DREW MCDOWALL: The Third Helix

In den letzten paar Jahren ist das ehemalige Coil-Mitglied Drew McDowall verstärkt als Solokünstler in Erscheinung getreten, hat eine Reihe hervorragender Alben veröffentlicht, über die es auf diesen Seiten hieß, Mc Dowall spiele und erzeuge „dystopische Musik jenseits billiger Schockeffekte “. Auch wurde gefordert: „Wegen der im eigentlichen Sinne ‘rituellen’ Musik seiner Soloarbeiten, die keine prätentiösen Konzepte nötig hat, sollte sein Name künftig dicker gedruckt werden.” Mit Labelkollegin Hiro Kone hatte McDowall jüngst noch Georges Bataille seine Ehre auf einem Album erwiesen, auf dem „der von den beiden erzeugte Klangkosmos mit seinen teils außer- und andersweltlichen Momenten [...] sicher von einer immanenten Transzendenz“ war.

„The Third Helix“ knüpft entfernt konzeptionell (wenn auch nur bedingt musikalisch) an Coils Time Machines-Projekt an, an dem McDowall maßgeblich beteiligt war, denn über „The Third Helix“ heißt es, es sei „an exercise of unravelling the DNA of hallucination “ – wenn auch eben nicht notwendigerweise induziert durch abseitige Substanzen.

Mögen die Drones auf „Impulse“ vielleicht noch an Time Machines erinnern, so wird das Klangspektrum auf einer Reihe anderer Tracks erweitert, so z.B. auf „The Rhizome“, auf dem das bewähre analoge Instrumentarium mit einem Cello (?) kombiniert wird, um ein melodisches, recht warm klingendes Stück zu erschaffen. „Tendrils“ beginnt mit leicht metallisch klingenden Geräuschen, zu denen aber dann auch Streicherpassagen hinzukommen. Das ist ein fragmentiertes, immer kurz in Auflösung begriffenes Stück, in dem dann plötztlich seltsamste Stimmen und Orgelpassagen auftauchen, durch die der Track durchaus einen somnambulen Charakter bekommt. Auch die inmitten des Knarzen und Knarrens auftretenden Melodiepassagen auf „Proximity“ und die leicht dissonanten Stimmfragmente, von denen „False Memory“ dominiert wird, sorgen für leicht phantasmagorische Momente. Den Abschlusstrack mit seinen bearbeiteten Dudelsackpassagen mag man als ironischen Kommentar des Wahlnewyorkers McDowall an sein Geburtsland lesen, aber „Imminent Condition“ ist stark genug, um nicht nur auf einer Metaebene gewürdigt zu werden.

Was wie auch schon auf den vorherigen Veröffentlichungen Mc Dowalls auffällt, ist die Vielschichtigkeit der einzelnen Tracks, die diesmal aber etwas weniger dunkel und weniger dystopisch klingen – das sollte man deskriptiv und keinesfalls wertend verstehen. (MG)

Label: Dais Records