ONASANDER / ASHTORETH / GYDJA: Animic Atmospheres

Wie eine Reise beginnt “Animic Atmospheres”, das von einer Vortragsreihe Rudolf Steiners aus dem Jahr 1912 inspirierte gemeinsame Album von Onasander, Ashtoreth und Gydja – Ashtoreth kennen unsere Leser bereits von zahlreichen früheren Soloarbeiten und Kollaboration, unter dem der griechischen Philosopie entlehnten Namen Onasander firmiert der italienische Ambient- und Industrialmusiker, der auch als Les Anges Morts bekannt ist und hinter dem Namen Gydja verbirgt sich die Grafikerin Abby Helasdottir, die wohl auch an der Musik nicht ganz unbeteiligt gewesen ist. Weiterlesen

LES ANGES MORTS: Noxious Forge

Ein ziehend rauschender Sound, in den sich alsbald hell leuchtende Hochtöner mischen, verströmt schon zu Beginn der einen Track beinhaltenden digitalen Single “Noxious Forge” von Les Anges Morts eine aufwühlende Atmosphäre. Ein leichtes Vibrieren hält die zum Dröhnen angeschwollene Soundszenierie in trügerischer Ambiguität, scheint eine Statik anzustreben, die sich permanent selbst konterkariert, auch, aber nicht nur durch Weiterlesen

OPÉRA GARMENT: In The Making

Es gibt Künstler, deren Diskographie so umfangreich und ausufernd ist, dass sie einen bei der ersten Begegnung davon abhält, weiterzumachen (wer jetzt z.B. bei den Legendary Pink Dots, Current 93 oder Merzbow einsteigen möchte, der verdient vielleicht etwas Mitleid); Richard Ramirez ist dann noch einmal ein Sonderfall, hat er doch mehr (Neben-)Projekte als andere Künstler Veröffentlichungen. Weiterlesen

ANNELIES MONSERÉ: I Sigh, I Resign

Vergangenes Jahr begeisterte uns auf diesen Seiten „Mares“ der als Musikerin und Philosophin aktiven Annelies Monseré. Der jetzt gerade erschienene Nachfolger „I Sigh, I Resign“ knüpft in Passagen musikalisch wie von der Stimmung her durchaus an dieses Album an. Monseré erschafft erneut eine ganz eigene, nicht eindeutig zu kategorisierende Klangwelt, was sich vielleicht auch in nicht immer ganz treffenden Genrezuschreibungsversuchen wie „ambient pop“, oder „modern classical“ widerspiegelt. Weiterlesen

DREW MCDOWALL: A Thread, Silvered and Trembling

Drew McDowall hat seit 2015 auf insgesamt vier Soloalben, die letztes Jahr auf dem umfangreichen „Lamina“-Boxset auf sechs CDs mit Bonusmaterial wiederveröffentlicht wurden, gezeigt, dass er jenseits seiner Arbeiten mit anderen (am prominentesten sicher mit Coil, zu deren Spätwerk er erheblich beigetragen hat, aber ebenfalls Compound Eye, zusammen mit dem viel zu früh verstorbenen Tres Warren) auch alleine unglaublich spannende (Geräusch-)Musik machen kann. Weiterlesen

THE GRAY FIELD RECORDINGS: The 9 of Knifes

Vor gut einem Jahr erweckte die in Griechenland lebende Folk- und Experimentalmusikerin R.Loftiss, die sich in den vergangenen Jahren an zahlreichen, zum Teil selbst mitgegründete Projekten wie Howling Larsens und den Black Lesbian Fishermen beteiligte, ihr in den Nullerjahren ausgesprochen aktives Projekt The Gray Field Recordings aus einem elfährigen Dornröschenschlaf. “She Sleeps to the Sound of Knifes”, das in seinem hörspielartigen, experimentierfreudigen Folksound so sehr an die früheren Werke anknüpfte, dass man ihm die lange Weiterlesen

