Musikalisch-thematisch passt das unter dem Namen Te/DIS agierende Einmannprojekt problemlos zu den anderen auf Galakthorrö veröffentlichenden Künstlern. Schließlich liegt seit der 2013 veröffentlichten „Black Swan“-EP der Fokus auf analogem Instrumentarium, auf der (Nacht)Schattenseite menschlicher Existenz. Was Te/DIS aber von den anderen (etwas) abhebt, ist der Gesang, der -wenn man das so salopp sagt- Te/DIS zum gruftigtsten Projekt auf Galakthorrö macht, denn der Bariton, der Texte über „wrecking guilty feelings“ intoniert, lässt einen vermuten, dass hier jemand sicherlich früher den einen oder anderen Abend im Bochumer Zwischenfall besucht hat. Das sind “Vocals, die darauf schließen ließen, dass der Künstler eine musikalische Sozialisation zu einer Zeit erlebt hatte, als Goth nichts mit Kirmestechno à la Blutengel oder mit Schlagerkitsch wie Unheilig zu tun hatte, sondern vital, (ver)störend und aufregend war “, schrieb ich bei der Besprechung des Debütalbums.
Auch Te/DIS‘ „Secret 13“-Mix machte deutlich, dass die musikalischen Wurzeln und Einflüsse in den (frühen) 80ern zu verorten sind und auch die klangliche Gestaltung auf „Comatic Drift“ illustriert das mit jedem Ton. „Reenactment Scenario“ heißt ein schönes minimales Stück Pop auf diesem Album dann auch. „Interrogation Gloom“ ist trotz Minimalismus und Homogenität erstaunlich variantenreich: Da klingt die Elektronik auf „Twin System“ fast wie eine singende Säge, wird „Two of a Kind“ von kargen, minimalen Beats durchzogen, hat „Dissection“ fast schon dramatische Elemente, ist das instrumentale „Confession of Secrets“ ein wunderschön melancholisches Stück, das fast ohne Rhythmus auskommt, während das von stampfenden Beats durchzogene „Dead Ember“ harscher ist.
Schon auf „Comatic Drift“, seinem 2014 erschienenen Fulltime-Debüt, hatte eine „Metaphysik des Schmerze(n)s“ geherrscht, hier erscheint der Künstler auf dem Cover als schwarzer Schatten in einem dem Verfall preisgegebenen Gebäude (passenderweise heißt ein Stück auf „Interrogation Gloom“ dann auch „Image of a Phantom“); ein Motiv, das durchaus an die Covergestaltung des Vorgängeralbums anknüpft. Der Künstler ist Leidender („Cold bitter sardonic smile lowest self-esteem“ singt er auf “Twin System”), der sich der Vergeblichkeit jedweden Tuns bewusst ist: “Memories don’t last and visions tear to dust” (“Dissection”). Vielleicht bleibt dann nur noch die Akzeptanz: “Peace to my ashes peace to my soul” (“Impostor”). Die Zeilen “I’m a blind beholder judging colours that clash” aus “Ruin Porn” kann man sicherlich als angemessene künstlerische Selbstverortung lesen.
All diejenigen, denen das zu schwarzmalerisch ist, denen sei gesagt, dass Pessimisten oftmals eine realistischere Einschätzung der Welt als diejenigen haben, die einer Geisteshaltung folgen, die ihnen in jedem Motivations-/BWL-Seminar oktroyiert wird. (MG)
Label: Galakthorrö