COH: Music Vol.

Unter denjenigen, die computerbasierte Musik machen, gibt es wenige, die das so ernsthaft betreiben wie Ivan Pavlov, der seit Jahren als COH in verschiedensten Genres elektronischer Musik agiert. Dabei können innerhalb einer Veröffentlichung Stimmungen und musikalische Ausrichtung wechseln, wie auf der vor etlichen Jahren veröffentlichten hervorragenden „Love Uncut EP“. Andere Veröffentlichungen waren rhythmisch orientiert, etwa wenn Pavlov seine Version von Girogio Moroder inspirierter Tanzmusik oder Techno spielt. „Music Vol.“ schlägt eine andere Richtung ein, mancher mag sich entfernt an das auf Eskaton veröffentlichte Album „Above Air“ erinnert fühlen. Im Pressetext wird davon gesprochen, dass „Music Vol.“ „a sonic space that leads into delicate subconscious spheres“ eröffne. Es scheint also eher um Introspektion zu gehen als um das Expressive, Extrovertierte desjenigen, der auf der Tanzfläche seinen Körper bewegt und zur Schau stellt. “Music Vol.“ könnte man dann eher auf den Geist gerichtet sehen – wenn man dann solch eine (wahrscheinlich zu sehr simplifizierende) Dichotomie bemühen möchte.

Das an die Fab Four anspielende „Ether Fields Forever“ fügt durch die leichte Änderung des Titels eine neue (psychedelische) Dimension hinzu („Slip through the ether/We both slip through the ether/Slipstreams of memory slipping away“, sang der verstorbene Jhonn Balance vor über eineinhalb Jahrzehnten), Pavlov arbeitet hier viel mit Pausen, Stille (vgl. auch den Titel des Albums). Das ist oft ein fast behutsames Suchen nach den richtigen (melodischen) Tönen, dem angemessenen Klang. “Vivid” ist ein flächiges Stück aus kaum hörbaren Tönen, Melodieinsprengseln, das ebenso wie das das Album abschließende “Return to Mechanics” von der Stimmung gar nicht so weit von Tor Lundvalls „Night Studies“ entfernt ist, auch wenn die musikalische (fast mathematische) Herangehensweise bei Ivan Pavlov natürlich eine völlig andere ist. Einer der Höhepunkte des Albums ist „Night Over Peak 1079“: Ein atmosphärisches Stück, auf dem inmitten des Rauschen des Windes vereinzelte Töne ihren Weg zu suchen scheinen.

Wenn der Promotext von Immersion und Meditation spricht, dann könnte man eventuell sagen, dass “Music Vol.” so etwas wie Transzendentalelektronik sein könnte. Vielleicht ist das auch einfach nur für den Verfasser dieser Zeilen das menschlichste und gleichzeitig eines der stärksten Alben, das Ivan Pavlov in seiner Karriere veröffentlicht hat. (M.G.)

Label: Editions Mego