RUDOLF EB.ER / CONTROLLED DEATH: Serenita Per I Morti Viventi

Auf der gerade bei Phage Tapes erschienenen 12” “Serenita Per I Morti Viventi” kommen mit Rudolf Eb.er und Maso Yamazaki zwei Personen zusammen, die seit Jahrzehnten Grenzen sprengende (Geräusch-)Musik machen und sich (vor allem in den letzten Jahren) immer wieder – wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen – mit dem (Thema) Tod beschäftigt haben. Weiterlesen

CAMERATA MEDIOLANENSE: Atalante Fugiens

Das nach der leichtfüßigen Atalante, deren Name viele wahrscheinlich schon assoziativ in der Welt der antiken Mythen verorten, benannte neue Album von Camerata Mediolanense beginnt mit einem Kracher: Schon die lateinischen Verse, mit denen Sängerin Desiree Corapi das Werk in einem hellen und zugleich kraftvollen Sopran in hymnenhaftem Ton eröffnet, bündelt trotz Molltonart und einer liturgischen Melodieführung eine wache, forsche Energie, in die sich die Weiterlesen

ALAN VEGA: Insurrection

Es gibt wahrscheinlich wenige Debütalben, die einen solchen übermächtigen Schatten auf das restliche Werk werfen, wie Suicides selbtbetiteltes erstes Album mit seinen insgesamt gerade einmal sieben Stücken, von denen aber fast jedes eine wahnsinnige Resonanz erzeugt hat. Dabei gibt es natürlich auch im restlichen Werk des Duos einiges zu entdecken, exemplarisch etwa die fantastische Ballade „Surrender“ Weiterlesen

ÜMLAUT: Zephyrs, Streams, Birds, and Bees

Was einen in “Zephyrs, Streams, Birds, and Bees” als erstes in Bann zieht, ist die helle geloopte Frauenstimme, die irgendwann aus dem Bett einer pulsierenden Synthielandschaft auftaucht und wie kleine Tupfer kurze Silben in simplen Tonfolgen repetiert. Bald kommt ein Chor männlicher Stimmen hinzu, die in anderen Tonfolgen und mit anderen Lauten etwas ganz ähnliches machen, und den ganzen etwas Dialoghaftes, aber auch Weiterlesen

NOVÝ SVĚT: DeGenerazione

Wir haben schon oft auf diesen Seiten angesprochen, welch reiches Füllhorn verschiedenster Musiken das aus Jürgen Weber und Frl. Tost bestehende (und am 5.5.22 wohl endgültig aufgelöste) Duo über dem Hörer ausschüttet(e). Nový Svět bedienten sich all die Jahre an so vielen Genres, dass man wohl eher fragen müsste, was bisher noch nicht von ihnen berührt wurde.

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GREY MALKIN / FOGROOM: Shoreline Ritual

Wäre “Shoreline Ritual”, das erste gemeinsam aufgenommene Album das Schotten Grey Malkin und des Deutschen Fogroom, ein Film, so wäre es wahrscheinlich einer dieser Streifen, die einen mit ihren geheimnisvollen atmosphärischen Bildwelten ungemein in den Bann zu ziehen vermögen, auch wenn man wahrscheinlich nur sehr bedingt sagen könnte, was sich in dem Film und seinen von diffusen Andeutungen lebenden Szenenfolgen eigentlich ereignet. Weiterlesen

ORGANUM ELECTRONICS: Noughwhere

Das neue, 2023 in den RMS Sudios aufgenommene, Organum Electronics-Album ist ein weiteres Mosaikteil in der extensiven Subskriptionsreihe von Die Stadt und setzt die Reihe der orthographisch eigenwilligen Titel fort: Nach „Quietude“ und „Darcknes“ jetzt also „Noughwhere“ Da steckt jetzt das Nichts, die Null im Nirgendwo – „mas que nada“, kann man bei Hemingway lesen. Weiterlesen

Die Tränen und das Zittern unter der Discokugel. Ein Interview mit L’Eglise du Mouvement Péristaltique Inversé

