COMPOUND EYE: Journey From Anywhere

„Journey From Anywhere“ ist nach dem sehr limitierten „Origin of Silence“ von 2012 das zweite Album des aus Drew McDowall und Tres Warren (Psychic Ills) bestehenden Projekts. McDowall war von Mitte der 90er bis zum ersten Teil von „Musick to Play in the Dark“ Mitglied von Coil und musikalisch bewegt sich Compound Eye auch in einem ähnlichen Universum wie diese.

Der kurze und melodische Opener „Foehn“ klingt (auch aufgrund der kurzen Spielzeit) wie eine Fingerübung für das, was dann kommt. „Archaic Atmosphere“ klingt mit seinen an- und abschwellenden Drones wie eine harmonische(re) Version von Time Machines. Das bizarr betitelte „The Hydraulic Regime Vibrates From Within“ knüpft daran an, beginnt aber mit monotonem Pochen, zu dem Drones hinzukommen und ist insgesamt vielleicht etwas reduzierter und düsterer. Was auffällt ist, wie es McDowall und Warren gelingt, Statik und Monotonie – etwas, das eine nicht unerhebliche Anzahl von Droneplatten aufweisen und das oftmals (nur bedingt erfolgreich) mit dem Attribut hypnotisch kaschiert werden soll – zu vermeiden. Immer wieder kommen neue Texturen hinzu, die das Klangbild leicht modifizieren. Das Titelstück scheint auf Harmoniumdrones zu basieren, wirkt anfangs etwas weniger dynamisch als die beiden Vorgänger – es gibt Passagen, da klingt der Drone in seiner Komprimiertheit wie ein Schiffshorn – , dann aber kommen im Verlauf des Tracks melodische Passagen hinzu, die dem Track ein Moment des Melancholischen verleihen. Einer der Höhepunkte des Albums ist „Cosmic Exhaust: The Selector“, ein selbst als „cut-up composition“ bezeichneter Track, der in etwa so klingt, als hätten Louis und Bebe Barron versucht eine Droneplatte einzuspielen. Verglichen damit klingen die beiden Teile von „Open Interval“ etwas zu gefällig. Dafür ist der Ausklang der Platte grandios: „The Outer Sphere“ ist anfangs eine Art Minimaltechno mit Dubelementen, bevor im zweiten Teil des Tracks Drones hinzukommen. Der Titel des Albums sollte m.E. nicht als eine Feier des Beliebigen verstanden werden, sondern – vielleicht auch wie der Projektname selbst – ein Hinweis auf das Multiperspektivische der Herangehensweise.

„Musick cures you of time“ hieß es vor Jahren auf dem Time Machines-Album : Ein wirkliches Antidot gegen die Zeit, dieses „Echo einer Axt in einem Wald“ (P. Larkin) ist „Journey From Anywhere“ nicht bzw. kann es natürlich nicht sein, aber dafür ist es eine der besten – im weitesten Sinne gefassten – Droneplatten, die ich seit längerem gehört habe.

(M.G.)

Label: Editions Mego