HAUS ARAFNA: Dunkelheit Bleibt

Nach längerer Pause veröffentlichten Haus Arafna 2020 mit dem komplett deutschsprachigen „Asche“ ein rabiates, finsteres Album, dem auf diesen Seiten abschließend  attestiert wurde: „Bilder wie Musik auf ‘Asche’ sind (ver-)störend und irritierend [...]. Das Gefieder dieses Phönix ist pech- und vantaschwarz.“ Knapp drei Jahre später erscheint mit „Dunkelheit Bleibt“ eine zwei Stücke enthaltende Single, die thematisch-musikalisch an „Asche“ anknüpft und die dort eingeschlagene Richtung konsequent fortsetzt. Im die neuen Galakthorrö-Veröffentlichungen ankündingenden gedruckten Human Interface wird auf den „depressiven Charakter“ des letzten Albums verwiesen.

Das Titelstück überzeugt mit den surrenden Analogsounds, den Beats, die wie Schläge klingen, der zurückgefahrenen Geschwindigkeit und dem reduzierten, minimalistischen, transparenten Klang, der den rabiaten „Schreigesang“ untermalt. Der Sänger agiert hier wieder als Schmerzensmann, der aber gleichzeitig Zorn nach außen zu tragen scheint. In fragmentierten, collagierten Zeilen hört man: „hält und doch gebrochen“, „warum zitterst du“, „schweigen“ oder einfach die Feststellung: „dunkelheit bleibt“. Gegen Ende sagt eine weibliche Stimme lapidar: „gegen den himmel/scherben auf dein Haupt“ – diese Zeilen stehen auch als Motto auf der Rückseite der Single. Die B-Seite „Welt Verzicht“ ist ähnlich ausgrerichtet, aber durchzogen von traurig-finsteren Melodiepassagen  und unheimlichen Sounds. Der Gesang lässt sich hier eher als Schmerzensschrei(en) verstehen: weniger Aggression nach außen als Expression des (eigenen) Schmerze(n)s, wenn gebrüllt wird: „entfernt raum riss“ „krank gestalt welt verzicht“. Schopenhauer sprach davon, dass der Stil die Physiognomie des Geistes sei. Diese hier präsentierte Verfassung lässt einen zittern.

Jetzt ließe sich von optimistischeren Gemütern vielleicht die allzutiefe Schwärze dieser zwei Stücke kritisieren und beklagen, aber wenn man bedenkt, dass vor einiger Zeit in einer deutschen Wochenzeitung anlässlich des Osterfestes eine Reihe von Schriftstellern über ein/das Leben nach dem Tod fabulierten und diese durchaus intelligenten Menschen weitgehend eine sentimentalistische, unerträgliche Grütze von sich gaben, dann ist man vielleicht froh, dass “Dunkelheit bleibt”. Wie jüngst noch die Autorin Caitlin R. Kiernan anlässlich des Themas „sensitivity reader“ formulierte: „I do not write stories and novels for people who are afraid of having their feelings hurt. I try to write books that tear holes in my readers“. (MG)

Label: Galakthorrö