TIMOTHY RENNER: Belsnickel

Zur Weihnachtszeit gab es schon des Öfteren spezielle Veröffentlichungen von Timothy Renner und vor Jahren hatte er das dronebasierte Album „SnowAngelsUndeathSong“ aufgenommen, welches er jetzt für „Belsnickel“, ein selbst so betiteltes „wintertime album“, überarbeitet und erweitert hat. Der Titel des Albums verweist auf den aus Süddeutschland („Pelzmärtel“) stammenden und von den Pennsylvania Dutch verwendeten Namen des vorweihnachtlichen Gabenbringers, der es bis in die amerikanische Version von The Office geschafft hat, und dessen etwas ruppiges, dunkles Erscheinungsbild ihn sicher in die Tradition von Knecht Ruprecht setzt, wobei Belsnickel im Gegensatz zu diesem alleine kommt, um seine Gaben (und/oder Strafen) zu verteilen.

Der größte Teil der Stücke ist instrumental und wird von Drones dominiert, so etwa die drei verrauschten Teile von „Snow Angels“, die eine mysteriöse Stimmung evozieren und so klingen, als seien sie in einem Schneesturm aufgenommen worden. Im zweiten Teil kommt eine leicht verzerrte Gitarre hinzu. Auf „Winternight“ hört man merkwürdige, an Stimmen erinnernde Geräusche und warme Drones, „Crow Angels“ wird von Feldaufnahmen von Krähen druchzogen. Das Stück ist meditativ und wird von einer dezenten Traurigkeit geprägt und geht in „The Devil Does Some Good“ über, auf dem Renner ein Gedicht Henry Harbaughs über den titelgebenden „Belsnickel“ rezitiert, das deutlich macht, welch druchaus ambivalente Figur er ist: „Oh, do you know that ugly, that nasty man?/Wow! Can you call that fellow a human being?/Yes, that he is a human, may be believed by whomever wants to,/He looks to me too much like the devil! […] Now Belsnickel shakes his bag terribly,/Out fall the cakes and chestnuts;/Whoever is good can pick them up; whoever is bad, then whack!/He flogs him thoroughly.“ Das Titelstück entwickelt sich aus Drones zu einem auf dem Banjo gespielten Folksong, der einem Zeitungartikel über den „Belsnickel“ entnommen wurde und in dem erneut deutlich wird, dass er nicht unbedingt die schönste Kreatur ist. Beendet wird das Album von „Where the Stones Bleed“, einem Folksong, auf dem Renners Gesang von Harmonium und Banjo untermalt wird.

Dieses Album ist ein schönes Antidot gegen den weihnachtlichen Kommerz und wer einmal erlebt hat, wie am 27.12. Menschenmassen sich um neue Handys etc. scharen, der kommt nicht ganz umhin, sich zu wünschen, der Belsnickel käme vorbei und vergesse definitiv nicht seine Peitsche. (MG)

Label: Hand/Eye