UNICAZÜRN: Sensudistricto

Das aus Stephen Thrower und David Knight bestehende und aus dem Improvisationskollektiv The Amal Gamal Ensemble hervorgegangene Duo veröffentlicht mit „Sensudistricto“ das inzwischen vierte Album. Es ist nach dem 2017 erschienenen „Transpandorem“ das zweite auf Touch (Jon Wozencraft hat dann auch wieder das Artwork gestaltet). Thrower und Knight kombinieren allerlei (analoge) Elektronik mit Gitarre und Blasinstrumenten, um eine Musik zu spielen, die in jederlei Wortsinn kosmisch ist.

Im Pressetext zum Album wird die Frage gestellt, ob es je eine bessere Zeit gegeben habe, diesen Planeten zu verlassen und sich zu den Sternen zu „verpissen“, und passenderwiese heißt das erste Stück „For The Dark Planets“. Dennoch klingt der Track von der Stimmung gar nicht so (ver)dunkel(t), wie es der Titel denken lassen mag. Man hört ein bearbeitetes Blasinstrument inmitten dronig-flächiger Passagen. Das Stück ist, wie auch der größte Teil des restlichen Albums, fortwährend in Bewegung und entwickelt eine ziemliche Dynamik. Auf „Into Burning Labyrinths (Fuse-Fire-Seed)“ hört man flirrende Sounds und Perkussion. Sucht man Vergleiche außerhalb des UnicaZürn-Kosmos könnte man vielleicht Coils „Tiny Golden Books“ als Referenzpunkt nennen. “Stems of The Shadowmind” ist für mich ein erster Höhepunkt: erneut nimmt man diese Dynamik, diese Bewegung innerhalb des Tracks wahr und dann setzt nach einer Weile Throwers Saxophonspiel ein. Vielleicht ist das Jazz für die Blade Runner-Bar. Auf „A Gulp Of Moss A Breath of Stone“ fluktuiert, oszilliert die Elektonik. Gegen Ende erklingen verfremdete, seltsame Stimmen. Der Bonustrack „Frozen Scars and Laudanum“ fällt etwas ruhiger aus als die anderen vier Tracks, die Bewegung wird zurückgenommen und das Stück hat durchaus Soundtrackqualitäten: in der Ferne flirrende Hochtöne, Pulsieren, ein Blasinstrument lässt sich erahnen.

Vor einiger Zeit sagte Thrower in einem Interview bezogen auf die Musik UnicaZürns: „We’re fond of long-form pieces, extended trips, and I see what we do as having strong psychedelic qualities, with underlying tension and a sense of the uncanny.” Das ist eine durchaus angemessene Beschreibung dessen, was man auf „Sensudistricto“ hören kann, denn „trip“ kann immer (auch) zweierlei meinen: Die (durch psychotrope Substanzen verursachte) Reinigung der „Pforten der Wahrnehmung“ (Huxley via Blake) und die daraus resultierenden Bewusstseinsverschiebungen (worauf der letzte Titel mit seinem Verweis auf flüssiges Opium hinweisen mag) und eine Reise im eigentlichen Sinne, die diese narrativen, ausufernden, psychedelischen Tracks durchaus evozieren können. (MG)

Label: Touch