In Musikerkreisen gibt es den – gar nicht realitätsfernen – Mythos des schwierigen zweiten Albums, mit dem man, im Unterschied zu einem von allerlei Überraschungseffekten profitierenden Debüt, zwangsläufig auf gewisse Erwartungen reagiert, ganz zu schweigen von der Frage, ob der Ideenfundus des Musikers oder der Band immer noch ausreicht, um etwas relevantes neues auf die Beine zu stellen. Anders verhält es sich Weiterlesen
DAVID JACKMAN: A Cloud Of Light
„A Cloud Of Light“ ist eine weitere Veröffentlichung aus der umfangreichen David Jackman-/Organum Electronics-Subskriptionsserie auf Die Stadt . Zuletzt waren hier Ende letzten Jahres mit „Quietude“ und „Darcknes“ die ersten beiden Releases dieser Reihe besprochen worden. Es ist schon an vielen Stellen darauf hingewiesen worden, dass insbesondere Jackmans Aufnahmen der letzten Jahre ähnlich klingen, so in etwa wie Teile einer einzigen (großen) Aufnahme. Diese Ähnlichkeit spiegelt sich vielleicht auch bei den Weiterlesen
JAD ATOUI / JAWAD NAWFAL / SHARIF SEHNAOUI: Modern Individual
Auf “Modern Individual”, dem for kurzem erschienenen ersten gemeinsamen Longplayer der drei libanesischen Musiker Jad Atoui, Jawad Nawfal und Sharif Sehnaoui, beschleicht einen immer wieder das Gefühl, etwas Unberechenbares braue sich zusammen. Vor einem unruhigen Hintergrund aus Rattern, Knacken und schrill rauschendem Feedback irren bereits in den ersten Minuten hohe Sinustöne durch den Raum, kollidieren mit Weiterlesen
CONSUMER ELECTRONICS: Surge
Seit Philip Best sein in den frühen 80ern begonnenes Projekt Consumer Electronics 2007 rekativierte, entstanden eine Reihe von Alben. Musikalisch entfernte er sich von den brachialen analogen Dissonanzen, die noch auf dem 2009 veröffentlichten „Crowd Pleaser“ zu hören waren: Die Musik wurde reduzierter, (ziemlich) kaputte Rhythmen bestimmten das Klangbild und irgendwann überließ er – dem hier attestiert wurde, dass seine “Vocals [...] mit zum Beeindruckensten gehören, was man in welchem Genre auch immer hören kann” – das Schreien und Brüllen seiner (damaligen) Frau Sarah, er selbst rezitierte seine Texte. Weiterlesen
EKIN FIL: Sleepwalkers
Es ist der Eindruck von etwas Verwehtem, das den Klanglandschaften auf Ekin Fils neuem Album “Sleepwalkers” immer wieder die Aura von etwas traumhaftem oder, wie es der Titel schon sagt, somnambulem gibt. Wie zwei Substanzen, die sich nicht abstoßen, die sich aber auch nicht zu einer vollkommenen Einheit vermischen lassen, durchdringt sich dunkles Grollen und Brummen und melodische Hochtöner in dem Weiterlesen
KEELEY FORSYTH: The Hollow
Vor einiger Zeit kam bei einer Diskussion im weiteren Bekanntenkreis die Frage auf, ob es heute noch (neue) Musik ge(/ä)be, die einen noch genauso begeistert, wie man das früher erlebt habe. Da klang so eine gewisse Art der musikalischen Erschöpfung und Ernüchterung gepaart mit etwas Kulturpessimismus an. Dass es noch neue Musik gibt, die es wert ist, entdeckt und gehört zu werden, zeigen wir auf diesen Seiten hoffentlich jede Woche wieder aufs Neue, aber insbesondere Keeley Forsyths „The Hollow“ sollte man all denen ans Herz bzw. Ohr legen, die glauben, heutzutage könne einen Musik nicht mehr so tief treffen, wie das mit 18 etc. der Fall war. Weiterlesen
LIMPE FUCHS: Amor
Auf Lampe Fuchs’ neuem Album “Amor” dreht sich, wie der Titel bereits vermuten lässt, alles um die Liebe, ein Thema, das öfter mal und vermutlich zurecht als das meist besungene Thema in der populären Musik bezeichnet wird. Aufgrund dieser Popularität und der damit verbundenen großen Präsenz ist es natürlich auch ein Thema, mit dem man grandios scheitern kann, indem man ganz unbeabsichtigt schon oft gehörtes auf ermüdende Weise reproduziert, oder, vielleicht schlimmer, betont Weiterlesen
GENETIC TRANSMISSION: Kapuke / Music For Vienna Aktionists
Seit vielen Jahren schon sind Genetic Transmission dabei, ihre einigermaßen üppigen Archive zu öffnen und vergriffenes älteres Material neu zugänglich zu machen. Die vorliegende Wiederveröffentlichung, erschienen bereits vor einigen Jahren, beinhaltet gleich zwei Releases aus den frühen Jahren des polnischen Industrial-Duos, die damals in keinem Zusammenhang zueinander standen und auch auf der vorliegenden CD – trotz des typischen GT-Sounds zwischen Musique Concrete und Maschinenlärm – recht heterogen wirken. Weiterlesen
L’EGLISE DU MOVEMENT PÉRISTALTIQUE INVERSÉ: Le Peintre du Soir
Bekannt vorkommen wird der Bandname L’Eglise du Mouvement Péristaltique Inversé hierzulande wahrscheinlich wenigen, denn eine zuverlässige Erinnerung ist ein rares Gut, und wirklich angekommen ist das einzige bereits 2002 erschienene Album des französischen Cold Wave-Duos diesseits des Rheins kaum. Für mehr als zwei Jahrzehnte gingen die beiden Mitglieder Charles Pietri (Gitarre) und Nick Grey (Gesang und alles elektronische) musikalisch getrennte Wege, und wer unsere Weiterlesen
