Dass Kraftwerk in den vergangenen Jahren vermehrt in Museen aufgetreten sind und ihre Alben, Teile ihres „Katalogs“, in Gänze aufgeführt haben, passt ganz gut, denn letztlich sind die Düsseldorfer ihre eigenen Nachlassverwalter geworden, ruht ihr Nimbus –auch wegen Ermangelung neuen Materials – auf den Arbeiten, die sie vor Jahrzehnten eingespielt haben. Weiterlesen
Archiv des Autors: Michael
HERMANN KOPP: Cantos Y Llantos
Auf seiner inzwischen vierten Veröffentlichung für Galakthorrö knüpft Hermann Kopp, der auf seiner Webseite seine Musik als „haunting sounds for extreme visions“ bezeichnet, an sein bisheriges Werk an. Schon auf seinem 1983 veröffentlichten lapidar „Pop“ betitelten Fulltime-Debüt ging es weniger um denselben, sondern fand man am „Nudistenstrand“ nicht Begehrliches als vielmehr eine „öde Fleischlandschaft“. Kopps thematische Interessen verorteten ihn zwischen „Mondo Carnale“ und „Nekronology“ – so der Titel einer Auswahl seiner Arbeiten für Jörg Buttgereits Filme. Körperlichkeit konnte hier eigentlich nur als fortwährender, akzelerierender Verfallsprozess gesehen werden. Weiterlesen
TE/DIS: Interrogation Gloom
Musikalisch-thematisch passt das unter dem Namen Te/DIS agierende Einmannprojekt problemlos zu den anderen auf Galakthorrö veröffentlichenden Künstlern. Schließlich liegt seit der 2013 veröffentlichten „Black Swan“-EP der Fokus auf analogem Instrumentarium, auf der (Nacht)Schattenseite menschlicher Existenz. Was Te/DIS aber von den anderen (etwas) abhebt, ist der Gesang, der -wenn man das so salopp sagt- Te/DIS zum gruftigtsten Projekt auf Galakthorrö macht, denn der Bariton, der Texte über „wrecking guilty feelings“ intoniert, lässt einen vermuten, dass hier jemand Weiterlesen
DA-SEIN: Death Is The Most Certain Possibility
Debütierte das in Madrid ansässige Duo auf Galakthorrö 2015 mit seiner „Tautology“-7‘, folgt nun das erste Album, das im Titel auf den Philosophen verweist, dem die Band ihren Namen verdankt und den Thomas Bernhard in Alte Meister in inzwischen notorisch gewordenen Invektiven als „Pantoffel- und Schlafhaubenphilosoph der Deutschen“ bezeichnete. Weiterlesen
PHARMAKON: Contact
Margaret Chardiets Arbeit als Pharmakon hat in den letzten Jahren erhebliche Resonanz erfahren – gerade abseits der üblichen Genrepublikationen. Auch das aktuelle (inzwischen vierte) Album ist da keine Ausnahme: Lead Review in The Quietus, lange Rezension in The Wire, Interview in The Village Voice – um nur drei Beispiele zu nennen. Wie bei Puce Mary stellt(e) sich die Frage, wie viel all das damit zu tun hat, dass die Musik auf einem angesagten Label erscheint und zudem hier kein adipöser Kraftelektroniker an den Knöpfen dreht, sondern eine junge Frau. Weiterlesen
We see our era as an apocalyptic one: Interview with Winter Family
On your website you quote from articles which describe your music as ‘doom swing’,'funeral pop’ or ‘weird wave’ (with some irony, I guess). On your new album, your style is more open and more diverse than ever before. Do you regard such stylistic categories as something to play with, or do you still feel you identify with a certain style or genre? Weiterlesen
DEPECHE MODE: Spirit
Als Depeche Mode nach dem Weggang Vince Clarkes 1982 „A Broken Frame“ veröffentlichten, so war das (noch) eine etwas unausgegorene Mischung, auf der sich neben recht seichten Popsongs wie „The Meaning of Love“ mit „Leave in Silence“ schon die Momente von Düsternis und Schwere fanden, die das Werk der Band in den nächsten Jahrzehnten charakterisieren sollten und die es ihnen ermöglichten, sich trotz Millionen verkaufter Tonträger einen kleinen Nimbus Subkultur zu bewahren. Als ein Jahr später Weiterlesen
