie etabliert. Thematisch ein Feld beackernd, das Throbbing Gristle mit „Very Friendly“ und „Slug Bait“ zuerst bestellt haben. „Out of the Light“ verzichtet fast völlig auf Rhythmus, stattdessen eine pulsierende Klangfläche; Fischs Stimme klingt, als wolle er einen Hybrid aus Power Electronics und Black Metal in die Welt werfen: verzerrt, schreiend, kreischend. Weiterlesen
DA-SEIN: Tautology
Ich und auch andere Kollegen haben im Laufe der Jahre immer wieder auf diesen typischen (analogen) Galakathorröklang hingewiesen, einen Sound, der –auch wenn der Grad der Drastik der einzelnen Projekte doch unterschiedlich war – zu einer gewissen Wiedererkennbarkeit führte und für den sich dann der von SPK entlehnte Begriff des Angst Pop einbürgerte. Gleichzeitig war dieser Klang ebenso wie die gewählte Gattungsbezeichnung offen genug und ließ deswegen (genug) Spielraum. Weiterlesen
DREW MCDOWALL: Collapse
Hatte man sich in den letzten Jahren daran gewöhnt, dass aus der Unfähigkeit und/oder Unwilligkeit der Nachlassverwalter von Coil resultierend, kein Modus zur Wiederveröffentlichung der Alben gefunden wurde, wodurch den Bootleggern kampflos das Feld überlassen wurde, so waren die Coil-Veröffentlichungen der letzten Monate auf andere Weise wenig erquicklich: Da gab es die sowohl vom Design als auch von der Stückzahl her äußerst dürftigen acht Weiterlesen
V.A.: Drone-Mind // Mind Drone. Volume 4
Egal ob auf der inzwischen eingestellten und durchaus legendären 7′-Serie oder auf der inzwischen in die vierte Runde gehenden Compilation-Reihe „Drone-Mind // Mind Drone“, auf der jeweils vier Künstler ihre Interpretation, ihre Variation des Drones spielen – es ging und geht immer (auch) um den Drone als das Bewusstsein erweiternde, die Wahrnehmung (ver)ändernde Musik: „Drone music is seen as more than a mere ‘music style’, it expresses an approach to perceive and understand the world“, heißt es dann auch ganz konsequent und selbstbewusst zur Konzeption. Weiterlesen
LAST DOMINION LOST : Snowdrops From a Curate’s Garden
Es gibt das schöne Bonmot, dass jemand, der sehr wohlhabend und psychisch derangiert ist, exzentrisch sei, jemand, der ein wenig Geld besitzt und die gleichen Symptome aufweist, sich in ein Sanatorium begibt und jemand, der mittellos ist, im Irrenhaus landet – was deutlich macht, wie sehr Kategorisierungen von psychischen Erkrankungen (auch) von der sozio-ökonomischen Situation abhängen. Weiterlesen
TROUM & YEN POX: Mnemonic Induction
Als 2002 diese 2000 entstandene Zusammenarbeit des amerikanischen Duos mit den zwei Musikern aus Bremen auf Malignant Records veröffentlicht wurde, da kamen einem zwei Gedanken: Beide Projekte arbeite(te)n mit flächigen Klängen, so dass eine Zusammenarbeit durchaus nachvollziehbar war. Auf der andren Seite machten Yen Pox „Blood Music“, Musik für ein „New Dark Age“ (um die Titel ihrer ersten beiden Alben zu zitieren) – nach langer Pause situieren sie ihr neues Album „Between the Horizon and Abyss“ an –, während Troum sich auf ihren zahlreichen Veröffentlichungen oft mit Zuständen jen- und abseits des Wachens beschäftigten, z.B. auf der fantastischen „Tjukurpa“-Trilogie. Weiterlesen
We still need to document our future through song. Interview mit Trappist Afterland
Oftmals hat man den Eindruck, dass aufregende, erregende Musik von denen gemacht wird, deren Einflüsse breit und nicht auf ein Genre begrenzt sind. Trappist Afterland, das Projekt des Australiers Adam Cole, bestätigt das. Auf der Facebookseite der Band werden die Einflüsse offengelegt, und die lesen sich wie ein Gang durch die Geschichte psychedelisch(st)er (nicht nur Folk) Musik. Auf den bisherigen Alben, von denen das jüngst erschienene „Afterlander“ das erste ist, das auf Vinyl gepresst wurde, wurde aber auch immer wieder deutlich, dass Cole Interesse an außereuropäischer Musik hat – im folgenden Interview berichtet er Weiterlesen
