CUT WORMS: Lumbar Fist

“Lumbar Fist” ist das Debütalbum von Richard van Kruysdijks neuem Soloprojekt Cut Worms, doch Kruysdijk ist bei Weitem kein unbeschriebenes Blatt in den Annalen abseitiger, experimentierfreudiger Musik. Er ist Mitglied der Band Phallus Dei, als Komponist, Producer und Schlagzeuger arbeitete er mit Kollegen wie Peter Christopherson, Edward Ka-Spel, Daisy Bell, Blaine L. Reiniger, Jarboe und Daniel Johnston sowie auch immer mal im Alleingang.

Mit seinem neuen Steckenpferd, von dem kurz vor dem Albumdebüt bereits eine Single erschienen ist, komponiert er eine zum Teil recht klassisch klingende Dronemusik, die gut in die Zeit vor Sunn O))) und ihre zahlreichen Nacheiferer gepasst hätte, in die Zeit von Troums “Tjukurrpa”-Reihe oder der dronigen One Track-Alben von Coil. Der symbolträchtige Name Cut Worms scheint Programm zu sein: Wie der abgetrennte Teil eines Wurmkörpers nicht stirbt, sondern sich sogleich als autonomer Organismus verselbständigt, lebt die Musik auf “Lumbar Fist” über weite Strecken vom Exzerpieren klanglicher Details, aus denen sich umgehend neue musikalische Erzählstränge herausbilden – eine Musik sozusagen, die sich immer wieder selbst neu generiert und deren Schlussgebung nur der Begrenzheit des Mediums geschuldet ist.

Wie zu erwarten gebärden sich die so entstandenen Tracks äußerst wandlungsfreudig, wenngleich die stetige Abfolge rauer, dunkler, dissonanter, dann aber auch wieder harmonischer und melodischer Soundflächen, die sich Schicht um Schicht überlagern und mit der Zeit ie die Wellen einer sanften Brandung ablösen, nur mit erhöhter Aufmerksamkeit in ihrer ganzen Konturiertheit auffällt. “Lumbar Fist” eignet nämlich ein äußert dezenter Charakter, der auch den subtil perkussiven Zug vieler Sound eher versteckt als exponiert.

Mit der Zeit wird immer deutlicher, wie viel sich unter der Oberfläche tut, und von Zeit zu Zeit könnte man ganz plötzlich von einzelnen Details in Anspruh genommen werden: Snaredrums, wummernde und knarrende Bässe, rückwärts gespielte Passagen, schwermütige Orgelspuren. Definitiv ein Album, das zum erforschen und entdecken einläd und bei mehrmaligem Hören nur gewinnt. (A. Kaudaht)

Label: Opa Loka Records