YUKO ARAKI: II

Mir ist Yuko Araki zuallererst über ihr Soloalbum begegnet, aus dem sie im lezten Jahr den einzig lupenreinen Noisetrack zur Asia-Compilation „Uchronia“ beisteuerte und dieser einen tosenden Abschluss bescherte. Dabei ist die in Tokyo lebende Multiinstrumentalistin schon seit ein paar Jahren in verschiedenen Gruppen aktiv und keineswegs nur auf Lärm spezialisiert. Als Sängerin und Producerin spielt sie in YobKiss eine zeitgemäße Form des Acid House. In Concierto de la Familia spielt sie eine raue Form neoklassischer Klänge mit einem Hauch von Black Metal und dunkler Filmmusik. In der All-Female-Combo Kuunatik steuert sie die Drums zu einer originellen Ritual-Psychedelik bei, und über all das findet sich mehr in unserem kürzlich geführten Interview.

Ihre Solo-Sachen wirken zumindest auf den ersten Blick u einiges brachialer, und wenn man das Stichwort Japanoise im Hinterkopf hat, kann man in ihren dichten, fließenden Lärmfluten durchaus eine Tradition wiedererkennen, für die exemplarisch Acts wie Astro oder Govenrment Alpha stehen. Hört man auf ihrer hierzulande bisher wenig beachteten Debüt-EP „I“ genauer hin, registriert man jedoch viele feinsinnige Details, was kaum wundern sollte, steht die Musik doch auf ganz unterschiedlichen Füßen: analoge Synthies, rasselnde Becken, diverse Instrumente der traditionellen Musik ihres Landes und nicht zuletzt Effekte aller Art.

Ihr Longplayer „II“ knüpft in Sachen Energie und Feinschliff an den Vorgänger an, scheint aber um einiges elektronischer ausgerichtet. Eine aggressive Euphorie und monumentales Pathos begegnen einem gleich in den vibrierenden Kreisbewegungen des eröffnenden Zehnminüters „Vermillion Bullets“. Die feingestaltete Synthscape inklusive Melodieansatz kommt zunächst wie eine perfekte Skulptur daher, wird aber mit der Zeit mehr und mehr durch stockende Bewegungen und eine Schicht aus verzerrten Obertönen zersägt. „The Lathe of Eden“ kommt um einiges rhythmischer daher, allerdings kaum in Form kohärenter Taktung, sondern durch klappernde und blubbernde Soundquader, die in steter Folge durch einen von Dröhnung erfüllten Raum geschleudert werden.

In einigen Stücken findet sich dieser rhythmische Ansatz, der aber meist unterschwellig bleibt, und der bei einer Künstlerin, die auch Perkussionistin ist, nicht überraschen muss. Auf dem digitaler anmutenden „Marooned on Mars“ bricht sich beinahe gewaltsam Dynamik Bahn, und man vermutet fast den Auftakt zu Clubnoise, doch dafür ist die Musik zu subtil und andeutungshaft, und so bleibt auch das harmonischste und eingängigste Stück „Taklamakan“ im Ungefähren und lässt die kurz aufflackernde Popcharakter schnell wioeder unter einer Schicht aus rauschendem und rasselndem Dröhnen verschwinden, bevor alles in der lakonischen Übersteuerung von „Blind Temple“ seinen schrill kreischenden Abschluss findet.

Auch – zumindest bisher – ohne große Medien an ihrer Seite scheint Yuko Araki auf ihrer aktuellen Tour und mit den neuen Tape die Freunde entsprechender Musik positiv zu überraschen, und das ist gerade bei Klängen inenrhalb und an der Peripherie des Noise nicht gerade alltäglich. Zurecht, wie man zweifellos ergänzen muss. (U.S.)

Label: Commando Vanessa