ANAHITA: Tourmaline

Lange bevor Folk als Weird oder Freak hip wurde, veröffentlichten (leider inzwischen nicht mehr existierende) Label wie Secret Eye aus den USA oder Camera Obscura aus Australien Musik, die oftmals Wurzeln im Folk hatte, aber sich allzu einfachen Kategorisierungen entzog. Jeanette Leech nannte in Seasons They Change, ihrer Abhandlung über “psychedelic und acid folk”, als Speerspitze, Avantgarde, aber letztlich als Zu-früh-Gekommene (um von dem Boom profitieren zu können), die Trias aus Stone Breath, The Iditarod und In Gowan Ring Kurz darauf kamen Bands wie Spires That in the Sunset Rise , das Projekt Fursaxa von Tara Burke oder Espers.

Fursaxa hatte mit „Mycorrhizae Realm“ 2010 ein recht songorientiertes Album veröffentlicht, um letztes Jahr mit dem Nachfolger „Immured” “ein archaisches, ursprüngliches Album [aufzunehmen], wahre Ur-Musik, die in der Lage ist, Daturaträume im Hörer zu erzeugen.“ Die Esperscellistin Helena Espvall hat in den letzten Jahren mit einer Vielzahl von Künstlern zusamengearbeitet. Auf ihrem inzwischen dritten – allerdings schon 2010 und 2011 aufgenommenen- Album als Anahita, spielen Burke und Espvall eine wie aus der Zeit gefallene Musik: Auf „Catharus“ singt Burke mit einer Stimme, in der sich Getragenheit und Entrücktheit gleichermaßen widerspiegeln, während elektronischer Wind zu wehen scheint. Das instrumentale „Spirea of Ulmaria“ ist geprägt vom leicht dissonanten Zusammenspiel von Cello und Flöte. Auf dem 12-minütigen „Mabon“ erklingen Drones, das Cello kratzt, Burkes Stimme ertönt. „Nascent Wings“ ist etwas melodischer. Burke intoniert etwas, während das Cello gezupft wird, Streicher und Flöte kommen hinzu.

Beendet wird das Album auf “A Tapestry to Weave” von Cellodrones, Glöckchen und Burkes in der Ferne tönender Stimme. Vielleicht ist der Tracktitel eine geeignete Metapher, um das zu beschreiben, was Burke und Espvall auf diesem Album machen. Auf “Tourmaline” finden sich weniger Songs als Stücke, die immer so weitergehen könnten. Passagenwiese muss man an Nico auf Psilocybin statt Heroin denken. (MG)

Label: Three:four Records