LUSTMORD: First Reformed (Extended Motion Picture Soundtrack)

Paul Schrader hatte lange vor seinem Erfolg als Drehbuchautor und Regissuer einen Text über das, was er den transzendentalen Stil im Film nannte, verfasst, eine Art von Film, der verglichen mit psychologischem Realismus “a spiritual state by means of austere camerawork, acting devoid of self-consciousness, and editing that avoids editorial comment “ illustriere. Jüngst ist dieser Text mit einer neuen Einleitung wiederveröffentlicht worden. Schrader selbst hatte bisher aber nie selbst einen dieser Ästhetik und Programmatik verpflichteten Film gedreht – bis zu “First Reformed”, in dem Ethan Hawke als desillusionierter Priester einen radiklen Umweltschützer trifft. Als Gründe dafür, dass er erst jetzt solch einen Film gedreht hat, nennt Schrader persönliche (sein Alter) wie auch ökonomische (das drastische Sinken der Poduktionskosten von Filmen).

Kommt etwa die erste Hälfte des Films gänzlich ohne Soundtrack aus, so setzt ab der Mitte ein dunkles Brummen und Dröhnen ein, für das sich Brian Williams verantwortlich zeigt. Tracks wie „Revelation“, „Hanstown Kills“, „Discernment“, „Awakening“ oder „So Be It“ sind – wenn man das so salopp formulieren möchte – klassiche Lustmordstücke, die ohne Einsatz von Gitarren (wie auf „[Other]“), Keyboard (wie auf „Metavoid“) oder Stimme (wie auf „The Word As Power“) auskommen, gleichzeitig aber (etwas) weniger reduziert sind als das auf dem Geräusch kosmologischer Aktivitäten basierende und auf Touch veröffentlichte Album „Dark Matter“. Vielleicht könnte man noch am ehesten auf das Referenzwerk „The Place Where The Black Stars Hang“ verweisen oder auf Passagen von „Carbon/Core“.

Auf „Eden“ hört man Wassertropfen fallen und etwas opulentere, melodische Passagen, durch die “Eden” zum orchestralsten Stück des Albums wird. „Accursed“ beginnt auch mit Dröhnen, doch dann setzt Orgelspiel ein und man hört „die Hymne „Onward Christian Soldiers“. Während des Stücks setzt die Orgel immer wieder ein, kämpft gegen die Drones an. Daran knüpft auch “Everlasting” an, auf dem die Hymne „Leaning on the Everlasting Arms” zu hören ist – vielleicht eine (un)bewusste Anspielung an “The Night Of The Hunter”.

Dieser verglichen mit konventionellen Scores reduzierte Soundtrack – an anderer Stelle wird er “sparsam” genannt – untermalt Schraders Film perfekt, auch weil neben der der Musik innewohnenden Düsternis Lustmords Arbeiten auch häufig etwas völlig Außerweltliches, Unfassbares, Transzendentales (?) besitzen. (MG)

Label: Lustmord Self-Released