In Musikerkreisen gibt es den – gar nicht realitätsfernen – Mythos des schwierigen zweiten Albums, mit dem man, im Unterschied zu einem von allerlei Überraschungseffekten profitierenden Debüt, zwangsläufig auf gewisse Erwartungen reagiert, ganz zu schweigen von der Frage, ob der Ideenfundus des Musikers oder der Band immer noch ausreicht, um etwas relevantes neues auf die Beine zu stellen. Anders verhält es sich Weiterlesen

DAVID JACKMAN: A Cloud Of Light

„A Cloud Of Light“ ist eine weitere Veröffentlichung aus der umfangreichen David Jackman-/Organum Electronics-Subskriptionsserie auf Die Stadt . Zuletzt waren hier Ende letzten Jahres mit „Quietude“ und „Darcknes“ die ersten beiden Releases dieser Reihe besprochen worden. Es ist schon an vielen Stellen darauf hingewiesen worden, dass insbesondere Jackmans Aufnahmen der letzten Jahre ähnlich klingen, so in etwa wie Teile einer einzigen (großen) Aufnahme. Diese Ähnlichkeit spiegelt sich vielleicht auch bei den Weiterlesen

JAD ATOUI / JAWAD NAWFAL / SHARIF SEHNAOUI: Modern Individual

Auf “Modern Individual”, dem for kurzem erschienenen ersten gemeinsamen Longplayer der drei libanesischen Musiker Jad Atoui, Jawad Nawfal und Sharif Sehnaoui, beschleicht einen immer wieder das Gefühl, etwas Unberechenbares braue sich zusammen. Vor einem unruhigen Hintergrund aus Rattern, Knacken und schrill rauschendem Feedback irren bereits in den ersten Minuten hohe Sinustöne durch den Raum, kollidieren mit Weiterlesen

CONSUMER ELECTRONICS: Surge

Seit Philip Best sein in den frühen 80ern begonnenes Projekt Consumer Electronics 2007 rekativierte, entstanden eine Reihe von Alben. Musikalisch entfernte er sich von den brachialen analogen Dissonanzen, die noch auf dem 2009 veröffentlichten „Crowd Pleaser“ zu hören waren: Die Musik wurde reduzierter, (ziemlich) kaputte Rhythmen bestimmten das Klangbild und irgendwann überließ er – dem hier attestiert wurde, dass seine “Vocals [...] mit zum Beeindruckensten gehören, was man in welchem Genre auch immer hören kann” – das Schreien und Brüllen seiner (damaligen) Frau Sarah, er selbst rezitierte seine Texte. Weiterlesen

EKIN FIL: Sleepwalkers

Es ist der Eindruck von etwas Verwehtem, das den Klanglandschaften auf Ekin Fils neuem Album “Sleepwalkers” immer wieder die Aura von etwas traumhaftem oder, wie es der Titel schon sagt, somnambulem gibt. Wie zwei Substanzen, die sich nicht abstoßen, die sich aber auch nicht zu einer vollkommenen Einheit vermischen lassen, durchdringt sich dunkles Grollen und Brummen und melodische Hochtöner in dem Weiterlesen

KEELEY FORSYTH: The Hollow

Vor einiger Zeit kam bei einer Diskussion im weiteren Bekanntenkreis die Frage auf, ob es heute noch (neue) Musik ge(/ä)be, die einen noch genauso begeistert, wie man das früher erlebt habe. Da klang so eine gewisse Art der musikalischen Erschöpfung und Ernüchterung gepaart mit etwas Kulturpessimismus an. Dass es noch neue Musik gibt, die es wert ist, entdeckt und gehört zu werden, zeigen wir auf diesen Seiten hoffentlich jede Woche wieder aufs Neue, aber insbesondere Keeley Forsyths „The Hollow“ sollte man all denen ans Herz bzw. Ohr legen, die glauben, heutzutage könne einen Musik nicht mehr so tief treffen, wie das mit 18 etc. der Fall war. Weiterlesen