Vielleicht ist Raum einfach das, was die Sinne zusammenbringt. Interview mit Elyse Tabet alias Litter

So schwer es auch ist, Musik qualitativ zu bewerten – das Album “Newfound Grids”, das die libanesische Künstlerin Elyse Tabet mit ihrem Projekt Litter vor einiger Zeit herausgebracht hat, zählt sicher zu den virtuosesten Geheimtipps atmosphärischer Elektronik und könnte in kompositorischer wie gestalterischer Hinsicht den einen oder anderen Maßstab setzen. Tabets Zugang zu Klängen und musikalischen Strukturen läuft nicht über die Codes der Notation, sondern eher über den visuellen Umweg der Farben, Formen und Linien. Dies mag einen bei einer Künstlerin, die ebenso sehr in Bereichen wie Weiterlesen

NIEDOWIERZANIE: Attendre

Immer wenn man denkt, atmosphärische elektronische Musik sei nun endgültig an ihrem Ende angelangt und friste ein überwiegend epigonales Dasein, stößt man unvorbereitet auf eine Platte, die so gar nicht langweilig und verbraucht klingt und es im Handumdrehen schafft, dass man alle Vorurteile wieder über Bord wirft. „Attendre“, das zweite Album dieses Projektes mit dem polnischen Namen, den ich mir nie länger als zehn Sekunden behalten kann, ist so ein Fall. Niedowierzanie, wie der in Deutschland lebende Franzose Léo sein musikalisches Medium nennt, steht für Weiterlesen

DALE COOPER QUARTET & THE DICTAPHONES: Métamanoir

Nach der immensen Aufmerksamkeit, die dem dunklen Sound des Kilimanjaro Darkjazz Ensembles und seinem Pendant im Zeichen des Mount Fuji zuteil wurde, hätte man fast vergessen können, dass es noch ein weiteres, wenn auch kleineres Gebirgsmassiv gibt, das zumindest indirekt als Namensgeber eines bizarren Zeitlupengroove fungiert: Gemeint sind die fiktiven Twin Peaks aus der gleichnamigen Serie von David Lynch. Vor ihrer Kulisse versuchte ein FBI-Agent namens Dale Cooper einen myteriösen Mord aufzuklären. Weiterlesen

THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE: From The Stairwell

Darkjazz und kein Ende. Nachdem Denovali Records vor kurzem erst „Anthropomorphic“, das neueste Produkt des Zweitunternehmens THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION ins gedämpfte Gaslicht entließ, legt das Stammprojekt THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE gleich nach. Weiterlesen

THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION: Anthropomorphic

Doomjazz, Darkjazz, wären die beiden Bands, die solche Begriffskonstrukte im Namen tragen, nicht durchweg cool und mit einer stilvollen Mixtur aus Unnahbarkeit und Ironie ausgestattet, müsste man sie als Kategorien wohl ablehnen. Ernsthaft betrachtet klingen sie nämlich prätentiös und suggerieren, es handele sich um Spielarten des Jazz. Es handelt sich aber um Spielarten des Ambient, um recht virtuose und reichhaltige zudem. Ernst gemeint sind sie ohnehin nicht. Weiterlesen

ALLSEITS: Hel

ALLSEITS ist der Zwilling von ALL SIDES, dem etwas bekannteren Projekt der Bremer Drone-Spezialistin Nina Kernicke. Ob die beiden Bälger nun aus einem Ei stammen sei dahingestellt. ALLSEITS ist jedenfalls – Freunde des Dark Ambient aufgemerkt – der unterkühltere von beiden, denn im Unterschied zum basslastigeren, organischen Klangmaterial des Schwesterprojektes stehen hier eisig-metallische Klangflächen vorwiegend elektronischen Ursprungs auf dem Programm, die durch ein Land voll unklar umrissener Schatten führen und eine subtile, bedrohliche Stimmung generieren. Weiterlesen

LUSTMORD: Other

In den vergangenen Jahren hat Brian Williams sowohl auf Albumlänge (“Pigs Of The Roman Empire“ zusammen mit den MELVINS) als auch bei der Wahl seiner Mixtätigkeit (für u.a. TOOL, PUSCIFER, ISIS, GANG OF FOUR) gezeigt, dass er aus dem (engen) Dark Ambient-Korsett ausgebrochen ist, wobei Veröffentlichungen mit METAL BEAST früher schon verdeutlichten, dass er da nie ganz reinpasst hatte. Weiterlesen

LUSTMORD: The Dark Places of the Earth

Waren in der Vergangenheit radikalere musikalische (Ver-)Änderungen im dem Album zugeschriebenen Projekt (LUSTMORD vs. METAL BEAST oder LUSTMORD MELVINS) illustriert, wich das letzte Album mit seiner Beteiligung von Musikern von TOOL, ISIS und den MELVINS und dem (sieht man von “Juggernaut“ einmal ab) erstmaligen Einsatz von Gitarren von diesem Schema ab. Weiterlesen

SRMEIXNER & BAND OF PAIN – Split (7″)

Black Rose Recordings ist das Hauslabel der Pestmaskenträger von CONTRASTATE, ein renommiertes Ambient-Industrial-Trio aus dem Vereinigten Königreich, das zugleich zu dessen schärfsten Kritikern zählt. Dieser Tage erreicht mich im schicken Pergamentcover eine schon länger veröffentlichte Single aus dem kleinen Musikverlag, die mit den qualitativen Standards von Drone Records auf Augenhöhe ist. Weiterlesen

TROUM: Sen

Sowohl dem Label Drone als auch der Musik TROUMs ging es immer (auch) um Un(ter)bewusstes, um die Öffnung verschiedener Kanäle zur (Selbst-)Erkenntnis, der Verweis auf die “Dreamtime“ der australischen Ureinwohner bei der vor einigen Jahren erschienenen “Tjukurpa“-Trilogie mag da nur konsequent (gewesen) sein. Im Jahre 2000 erschien im Rahmen der “Mort Aux Vaches“-Reihe das zweite Album des Duos mit dem Titel “Sen“, ein 62-minütiger Track, der der Konzeption der Reihe entsprechend, 1999 live eingespielt worden war. Weiterlesen

TOR LUNDVALL – Interview

1998 erschien ein Album, das Tony Wakeford mit dem bisher als Maler bekannten Tor Lundvall aufgenommen hatte: Der herbstlichen Ausrichtung entsprechend, fanden sich auf “Autumn Calls“ fragile Kompositionen, auf denen elektronische  ambiente Passagen mit melancholischer akustischer Instrumentierung kombiniert wurden. Seitdem hat Tor Lundvall sich alleine den restlichen Jahreszeiten gewidmet, dem Frühling (“The Mist“), Sommer (“Under the Shadows of Trees“) und Winter (“Ice“), wobei das Herbstliche seiner Arbeit wahrscheinlich am nächsten stehen dürfte. Weiterlesen

TOR LUNDVALL: Yule

Auch wenn die Jahreszeit nicht mehr ganz angemessen scheint, so sollte diese Veröffentlichung des amerikanischen Malers und Musikers (siehe Interview im letzten Black) nicht unkommentiert bleiben. Als EP deklariert, kommt dieses CD auf über 40 Minuten Spiellänge und vereint sowohl ruhige, getragene, instrumentale Ambientklänge (etwa “Busy Station“, “The train home“) als auch von Lundvalls entrückten Vocals geprägte Stücke (z.B. “Christmas Eve“, “Yule song“); Weiterlesen