Mitte der 70er verbrachte der Anthropologe Ragnar Johnson, der sich in der Vergangeheit ausgiebig mit regionaler Musik in Äthiopien und dem Jemen befasst hatte, ein paar Monate in Papua Neuguinea, um zusammen mit seiner Kollegin Jessica Mayer rituelle Musik der Einheimischen zu erforschen und zumindest auf Tonkonserven vor dem Zahn der Zeit zu retten. Sein besonderes Augenmerk lag auf den meist aus Bambusrohren hergestellten Heiligen Flöten, mit denen die Stimmen von Geistern nachgeahmt und somit evoziert werden sollten.
Johnson und Mayer besuchten verschiedene Ortschaften nahe des Ramu-Flusses in der Region Mandang und untersuchten im komparatistischen Vergleich die unterschiedlichen Bau- und Spielweisen der Instrumente und ersuchten die Künstler um Darbietungen in orts- und anlasstypischer Art.
Selbstredend muss man einigermaßen vertraut sein mit der Musik Papua Neuguieas, um die Unterschiede in den verschiedenen Performances festzustellen. Konzentriert man sich auf die gemeinsamen Merkmale, so fällt als erstes ein trancehafter und zugleich ausgesprochen spröder Zug auf, der jedoch nach einer gewissen Gewöhnungszeit den Reiz dieser Musik ausmacht. Oft werden über eine gewisse Strecke lediglich zwei Töne gespielt, in größeren Abständen kommt es zu Brüchen in der minimalen Melodieführung oder im Tempo, und erst nach einer Weile differenziert sich die Struktur etwas deutlicher aus: erst jetzt gestaltet sich die Musik weniger rhythmisch, Melodien entfalten sich über längere Tonfolgen, schlichte Perkussion kommt hinzu.
Bei anderen Beiträgen ist das Tempo nie vollends greifbar da einem permanenten stufenlosen Wandlungsprozess unterzogen, geheimnisvoll wirkendes hölzernes Schaben ertönt, Rasseln und Feldaufnahmen aus der Umgebung und dann irgendwann auch Solo- oder Chorgesang – immer mehr wird die Flöte zu einem Leitmotiv anstelle eines alles bestimmenden Instruments. Stellenweise verflechten sich Gesänge und Flötenklänge derart eng miteinander, dass ein scheinbar homogener Klang entsteht. Mit der Zeit verdeutlicht sich die vielfältige Palette an Möglichkeiten, die in der Spielweise und natürlich den Kombinationsmöglichkeiten des schlichten Instruments steckt, und einige der etwas tieferen Töne wecken dann sogar Erinnerungen an romantisierende Exotica, die angesichts des eher trockenen Klangs der Flöten jedoch selten sind und ganz sicher ähnlich zufällig entstehen wie die z.T. komischen Effekte, die auch von Zeit zu Zeit auftreten.
Solche Projektionen stellen sich ganz automatisch ein, wenn man mit kulturellen Ausdrucksformen konfrontiert ist, deren Systemik einem unbekannt ist, doch dies sollte einem die Neugier und das ästhtische Vergnügen nicht verbaut, ebenso wie die Tatsache, dass Tonkonserven nur einen Teil dessen wiederzugeben vermögen, was diese Musik ausmacht. Was gefragt ist, ist ein Bewusstsein für den (zwangsläufigen) Fragmentcharakter solcher Aufnahmen und ein gewisses Maß an Fantasie.
Die Aufnahmen erschienen 1977 zuerst in einer von David Toop und Evan Parker in Form gebrachten Version und wurden jüngst von Dave Hunt digitalisiert sowie von Rashad Becker neu gemastert. In dieser Version erschien sie vor kurzem als 2LP und 2CD auf Stephen O’Malleys Ideologic Organ-Label.