BACKWORLD: For The Life Of The World

Nach dem nach einer längeren Pause 2011 erschienenen Album „Come The Bells“, das in seiner kammermusikalischen Ausrichtung vom Tod von Joe Budenholzers Vaters beeinflusst war, und seiner „paraliturgischen Oper“ „The Hound Of Heaven“ (2016) erschien Mitte 2020 mit „Sacred And Profane Songs“ eine Zusammenstellung, auf der zwei neue Stücke enthalten waren, die darauf hindeuteten, dass es weiteres Material geben würde.

Im Interview, das wir Anfang des Jahres mit Joe Budenholzer führten, sprach er davon, dass die Stücke des gerade erschienenen neuen, insgesamt achten, Albums „For The Life Of The World“ während des Lockdowns geschrieben worden seien.

Während sich im Laufe der Jahre Budenholzers ambivalente Haltung zum Christentum – das erste Stück des ersten Backworld-Albums „Holy Fire“ samplete David Koresh- hin zu einer affirmativen vereindeutigte, ging dies damals auch mit einer leichten musikalischen Änderung einher: „Als ich jedoch nach Großbritannien zog und von Briten umgeben war, begannen meine amerikanischen Wurzeln mehr zum Vorschein zu kommen, in Form eines leichten westlichen Flavours in einigen Songs“. Die auf dem fünften Album besungene „Good Infection“ des Christentums klang dann in ihrer musikalischen Umsetzung teilweise etwas sehr betulich. „For The Love Of The World“ klingt in seiner das gesamten Album durchziehenden Melancholie wieder stärker nach dem Frühwerk, knüpft an die ersten drei Alben an.

„The Former Things Have Passed Away“, mit dem das Album eröffnet wird, lässt sich fast schon programmatisch lesen: Laure Kyle zitiert – untermalt von Keyboard und choralartigen Stimmen im Hintergrund – die aus der Offenbarung des Johannes entnommene Beschreibung des neuen Himmels und der neuen Erde. „The Children Of Eden“ ist mit gezupfter Gitarre, getragenen Keyboardpassagen und zweistimmigem Gesang von Kyle und Budenholzer ein Song, der musikalisch sicher auf die frühen Backworldalben gepasst hätte. Ein erster von einer Reihe von Höhepunkten ist “Ashes To Diamonds” mit dem Motiv der Verwandlung, der Transformation. Ende der 00er Jahre hatte Budenholzer auf seinem kleinen Label Discalcula zwei EPs von Maya Hardinge veröffentlicht, die hier auf dem idyllischen “Spiraling” und dem melancholischen “Walk Through The Garden” den Gesang übernimmt. Mit „The Return Of The Burning Times“ folgt darauf das vielleicht stärkste Stück auf dem Album: „The feet are bare and the hair is grey/Looking out through the firelight/The years just melt away“, singt Budenholzer zu wuchtigen perkussiven Schlägen und dem Strumming der Gitarre. Auf dem von Flöte durchzogenen, mittelterlich klingenden „The Hidden Order Of Things”, auf dem das Keyboard an ein Hackbrett erinnert, zitiert Laure Kyle Hildegard von Bingen. Auf „Eternal Return“ kann man hören: „Around and around in circles we go/Hourglass turning releasing the flow/Powers above and powers below/The eternal returning, the eternal return.” Beendet wird das Album von „The Lamb And The Lion“ mit David Tibet an den Vocals – ursprünglich vor etlichen Jahren auf der „Seeds Of Love“-EP in anderer Version veröffentlicht. Mit den Worten „God is love and you sleep“ enden das Stück wie auch das Album und damit schließt sich der Zirkel. Dieses starke Album gibt es bisher als Download, gerade ist die CD erschienen. Eine Vinylversion soll folgen. (MG)

Label: Self-released