Clodagh Simonds’ Projekt Fovea Hex ist auf diesen Seiten immer wieder Thema gewesen. Bei der Besprechung ihres Albums „Home Is Where We Used To Sing“ hieß es hier: „Clodagh Simonds, in den 60ern Vokalistin bei Mellow Candle und später kurzzeitig Gastsängerin bei u.a. Thin Lizzy und Mike Oldfield, spielte mit Hilfe einer Reihe von Musikern [...], deren größter gemeinsamer Nenner die Lust am Experiment, am (Durch-)Brechen von Konventionen war [...] Musik ein, die [...] an der Schnittstelle von Ambient und Folk residierte, wobei diese Beschreibung aber letztlich zu kurz [greift], da FOVEA HEX einen ganz eigenen, von ihnen selbst erschaffenen Kosmos bevölkern.Rückblickend war es vielleicht keine so große Überraschung, dass David Lynch Fovea Hex einlud, in Paris anlässlich einer großen Retrospektive seines Werks aufzutreten, denn schließlich haftete der Musik Fovea Hex’ auch immer etwas Somnambules an, ließ sich ihre Musik in einer seltsamen Zwischenwelt verorten, in der die Ratio nur eine untergeordnete Rolle spielte.“
Den limitierten Versionen der „Neither Speak Nor Remain Silent“ und „The Salt Garden“-Trilogien (jeweils drei EPs) und des Albums „Home Is Where We Used To Sing“ wurden CDs beigelegt, auf der Gäste die Ursprungs-Veröffentlichungen neu mischten, zusammenstellten, einer Metamorphose unterzogen, in andere Klanglandschaften, um den Titel dieser LP aufzugreifen, verwandelten. Auf „The Salt Garden (Landscaped)“ finden sich zwei (respektive drei) dieser Bearbeitungen: Die erste Seite des Albums füllt unter dem Titel „Is Lanza Light Given“ Steve Wilsons Remix der dritten EP. Die Stücke der Urspungs-EP verschmelzen miteinander, man hört Klaviertupfer, Streicher, anschwellende dunkle Drones, entrücke Stimmen und dann Simmonds’ Stimme, die einsetzt: „the gaze goes to that window again/as if it were true/though the view is bleaching away/ for the given heat/ that lies in wait at any moment poured in/flowed in, filled in, coloured in/ carrying it all away“. Wilsons Interpretation der ersten EP unter dem Titel „Solace“ füllt die zweite Seite des Albums: beginnend mit warmen Streicherdrones, die an- und abschwellen, verhallen. Auf der beiliegenden CD finden sich neben diesen beiden Stücken noch zwei weitere: Abul Mogards „We Dream All The Dark Away“ ist seine 20-minütige Interpretation von „All Those Sings“ vom Mittelteil der Trilogie, es beginnt mit warmen modularen Synthesizerpassagen, nach zehn Minuten setzt ein Cello ein und es entsteht eine fast schon sakrale Kammermusik, die am Ende in melodielosem Rauschen endet. Abgeschlossen wird die CD mit „By The Glacial Lake“, urspünglich eine Single, Peter Chilvers’ Mix rückt im Gegensatz zum Original das Klavier ins Zentrum.
Wenn am Anfang dieser Besprechung darauf hingewiesen wurde, dass eine einfache Kategorisierung der Musik nicht möglich ist, so hat auch Simonds’ Stimme etwas, das kaum fassbar ist: Steven Wilson spricht in den Linernotes zutreffenderweise davon, dass sie „too steely to be deigned ethereal“ sei und gleichzeitig „too otherworldly“, um zu konventionellen Singer-Songwriterinnen zu passen. Im Inlay gibt es eine Biographie Fovea Hex’, Statements von Brian Eno und Steven Wilson sowie ein ausführliches Interview mit Simonds.
In seinen Überlegungen „Über das Poetische“ attestiert Hartmut Lange der Musik, Schopenhauer folgend, „die metaphysischste aller Künste“ zu sein: „Hier majorisiert das Gefühl die Begrifflichkeit.“ Viel treffendere Worte zur Beschreibung dessen, was man auf diesem Album hört, dürften sich kaum finden lassen. (MG)
Label: Les Disques Du Crepuscule