WOLF EYES: Undertow
Auf ihren letzten regulären Longplayern haben Wolf Eyes eine Politik der (musikalischen) Zurückhaltung verfolgt. Die Jahre über hat die Band auch immer wieder „research and development“- CD-Rs, Tapes, Lathecuts etc. veröffentlicht, wobei die Zahl in den letzten Jahren abgenommen hat, “Undertow” knüpft aber an die letzten regulären Alben an: Auf allen fünf Stücken wird ohne allzu große Brachialität eine unangenehme, dystopische Atmosphäre erzeugt. Weiterlesen
YANNICK DAUBY / HITOSHI KOJO: La Vie dans les Airs et dans les Eaux
Bei der von Drone Records veröffentlichten „SUBSTANTIA INNOMINATA ”-10‘-Reihe geht es weniger um eine musikalische als vielmehr um eine thematische Ausrichtung: Der Schwerpunkt liegt bei allen Veröffentlichungen bei “The Un-known, The Un-nameable, The Unspeakable, The Un-thinkable, etc.: Various aspects related to ´The Unknown‘”. Auf „La Vie dans les Airs & dans les Eaux“ arbeiten der in Taiwan lebende Franzose Yannick Dauby, der in den letzten Jahren viel mit Feldaufnahmen gearbeitet hat, und der Japaner Hitoshi Kojo, der bisher auf zahlreichen Veröffentlichungen eine vielschichtige Geräuschmusik gespielt hat, dann auch daran, diesen Vorgaben mehr als gerecht zu werden. Weiterlesen
WINTER FAMILY: South From Here
Auf ihren bisherigen Alben hatte das aus Ruth Rosenthal und Xavier Klaine bestehende französisch-israelische Duo eine dronegeschwängerte düstere Musik gespielt, auf der der Sprechgesang Rosenthals von Feldaufnahmen, Orgel, Klavier und Harmonium untermalt wurde, was einige Rezensenten Vergleiche zu Nico ziehen ließ. „South From Here“ knüpft zwar in Passagen daran an, aber das Klangspektrum ist erheblich erweitert worden. Weiterlesen
MIRCO MAGNANI / ERNESTO TOMASINI: Madame E
Georges Bataille scheint durch seine Überlegungen zur Transgression oftmals der Haus- und Hofphilosoph von den Vertretern randständiger Musik zu sein, die eher am Überschreiten von geschmacklichen als von musikalischen Grenzen interessiert sind, wobei man oftmals den Eindruck hat, die Rezeption verlaufe primär über Schlagworte und gehe nicht einmal so tief wie die Juniuseinführung – ähnlich den Neofolkern, die als Lieblingsdenker Nietsche [sic] angeben. Weiterlesen
WILLIAM BASINSKI: A Shadow in Time
In einem anlässlich der Veröffentlichung von Christoph Ransmayrs neuem Romans über den „Lauf der Zeit“ gemachten Interviews versucht der Journalist fortwährend dem Autoren Sätze zu entlocken, dass das Erzählen über den Lauf der Zeit triumphieren kann – einem Wunsch, dem der Österreicher nicht nachkommt: „Wenn seine [des Erzählers] Gehirnströme erlöschen, zum Stillstand kommen, und sein Herzschlag, dann ist das Spiel natürlich auch für ihn zu Ende und von einem Triumph dann noch zu reden, wäre lächerlich.“ Weiterlesen
THE OWLS ARE NOT WHAT THEY SEEM: Hearth
Bei der Ausdifferenzierung/Fragmentierung der verschiedenen Spielarten randständiger Musik kann man sich kaum vorstellen, dass heute noch ein Sampler veröffentlicht würde, auf dem Asmus Tietchens neben Genocide Organ zu finden wäre. Gleichzeitig zeigen eine Vielzahl von Bands Hybridisierungstendenzen, wird z.B. Harsch Noise mit Black Metal, Power Electronics mit Dark Ambient kombiniert. Weiterlesen
SOUNDWALK COLLECTIVE WITH JESSE PARIS SMITH FEAT. PATTI SMITH: Killer Road