ELKKS: Dawn Heart Dawn
Als ginge es nur darum, mit der Tür ins Haus zu fallen, startet “Realtree Fleece”, der Opener von Elkks’ Solodebüt “Dawn Heart Dawn”, mit perkusiven Donnerschlägen. Hat man diesen Türbereich durchquert und ist im Inneren des Gebäudes angelangt, entfaltet sich schnell ein ganz anderes Szenario – elektrifiziertes Gitarrenstrumming bildet den Teppich für eine auf den ersten Eindruck erschöpft wirkenden Stimme, die zumindest dem Weiterlesen
LAIBACH: Opus Dei
Es gibt wohl keine Band, bei der das Konzeptionelle, der Diskurs über den Überbau bei der Rezeption eine größere Rolle einnimmt als bei den Slowenen. Über sie wurde viel geschrieben (etwa zuletzt noch in umfangreicherer Form hier). Inzwischen sind sie natürlich trotz ihrer an Provokationen nicht armen Vergangenheit auch in ihrer Heimat längst fester Bestandteil der dortigen Kultur, Weiterlesen
VILHELM BROMANDER: In this forever unfolding moment
Der wabernde Klangteppich einer indischen Tampura entfaltet sich in reizvoller Unregelmäßigkeit über mehrere Minuten und verwebt sich mit der Stimme einer Sängerin zu einem Zopf, und wenig könnte einen Titel wie “In this forever unfolding moment” besser illustrieren als dieser Auftakt des Openers. Ungemein kraftvoll und feierlich geht es zu, wenn irgendwann nach über sechs Minuten Piano und andere Instrumente einsetzen. Kraftvolle Weiterlesen
KOSMOSE: First Time Out
Bei der Ansage, die für Unkundige des Französischen etwas lang geraten ist, ahnt man schon, dass “First Time Out” ein Livedokument ist, und bei den spacigen Spielereien, die Expo 70 gefallen würden und im Minutentakt immer mehr ihre Heimat in krautiger Elektronik verraten, stellt sich bald die freudige Gewissheit ein, dass Kosmose sich bei ihrer Aufführung Zeit lassen. Gute zwei Stunden, um genau zu sein, denn die beiden Mitschnitte füllen das Doppelalbum bis in alle Ritzen aus. Weiterlesen
WITHERING HERD: Ron’s Angel House
Psychische Grenzsituationen und Erkrankungen waren schon früh als Themen im Power Electrocis-Genre angelegt: Als Sujet der Transgression (exemplarisch bei den frühen Whitehouse) und/oder aber bei der Thematisierung eigener psychischer Derangiertheit (z.B. bei Atrax Morgue). War bei all diesem doch oft ein Moment der Glorifizierung enthalten, heißt es über Withering Herds Weiterlesen
INTELLIGENT LIFE: Analogies
Am Beginn von “Analogies”, dem neue Album des aus Jeff Düngfelder (Elektronik), Mike Brown (Kontrabass) und Joshua Trinidad (Trompete) bestehenden Trios, steht eine ambiente und gleichsam kantige Klangszenerie: Kernige, vielfach schabende und kratzende Sounds winken einen in einen noch unbekannten klanglichen Kosmos und illustrieren zugleich, dass in diesem keine Komfortzone wartet. Bereits nach kurzer Zeit offenbart sich Weiterlesen
LAURA CANNELL: Mountainlore
Laura Cannell schreibt auf ihrer Webseite, ihr gehe es darum „the Spaces between Ancient, Improvised and New Music“ zu erforschen. Auf diesen Seiten konnte man anlässlich ihrer Zusammenarbeit mit Poly Wright über die Britin lesen: „Auf zahlreichen Veröffentlichungen hat die britische Komponistin Laura Cannell in den letzten Jahren eine teils dunkle, an Drones angelehnte Musik gespielt, in deren klanglicher Fokus oft ihre Geige oder Flöte stand […] Weiterlesen
MAN EAT MAN EAT MAN: s/t
Mit dieser Veröffentlichung hatten vor knapp vier Jahren wahrscheinlich nur wenige noch gerechnet: Das Debütalbum von Man Eat Man Eat Man, dem gemeinsamen Projekt von Lloyd James, Hunter Barr und Ben McLees, wurde vor mehr als zehn Jahren aufgenommen und verschwand aus ungeklärten Gründen in der Versenkung, lediglich ein Song fand damals seinen Weg auf einen physischen Tonträger. Vielleicht gab es immer wieder Nachfragen, so Weiterlesen
V.A.: Intolerance – The Discordant Note
Noise à Noise, ein hauptsächlich im digitalen Bereich aktives Experimentallabel mit einem niemals beliebigen Output, bei dessen beachtlicher Frequenz man kaum mitkommt, hat vor einigen Monaten eine Compilation veröffentlicht, auf der eine internationale Riege an Beitragenden in Form von Klangmanipulationen, Kollagen partiell auf der Basis von Field Recordings und immer auch Lärm dem Thema Toleranz nachspürten und ihren Reflexionen einen musikalischen Ausdruck gaben. Weiterlesen
BRIAN MENDOZA HARAN: Monarchs b/w Volunteers
Mendoza Haran hat neben seiner Tätigkeit als Besitzer des in North Carolina ansässigen Studios The Pinebox in den letzten Jahren bei dem Trio Ama Divers gespielt, die sich auf einem Tape und einer LP, beide ebenfalls bei No Rent, dem Ambient nähernden Musik spielten. Weiterlesen