NOVÝ SVĚT: DeGenerazione

Wir haben schon oft auf diesen Seiten angesprochen, welch reiches Füllhorn verschiedenster Musiken das aus Jürgen Weber und Frl. Tost bestehende (und am 5.5.22 wohl endgültig aufgelöste) Duo über dem Hörer ausschüttet(e). Nový Svět bedienten sich all die Jahre an so vielen Genres, dass man wohl eher fragen müsste, was bisher noch nicht von ihnen berührt wurde.

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JOTA SOLO: Nessuno

Letztes Jahr erschien das bisher unveröffentlichte Album Nový Světs “Desde Infiernos De Flores”, wurde nach vielen Jahren dem Limbus glücklicherweise entrissen. Das war ein Album der Zurückhaltung und Reduktion. Zwar wurden Nový Svět in ihrer Anfangsphase aufgrund ihres Labels primär in der (Post-)Industrial- und Neofolkszene rezipiert, aber das war von Anfang an nur sehr bedingt passend, zu sehr sprengte die Musik, vielleicht sollte man sogar eher von Musiken sprechen, von Jürgen Weber und Frl. Tost (Genre-)Grenzen – musikalisch wie thematisch. Weiterlesen

MUSHROOM’S PATIENCE: Water

Über die personell fluide italienische Avantgardeband Mushroom’s Patience – ich sagte das schon einmal – könnte man ein ganzes Buch schreiben, ein ausgesprochen dickes sogar, wenn man zwischen die Kapitel zu den verschiedenen Werkphasen von den frühen 80ern bis heute, in denen sich der musikalische Stil immer wieder neu ausrichtete, noch die anderen Projekte von Mastermind Raffaele Cerroni wie Microloop und Bluphonic abhandeln würde. Weiterlesen

NOVÝ SVÊT: Desde Infiernos De Flores (Redux)

Unter all den Gruppen, die irgendwie dem weiteren Umfeld des Postindustrials entsprungen sind, nimmt/nahm das aus Jürgen Weber und Frl. Tost bestehende österreichische Duo Nový Svět eine Sonder- und Ausnahmestellung ein: Zu sehr überschritt man enge Genregrenzen, zu sehr bediente man sich aus einer schier unüberschaubaren Menge verschiedenster Musiken, um daraus für jede Veröffentlichung eine ganz eigene wie eigenwillige Mischung zu erschaffen – Weiterlesen

Ô PARADIS: Liquido

Es gibt im Werk von Ô Paradis einen Charakterzug, der meinem Eindruck nach in den letzten Jahren immer deutlicher wurde, nämlich die Tendenz, so etwas wie Schönheit, Opulenz, Wohlklang etc. nicht nur als etwas Fragiles zu zeichnen, sondern in einer fast chaotischen und gelegentlich spröden Unaufgeräumtheit – als eine staubige Schatz- und Rumpelkammer an Klängen, der gerade noch so viel Weiterlesen

It’s hard and tender at the same time. Interview mit Comando Suzie

Als Raúl López vor rund fünfzehn Jahren sein Projekt Comando Suzie aus der Taufe hob, ahnte er wahrscheinlich kaum, dass er einem musikalischen Retrotrend zuvor kam, denn zur Mitte der Nullerjahre feierten die hippen Hochglanzmagazine noch einträchtig Postrock und Studentenfolk als die postmoderne Avantgarde der Stunde – erst Jahre später sollte mit Boy Hasher u.v.a. newwavig angehauchter Electropop durch die Postillen geistern, den das Weiterlesen

It’s hard and tender at the same time. Interview with Comando Suzie

When Raúl López launched his project Comando Suzie some fifteen years ago, he probably had no idea that he was anticipating a musical retro trend, because in the mid-90s the hip glossy magazines were still pushing post-rock and student folk as the post-modern avant-garde of the hour. Years later, when Boy Hasher and an array of other new wave influenced pop groups haunted the realm of music, the Catalan project has long since Weiterlesen

Ô PARADIS: Weiter Weg

Auf musikalische Überraschungen sind die meisten Fans bei Ô Paradis längst gefasst, denn in einem gewissen Rahmen erfindet sich Demians Musik immer wieder neu, gibt sich schwerer oder luftiger, elektronischer oder akustischer, eingängiger oder herausfordernder. Die spanischen Texte im mollastigen Ton und vorgetragen mit warmer Baritonstimme gelten eigentlich als verbindende Konstante – “eigentlich” deshalb, da es bereits ein Album zusammen Weiterlesen

KDK: Doppel-CD-Retrospektive von Teatro Satanico

Die seit 1993 aktiven Italiener von Teatro Satanico veröffentlichen auf Old Europa Café eine Doppel-CD, die eine Art Retrospektive von zwischen 1993 und 2018 entstandenem Material ist. Dabei enthät „KDK“ Unveröffentlichtes, rare Stücke, die ursprünglich auf sehr limitierten Tonträgern erschienen sind und auch Klassiker, wie z.B. „Commandante Bruno“. Die Band selbst spricht weniger von einem „Best Of“-Album als von einer „sonik biographical story“.