Manchmal hatte man in den letzten Jahren den Eindruck, Nicos zeitlose Musik werde zu sehr von ihrem Leben (als „Femme Fatale“, Junkie, früh Verstorbene etc.) überlagert, die Titel einiger gelungener und weniger gelungener Hommages an sie mögen das illustrieren: Da wurde die als Christa Päffgen in Köln Geborene wahlweise zur „Ikone“ , „Sphinx aus Eis“ oder „Mondgöttin“. Vielleicht ist dann auch eine der beeindruckensten Stellen in Susanne Ofertingers Dokumentation, wenn John Cale am Ende (s)eine Version von „Frozen Warnng“ anstimmt und damit noch einmal Nicos Qualitäten als Songschreiberin illustriert. Weiterlesen
V.A.: Killed By Deathrock – Volume Two
Die Bezeichnung Death Rock beinhaltet(e) oftmals zweierlei: Eine nationale (eine im Gegensatz zum englischen Gothic Rock in den USA beheimatete Musik) und musikalische (eine starke Orientierung am Punk) Verortung. Die auf dieser Compilation verwendete Begrifflichkeit ist allerdings eine andere und meint scheinbar weder das eine noch das andere, denn die Bandauswahl ist was die Nationalität anbelangt sehr inklusiv und auch musikalisch heterogen, so heißt es dann von Labelseite auch: „Looking back among and between these genres we now recognize various blends of Weiterlesen
UNITED BIBLE STUDIES: I Am Full Gibbous
Seit Anfang der 00er Jahre sind United Bible Studies, ein loses Kollektiv, das auf zahlreichen Veröffentlichungen an der Schnittstelle von Folk, Improvisation und Experiment gearbeitet hat, aktiv, wobei der experimentelle Teil in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen hat. Das auf Hand/Eye veröffentlichte „I Am Full Gibbous“ besteht aus drei langen Tracks, die bei einem Auftritt der Gruppe 2008 in Detroit und 2009 in Irland aufgenommen wurden. Weiterlesen
V.A.: DRONE-MIND // MIND-DRONE Vol. 5
Auf diesen Seiten sind schon mehrfach die Veröffentlichungen der “Drone-Mind/Mind-Drone”-Reihe besprochen worden, die es sich u.a. zum Ziel gesetzt hat, Drones aus verschiedensten Teilen der Welt zu präsentieren. Dabei ist der Ansatz eine Betonung geographischer Diversizität, bei der aber gleichzeitig die Verbundenheit mit- und untereinander herausgestellt wird: „DRONEMIND and MIND-DRONE build a circle of diverse interrelations.The Drone as a metaphor for everything that vibrates, that releases energy – from atoms and elementary particles to the hum of Weiterlesen
LEONARD COHEN: You Want it Darker
Es gibt wohl wenige (ursprünglich) der ökonomischen Notwendigkeit geschuldeten Comebacks – die Veruntreuung von Cohens Ersparnissen durch seine Managerin während seines Aufenthaltes im buddhistischen Kloster ist gut dokumentiert -, die künstlerisch so ertragreich gewesen sind wie das des inzwischen 82-jährigen Kanadiers – und zwar qualitativ wie quantitativ: Schließlich hat Cohen seit 2012 alle zwei Jahre ein neues Studioalbum veröffentlicht, etwas, das ihm seit seinen ersten drei Alben nicht mehr gelungen ist. Weiterlesen
GNAWED: Pestilence Beholden
Im weiten Feld der Geräuschmusik gibt es verschiedene Möglichkeiten ein Werk zu auratisieren, so kann z.B. manchmal ein Hinweis auf das verwendete Klangmaterial dazu beitragen. In seinem Text „Der Böttger-Effekt“ hat sich Asmus Tietchens dazu wenig begeistert geäußert: „Worüber werden wir aufgeklärt, wenn wir abstraktes Schnarren wahrnehmen, das laut credits aus dem Soundscape eines nordafrikanischen Marktes abgeleitet ist? Gut, wir lernen, dass so etwas technisch möglich ist. Und weiter? Vielleicht noch, dass wir uns auch mal an solchen Übungen versuchen könnten. Immerhin.“ Weiterlesen