DREW MCDOWALL / HIRO KONE: The Ghost of Georges Bataille

Georges Bataille gehört (wie z.B. auch Nietzsche oder Jünger) zu einer Reihe von Literaten und Philosophen, die einen Resonanzraum geschaffen haben, der manche glauben lässt, es reiche aus, den einen oder anderen Begriff in ebendiesen zu werfen und ohne große inhaltliche Füllung (ver)hallen zu lassen. Zum Teil scheint dann selbst manchmal im akademischen Bereich die Auseinandersetzung mit dem Franzosen auf das Abspulen der immer gleichen Schlagworte (Transgression etc.) beschränkt zu sein.

Auf diesem Fourtrack-Album heißt es programmatisch: „Conjuring the sentiment of death as productive force, the artists join their analog paradigms to open a door elsewhere, or perhaps, inside – sublimating personal struggles into ritualistic offerings“. Drew McDowall hat in den letzten Jahren eine Reihe von hervorragenden (Post)Industrialalben aufgenommen, die ohne allzu großes theoretisches Beiwerk auskommen, hat sowohl solo als auch mit Compound Eye gezeigt, wie zeitgenössischer Industrial klingen kann/soll und hat auch zu Hiro Kones – der Name under dem Nicky Mao aufnimmt - Debüt auf Geographic North beigetragen.  Bei ihr spielt (der) Rhtyhmus eine zentralere Rolle als bei dem ehemaligen Coilmitglied. Die Zusammenarbeit auf diesem Minialbum ist –so viel sei schon einmal gesagt – mehr als die sprichwörtliche Summe aller Teile.

“Barely Awake” ist anfangs eine kristalline, aus verscheidenen Klangpartikeln bestehende sakrale Symphonie, zu der dann perkussive Elemente hinzukommen. „Dreaming is Nursed in Darkness“ klingt, als sänge eine Stimme gegen ein Theremin an. Dann setzt stotternde Perkussion ein. Vielleicht ist dieser Track mein Favorit, da der Hörer in eine Klangwelt eintaucht, der tatsächlich ein Moment des Fremden und des Irrationalen der Traumlogik innewohnt. Auf „Bright Kiss of Fire“ hallen in der Ferne metallisch-perkussive Klänge, in Fabrikhallen ertönen Echos. Irgendwann setzen technoide Passagen ein, die Hiro Kones Einfluss erkennen lassen. „Violence’s Detour“ besteht aus vielen Schichten: Da sind im Hintergrund melodische Passagen, die an ein Xylophon denken lassen, repetetive Perkussion, verfremdete Stimmen.

Ob Bataille sich in der Musik wiederfinden würde oder gar als schemenhafter Widergänger findet, sei dahingestellt; der von den beiden erzeugte Klangkosmos mit seinen teils außer- und andersweltlichen Momenten ist sicher von einer immanenten Transzendenz, auch wenn der Autor dieser Zeilen den Tod weniger als „produktive Kraft“ denn als „anaesthetic from which none come round“ (Philip Larkin) sieht. (MG)

Label: Bank Records