JARL: Negtive Rotation Intensive Fracture

Erik Jarl spielt zusammen mit Martin Bladh als IRM einen zähflüssigen Industrial, bei dem der menschliche Körper in all seiner Fleischlichkeit und Verwundbarkeit thematisiert wird. Für eine Weile arbeiteten die beiden auch bei den thematisch ähnlich ausgerichteten Skin Area zusammen. Erik Jarl ist aber auch ein sehr aktiver Solokünstler, der unter seinem Nachnamen seit Anfang der 00er Jahre zahlreiche Tonträger veröffentlicht hat , die auf den ersten Blick nicht so konzeptionell dicht zu sein scheinen wie oben angesprochene Projekte, vielleicht wird das aber auch nur so wahrgenommen, da Jarls Werke rein auf den Klang und nicht auf das Wort fokussiert sind und sich im weiteren Bereich von Drone, Ambient und (vor allem bei den früheren Arbeiten) Noise verorten lassen.

Diese Doppel-CD vereint älteres, vor Jahren veröffentlichtes Material. Die elf Teile von „Negative Rotation“ wurden in den Jahren 2000/2001 aufgenommen. Man hört Dark Ambient mit Noisespuren (Teil 1), teilweise mit melodischen Fragmenten im Hintergrund (Teil 2), es gibt minimalistisches Pochen, das klingt, als wäre es unter Wasserr aufgenommen worden (Teil 4), an Time Machines erinnernde monotone Drones (Teil 6), Knistern an der Grenze des Hörbaren (Teil 7) oder verhallten Dark Ambient (Teil 8). Die Bonustracks changieren zwischen Noisigem, Atonalen an der Grenze zum Death Industrial („No Response“) und melancholischem, pulsierenden Dark Ambient (“Succubus”). Insgesamt ist das ein (in einem gewissen musikalischen Rahmen) vergleichsweise heterogenes Album, bei dem man den Eindruck hat, hier werde ausgelotet, welche Formen dunkler, leicht atonaler Geräuschmusik mit analogem Synthesizerinstrumentarium machbar sind.

Die fünf Teile von “Intensive Fracture” wurden 2003/2004 aufgenommen: Teil 1 beginnt rabiat und laut mit Störgeräuschen, Pfeifen und schabenden Noiseschleifen, die an Brighter Death Now zu “Innerwar”-Zeiten denken lassen. Auf dem zweiten und dritten Teil ist der Noise eher latent vorhanden: Unruhige Noiseschleifen dröhnen im Hintergrund und scheinen kurz vor der Eruption zu stehen. Die letzten beiden Teile sind dagegen wieder atonal-dissonant und knüpfen an den Opener an. Die drei Bonustracks fügen sich ins Klangbild des Albums ein.

Die auf 250 Exemplare limitiete Doppel-CD ist eine gute Dokumentation der frühe(re)n Arbeiten Erik Jarls, der inzwischen zwar etwas subtiler arbeitet, auf diesen Aufnahmen aber schon deutlich macht, wo seine musikalischen Interessen liegen. (MG)

Label: Zoharum