TOR LUNDVALL: Yule

Das damals noch über World Serpent vertriebene Minilabel des in Neuengland ansässigen Malers und Musikers, auf dem seine frühen Aufnahmen erschienen, trug im Namen schon die Jahreszeit, die am ehesten die von Musik und Bildern Lundvalls hervorgerufene Atmosphäre zu illustrieren schien: Eternal Autumn Editions. Seine visuellen wie auch akustischen Arbeiten strahlten nämlich immer eine gewisse Melancholie aus und auch eine seltsame (un)heimliche Atmosphäre, in der Absenz und Präsenz, „the weird and the eerie“, zusammenkamen. Lundvall selbst sprach vor Jahren einmal von „Ghost Ambient“ zur Beschreibung seiner Musik.

„Yule“ erschien ursprünglich 2006 auf dem kurzlebigen nordamerikanischen Label Strange Fortune. Eigentlich eine EP, wurde diese Veröffentlichung schon damals durch die Langversion von „The Falling Snow“ (gekürzt in einer 4-minütigen Version auf dem Eisteddfod-Sampler des französischen Labels Cynfeirdd erschienen) ergänzt.

Bezogen auf „Yule“ sagt Lundvall, er habe die „special, melancholic beauty“ der Zeit abseits des Weihnachtsstresses zum Ausdruck bringen wollen (und – möchte man ergänzen – abseits des exzessiven Konsumrausches, der Batailles Überlegungen zum Potlatsch fast ad absurdum führt).

Auf „Yule“ finden sich instrumentale Tracks wie „Busy Station“ aus  Rauschen, vereinzelten Pianotupfern und seltsamen Geräuschen oder „The Train Home“ mit seinem gedämpften Pulsieren. Auf „12AM“ erklingt perkussives Rasseln, „Snowy Morning“ ist eine verrauschte melodische Fläche und Glocken scheinen zu läuten. Auf „Fading Light“ meint man irgehdwo eine Stimme zu hören. „White On Grey“ klingt fast wie Radiorauschen und ist vielleicht das ambienteste Stück. Es gibt auch Stücke mit Vocals wie „Christmas Eve“: ein Pusieren wie Schritte durch den Schnee, verhallte entfernte Geräusche und eine aus ein paar Tönen bestehende Painomelodie. Dann singt Lundvall mit fragiler Stimme über ein Mädchen „staring at the moon/candle light fills her room“. Auf „Yule Song“ ist die Stadt still und leer. „January“ enthält entrückte Vocal/Choral-Samples und dann heißt es: „Darkness falls early now/The city’s tired“. Zum Schluss bietet dann “The Falling Snow” noch einmal 20 Minuten, die einen tatsächlich glauben lassen, man gehe durch eine schneebedeckte Landschaft, in der schemenhafte Entitäten irgendwo die Tasten eines einsamen Klaviers drücken  (MG)

Label: Dais Records