DANS LES ARBRES: Volatile

Auf ihrem vierten Album hat das aus Xavier Charles (Klarinette), Christian Wallumrod (Piano), Ivar Grydeland (Gitarre) und Ingar Zach (Percussion) bestehende Quartett Dans Les Arbres ein Werk geschaffen, in das zwei Geschichten verwoben sind, die sich separat erzählen lassen, und die sich doch an jeder Stelle miteinander verbinden und sich gegenseitig hervorbringen.

“Volatile” ist zunächst ein faszinierendes, subtil improvisiertes Werk, das den teils ungewöhnlich präparierten Instrumenten ebenso ungewöhnliche organische Klänge entlockt. Noch interessanter vielleicht ist die von zahlreichen Plötzlichkeiten und Unberechenbarkeiten bestimmte Art, die die Beiträge miteinander verknüpft sind. Raschelnde Becken und kurze Trommelwirbel vor der schwarzen Wand eines leeren Raumes erzeugen Spannung, die über längere Passagen, in denen sich die Musik langsam vorantastet, bestehen bleibt. Von Zeit zu Zeit kommen Rhythmus-Ansätze hinzu, aber nur für Momente, bis sich alles wieder neu generiert und andere trillernde, hölzerne, luftige und metallene Sound hervorbringt. Erst nach einer Weile ereignet sich Dramatischeres und lässt die Musik auf einen rauschenden Höhepunkt zusteuern, bis alles in leisem Tastenanschlag, der an Glockengeläut erinnert, ausklingt.

“Volatile” ist aber auch eine Art Hörspiel, das aus musikalischen Klängen Geräusche macht und so die Prinzipien der Musique Concrète umdreht. Das Rauschen der Becken und das quirlige Zwitschern der Klarinette führt einen in die Illusion eines dichten Waldes, in der eine leichte Brise, die kurz darauf zu einer rauschenden Böe wird, die Zweige gegeneinander weht, und gerade in den holzigen Sounds ereignet sich manch kleines Drama. Äste, vielleicht sogar ganze Stämme scheinen zu brechen und zu Boden zu fallen, fast meint man die Axt eines Waldarbeiters zu hören, während eine ganze Schar trillernder, krakelender und dumpf quakender Vögel in Panik geraten – nur der Specht hämmert stoisch gegen das solide Holz der Bäume, nach denen die Band sich benannt hat, und die wohl zu klischeehaft gewesen wären, wenn man sie auch auf das Cover gepackt hätte.

Dieses sehr lebendige Szenario verdankt sich zum einen der Naturbelassenheit der Sounds, bei denen natürlich perkussiv bearbeitete Holzteile der Instrumente eine wichtige Rolle spielen. Sie verdankt sich aber auch der flüchtigen, verhuschten – “volatilen” – Herangehensweise der vier Musiker, die alles nur skizzenhaft andeuten, um geschwind zum nächsten Ereignis weiter zu ziehen.

Label: SOFA