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COÀGUL / COMANDO SUZIE / ESCAMA SERRADA / Ô PARADIS: La Nueva Guardia

Musikalische Communities, die sich an einem bestimmten Ort, um ein Label oder innerhalb eines Freundeskreises herausbilden, sind eine interessante Sache, v.a. wenn sich bei all den dort entstehenden Erzeugnissen ein roter Faden finden lässt – mehr allerdings noch, wenn dieser Faden nicht in oberflächlichen Merkmalen wie Genrezugehörigkeit oder bestimmten inhaltlichen Schwerpunkten zu finden ist, sondern irgendwie vage und doch spürbar in der Luft liegt. Weiterlesen

My own quest is a transmission of energy. Interview mit Marc O’Callaghan von Coàgul

Wahrscheinlich ist es die enorme Energiegeladenheit, die einem als erstes ins Auge springt, wenn man zum ersten mal Marc O’Callaghan bei einer Show seines Projektes Coàgul auf der Bühne sieht. Gleichzeitig entsteht der Eindruck, dass die druckvolle elektronische Musik des Katalanen, die immer wieder – etwas vorschnell? – mit klassischer ritueller Elektronik wie TG oder frühen Coil verglichen wird, ganz spontan entstanden ist – improvisiert, aus der Stimmung heraus oder einer inneren Notwendigkeit folgend entstanden. Das gleiche gilt für die Weiterlesen

Das Opium der Schönheit. Interview mit Demian von Ô Paradis

Es gibt Attribute, mit denen man sparsam umgehen sollte, wenn man über Musik spricht, und eines davon ist sicher das Wort einzigartig. Man sollte aber nicht allzu erschrocken sein, wenn es einem im Bezug auf Ô Paradis ab und an herausrutscht, denn für einen solchen Fauxpas gäbe es Anlässe genung: Die Kunst, mit gesampleten Sounds originelle Kollagen zu zaubern, die gekrönt mit einer Weiterlesen

NOVÝ SVĚT / GERMAN ARMY: Split 7”

Von dieser im vergangenen Herbst erschienenen Split 7” sind wahrscheinlich nur noch wenige Exemplare zu ergattern, aber da mich das gute Stück nun nach einer postalischen Irrfahrt doch noch erreicht hat, soll es den Lesern unserer Seite, die sicher zum Großteil mit dem undefinierbaren Kosmos Nový Světs und der von Noise und Exotica angereicherten Elektronik German Armys vertraut sind, nicht vorenthalten werden. Weiterlesen

NOVÝ SVĚT / SPETTRO FAMILY: Split (7′)

Es ist vielleicht ganz passend, dass Nový Svět sich eine 7′ mit Spettro Family teilen – erst einmal ganz unabhängig von eventuellen musikalischen Querbezügen. Denn in den Jahren nach der Auflösung des österreichischen Duos gab es immer wieder bislang unveröffentlichte Aufnahmen, mal waren es die kurzen, auf englisch gesungenen minimalistischen Folksongs auf „Into Your Skies“, mal die auf drei limitierten Tapes versammelten verrauschten Ambientminuaturen der „Selected Ambient Works“ oder aber die unveröffentlichte, überraschenderweise aus den Sessions zum unveröffentlichten Album „Desde Infiernos De Flores“ stammende Dubstepnummer „Yo No“ auf der kürzlich erschienenen Weiterlesen

NOVÝ SVĚT: Doce

Nový Svět, die beiden Wiener mit ihren schrägen, meist auf Spanisch gesungenen Gassenhauern, galten zeitlebens als Rarität, als Auskennerding, als von wenigen gehüteter Schatz, und doch waren sie eine der wichtigsten Bands im vergangenen Jahrzehnt, nahmen vieles vorweg und versahen ebenso vieles mit einem treffenden, doppelbödigen Kommentar. In den Industrial- und Folk-Nischen, in denen sie wohl doch noch am meisten wahrgenommen wurden, nisteten sie sich nur für kurze Zeit ein, stellten dort die wichtigsten Selbstverständlichkeiten auf den Kopf, um kurz darauf zu ihrer Tour durch ungezählte musikalische Möglichkeiten aufzubrechen. Was immer Jürgen Weber, Ulla Tost und ihre temporären Mitstreiter an Klängen und Stimmungen für ihre Weiterlesen

NOVÝ SVĚT: …Into Your Skies

Im Laufe der Jahre haben wir eine Reihe von sehr fruchtbaren Interviews mit Jürgen Weber geführt, die seine Herangehensweise(n) an die Musik beleuchteten und manchmal erhellten. Gleichzeitig sagte er uns zuletzt, wie sehr ihn an Interviews die oft zu Missverständnissen führende Zitierbarkeit störe. Insofern sollte man vorsichtig sein, wenn man sich jetzt auf frühere Äußerungen bezieht. Weiterlesen

SARAH JUNE – Interview

Gerade hat Sarah June auf Timothy Renners Label Hand/Eye ihr Debüt veröffentlicht, auf dem die jetzt in San Francisco lebende gebürtige Detroiterin dezent melancholische Songs mit einer im wahrsten Sinne des Wortes mädchen- (oder märchen-?)haften Stimme singt und sich meistens lediglich auf der Gitarre begleitet. Das in Eigenregie aufgenommene “This Is My Letter To The World” wirkt wie ein Album für einen Herbst, der von seltsamen Gestalten heimgesucht wird. Weiterlesen