JOCHEN ARBEIT & HUAN: s/t

Mit Jochen Arbeit und Víctor Hurtado alias Huan treffen zwei erfahrene Klangzauberer auf einander, die schon lange in unterschiedlichen Konstellationen aktiv sind. Arbeit, der erstmals mit Die Haut von sich reden machte, seit knapp zwanzig Jahren bei den Einstürzenden Neubauten die Gitarre spielt und neben vielen weiteren Aktivitäten mit Julia Kent, Palumbo und Beauchamp dröhnt und mit Mueran Humanos rockt, sollte hierzulande jedem Freund ausgefallener Musik bekannt sein. Sein katalanischer Kollege Hurtado ist jedoch nicht minder aktiv, ist Teil der psychedelisch angehauchten Noisebands Qa’a und Ordre Etern, arbeitete mit Leuten von Faust und spielte im Line-up von Nurse With Wound. Zusammen mit Freunden betreibt er im Barcelonaer Grácia-Distrikt die Location Magia Roja sowie das gleichnamige Label, auf dem auch die vorliegende LP erschienen ist.

Auf den Klang und seine Veränderungen fixierte, tendenziell dröhnende Kompositionen – sagt man ihnen Reichhaltigkeit und Detailfülle nach, so entpuppen sie sich meist als subtile Welten, in denen die kleinen Dinge unter der Oberfläche einer scheinbaren Simplizität versteckt liegen. So spannend solche Musik auch ist, kann man in ihrer Struktur letztlich auch eine immer wieder funktionierende Masche sehen, aber wie dem sei, ausgestattet mit zwei Gitarren und einer Drummachine vermeiden Arbeit und Hurtado hier jede Geheimniskrämerei auf’s Entschiedenste, gehen nicht nur von der Dröhnung her gleich zur Sache, sondern reichern diese an mit krautigen Wahwahs, schwindeligen Vibratos, originellen Rhythmen, brummenden Riffs und zünftigen Soli aller Art.

Das Stück, das die erste Seite füllt, mag sich nicht ganz zwischen einem episodischen und einem symphonischen Aufbau entscheiden, aber die einzelnen Passagen überlappen sich ohnehin, denn immer wieder vermengen sich die dominanten Aspeke eines Abschnitts mit neuen Motive zu stets neuen Gebilden.

Lässt das erste der beiden unbetitelten Stücke immer wieder eine gewisse Affinität zu Punk und New Wave durchscheinen, so steht die zweite Seite deutlicher im Zeichen des Experimentellen und Improvisierten. Kleinteiliges, das zunächst noch unter einer Wand aus gitarrigem Dröhnen lauert, entpuppt sich mehr und mehr als mysteriöses Klingeln, das wunderbar in die Traumsequenz eines 70er-Jahre-Thrillers gepasst hätte. Insgesamt ist das zweite Stück weniger rhythmisch und generell etwas unübersichtlicher gestaltet, und wenn am Ende die Gitarren-Soli fast wie ein Dudelsack oder eine Schalmei klingen, kommt auch der Humor nicht zu kurz.

Da die Platte hierzulande etwas untergegangen ist, soll sie auch nach rund zwei Jahren noch – stellvertretend für manc handere Releases aus dem Magia Roja-Hauptquartier – empfohlen werden. (U.S.)

Label: Magia Roja