JOEL LANE: The Anniversary Of Never
Unter den jüngeren Autoren der weird fiction scheint der 2013 relativ jung verstorbene Joel Lane ein Chronist der Versehrten, ein Archivar des Verlusts zu sein: „Personal loss is an important literary theme and one that I return to quite often“ sagte er in einem Interview, das ich vor zwei Jahren mit ihm führte. Wenn in (s)einem in The Socialist veröffentlichten Text über Noir-Romane Lane davon spricht, dass es sich bei diesen Texten um „literature of despair, paranoia and alienation” handle, dann kann man das zumindest partiell auch als eine Beschreibung seiner Literatur(en) verstehen. Weiterlesen
ROBIN CRUTCHFIELD: Into The Dark Wood
Zum inzwischen fünften Mal widmet sich der ehemalige Dark Day-Musiker seinen „acoustic glissando and drone soundscapes for the daydreamers of the world “, seinen minimalistischen und repetetiven Harfenminiaturen für „fairie folk“, „friends in the enchanted otherworld“ und „hidden folk“, die gerne auch einmal „toadstool soup“ zu sich nehmen. Nach Ausflügen zu Dark Holler und Important Records veröffentlicht Crutchfield seine Reise „in den dunklen Wald“ im Eigenverlag auf seinem Minilabel Nigh Eve Recordings lediglich als Download. Weiterlesen
SLEAFORD MODS: Key Markets
Jüngst noch vom Observer als „one of 2014’s least likely success stories” tituliert, so haben die Sleaford Mods es tatsächlich seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Divide and Exit“ in nahezu jedes Presseerzeugnis geschafft: Von Zeit bis TV Spielfilm preist man das Duo als – so lautet das gäng(st)ige Narrativ – diejenigen, die den gegenwärtigen Zustand der „sceptered isle“ am genauesten sezieren. Inzwischen haben die Sleaford Mods sogar Glastonbury gespielt (auch wenn es offenbar nicht sehr viel Spaß gemacht hat). Der Opener „Live Tonight“ mit seinem Chor aus grölenden Fans wie auch der Titel scheinen den jüngsten Erfolg zu ironisieren. Weiterlesen
HERBST9: Fragmentary
Das Doppelalbum „Fragmentary“ lässt sich als Livedokument wie auch als eine Art Werkschau des deutschen Duos betrachten, denn die 16 Tracks (inklusive fünf bislang unveröffentlichter Stücke) stammen so in etwa aus jeder Schaffensphase. Der dunkle Ambient, den Herbst 9 seit Ende der 90er auf einer Reihe von Alben gespielt haben, wurde durch Artwork und Titelgebung in Regionen verortet, die zeitlich und örtlich weit entfernt von unserem Habitat sind, Weiterlesen
DEISON & UGGERI: In the Other House
Der Topos des Spukhauses findet sich in den meisten Medien – oder wie es bezogen auf den Film Georg Seeßlen und Fernand Jung formulieren: „Vom verdammten Haus zu erzählen scheint dem Kino von Anfang an aufgetragen.“ In der Literatur hat Mark Z. Danielewski mit House of Leaves vielleicht einen postmodernen Endpunkt gesetzt und in der Musik war es der Ambient, der die Beschallung von Räumen teils im Titel trug (vgl. Brian Eno) und dessen uneheliches Kind das Attribut „Dark“ verwendete, um finsterste, nicht immer ganz klischeefreie Evokationen von unheilvollen Orten zu erzeugen. Weiterlesen
TIMEMOTHEYE & THE SPECTRAL LIGHT: Grave Needs
In einem vor einiger Zeit veröffentlichten Interview sprach Timothy Renner davon, dass das Introspektive von Stone Breath, die Thematisierung von Spiritualität, langsam an einen Endpunkt komme, sich sein Schreiben verändere und er gab zu, dass die politischen Texte, die er mit seinem Crossoverprojekt Albatwitch schreibe, augenblicklich von ihm als „dringender” – vielleicht möchte man sagen “drängender” – empfunden würden. Weiterlesen