GREEN TEA: Snowblower

Wenn Künstler auf andere Medien verweisen, etwa die Bezugnahme von Musikern auf Literatur, so gibt es oft scheinbar natürliche Affinitäten, findet sich ein Verweis auf Weird Fiction häufig z.B. im Bereich des (Weird) Folk – gerade vielleicht auch durch die Popularisierung von Folk Horror – oder etwa im Dark Ambient – wenn man sich exemplarisch anschaut, welchen von Lovecrafts Entitäten Cryo Chamber Compilations gewidmet hat (etwa hier).

Aber auch in einer atmosphärisch scheinbar weit davon entfernten Gattung wie Harsh Noise wurde in den letzten Jahren vermehrt auf unheimliche Literatur verwiesen, so z.B. bei Tsalal, Man denke auch an die Arbeiten von Skin Crime.

Green Tea ist das nach einer Kurzgeschichte von Sheridan Le Fanu benannte Projekt von Nick Forté, der bei Rasperry Bulbs einen sicher von Rudimentari Peni beeinflussten düsteren Punk spielt, und in den frühen 90ern mit Rorschach Hardcore gemacht hat. Gerade hat Forté auf New Forces sein Debütalbum „Snowblower“ veröffentlicht. Er selbst bezeichnet Green Tea als „psychedelic harsh noise project that merges noise techniques with ambient and new age music “. Vor kurzem wurde der Terminus des psychedelic noise noch bzgl. der finnischen Haare verwendet.

„Rabid Aura“ eröffnet das Album mit brutzelndem und verhalltem Harsh Noise, der unglaublich dynamisch ist und fortwährend fluktuiert; zwischendurch finden sich unheimlich-pfeifende Geräusche, bevor der Track mit Knirschen endet. „Throttle“ steigert und verdichtet sich im Verlauf zu einem brachialen Stück, so in etwa, als hätten Controlled Bleeding die Aufnahmesessions von „Knee And Bones“ auf Speed gemacht. „Antique Mask“ beginnt mit entferntem Dröhnen, in das nach und nach Noise einbricht. „Scented Candle Clairvoyance“ ist dagegen reduzierter und weniger eruptiv als die vorherigen Tracks: Man hört unheimliche Geräusche und Momente, die durchaus psychedelisch zu nennen sind. „Nightshade Wreath On A Stranger’s Door“ kombiniert reduziertes Gebrutzel mit unheimlich-flächigen Sounds im Hintergrund, bevor dann Noise einsetzt. Vielleicht kann man sich so einen Harsh Noise/Dark Ambient-Hybrid vorstellen. „Garden Shed Coma“ knüpft daran an, während „Cold Scrape“ wieder rabiater ist. Der Höhepunkt des Albums kommt am Ende mit dem 16-minütigen „Under The Tanning Lamp“: ein ruhiger Anfang mit unheimlichem Knarzen, Geblubber, plötzlich Sounds, die wie Sirenen klingen, vielleicht meint man auch, Streicher zu hören. Der Track gewinnt nach und nach an Intensität und Brachialität.

Von dem oben angesprochenen New Age ist auf dieser CD wenig zu hören, stattdessen ist „Snowblower“ ein Album, das die ganze Dynamik und Variationsbreite von Noise zeigt. (MG)

Label: New Forces