Dass Pascal Comelade und Marc Hurtado in den letzten vierzig Jahren nie zusammen auf der Bühne oder im Studio gewesen sind, überrascht fast, denn die beiden Franzosen sind seit den späten 70ern in unterschiedlichen Konstellationen aktiv und interessanten Kollaborationen gegenüber keineswegs verschlossen. Hurtado, der mit seinem Duo Ètant Donnés im Grunde zu den Pionieren es experimentellen Industrial zählt und mit Leuten wie Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
DEISON: Substrata
Zeitgleich mit Jérémie Mathes wird im Rahmen der „Substantia Innominata“-10”-Reihe „Substrata“ von Deison veröffentlicht – der Name, unter dem der Italiener Cristiano Deison aufnimmt, der auf zahlreiche Veröffentlichungen blicken kann und u.a. mit Lasse Marhaug, KK Null, Uggeri oder John Duncan zusammengearbeitet hat. Weiterlesen
SIAVASH AMINI: The Mimesis of Nothingness
Zu den interessantesten Versuchen, einen Ort im künstlerischen Medium, sei es Bild, Text oder Klang, erfahrbar zu machen, zählen jene, die den Blick auf eher untypische Aspekte lenken. Ein solcher Fokus richtet sich an ein aktives Publikum, das die präsentierten Details mit dem vorhandenen Wissen zu einem kaum festschreibbaren, hypothetischen Rahmen synthetisiert, und er umschifft ganz nebenbei eine Menge Klischees. Weiterlesen
MAKE INCEST GREAT AGAIN: s/t
Make Incest Great Again oder kurz MIGA ist ein obskures Soundkollagen- und Remix-Projekt aus dem Umfeld von Staaltape und Staalplaat, dessen Grundausrichtung vielleicht weniger politisch ist, als es beim Betrachten des Titels und des Artworks – das Cover basiert auf einem Foto von Ivanka Trump, falls da Zweifel betehen – scheint. Doch wer weiß, leicht auf eine griffige Formel zu bringen ist das gleichnamige Tape keineswegs. Weiterlesen
JÉRÉMIE MATHES: Arkhaîos
Im Rahmen der auch hier schon häufig besprochenen „Substantia Innominata“-10“-Reihe von Drone Records, die verstanden wird als „A concept that embraces the prospect of infinite possibilities for artists to create music about the intangible such as: The Unnameable, The Unspeakable, The Unthinkable, The Unidentifiable, etc“, wird „Arkhaîos“ von Jérémie Mathes veröffentlicht. Weiterlesen
J. ZUNZ: Hibiscus
Zum zweiten Mal und drei Jahre nach dem Erstling Silence tritt die aus dem mexikanischen Guadalajara stammende Lorena Quintanilla, die seit einigen Jahren mit dem Duo Lorelle Meets The Obsolete von sich reden machte, erneut mit ihrem Soloprojekt J.Zunz an die Öffentlichkeit und präsentiert eine vordergründig kühle, bei genauerem hinhören jedoch äußerst emotionale Musik zwischen minimalistischem Wave und retrofuturistisch angehauchter Psychedelik. Weiterlesen
FELIX-FLORIAN TÖDTLOFF / JEANS BEAST: Split
Felix-Florian Tödtloff und Julian Flemming, der unter dem großartigen Namen Jeans Beast firmiert, zählen zu den Musikern, von denen man eine Zusammenarbeit geradezu erwartet, sind sie doch beide seit Jahren in einem ähnlichen musikalischen Umfeld unterwegs, in dem originelle Soundkollagen und feinsinnige Drones produziert und gelegentlich auf limitierten Tapes herausgebracht werden. Acts wie Weiterlesen
MAKOTO KAWABATA / RG ROUGH: s/t
Was Makoto Kawabata, Gründer und Gitarrist der legendären Acid Mothers Temple in all ihren Variationen, und sein an vielen Instrumenten bewanderter Kollege RG Rough auf ihrer für den französischen Record Store Day produzierten Kollaboration auf zwei seitenfüllenden Tracks erspielt haben, klingt wie der episodische Soundtrack zu einer dramatischen Flucht, bei der die Hoffnung auf einen guten Ausgang lange auf tönernen Füßen steht. Weiterlesen
THE DOOMED BIRD OF PROVIDENCE: Rumbling Clouds of War Hover over Us
Mark Kluzek stammt aus Australien, ging aber nach der Jahrtausendwende nach England und gründete dort mit Freunden die Band The Doomed Bird of Providence, deren pastoraler, oft kammermusikalischer Folkstil ein ganz eigenes Terrain für sich beanspruchen darf, das sich an einigen Stellen mit Prog- oder Postrock überlappt. In ihren bisher drei Alben und diversen kleineren Veröffentlichungen setzten sie sich mit den vielfältigen Aspekten der angloaustralischen Kolonialgeschichte auseinander und Weiterlesen
CARL STONE: Au Jus 7″
Das Samplen, Zerlegen und in eine neue, kollagenhafte Form bringen populärer Musik ist seit Jahren ein Steckenpferd von Komponist und Producer Carl Stone. Mit dem Ohr eines Ethnographen stellt er die Schönheit, aber auch die triviale, klischeehafte Seite der Popkultur vom Kopf auf die Füße und legt so, durch Verfremdungen aller Art, verborgene Kehrseiten frei, die einem gefallen mögen oder auch nicht. Weiterlesen
THREE QUEENS IN MOURNING / BONNIE ‘PRINCE’ BILLY: Hello Sorrow Hello Joy
Als im vorigen Jahr unter dem Titel “Songs of Love and Horror” das erste Textbuch von Will Oldham alias Bonnie ‘Prince’ Billy herauskam, hatten Jill O’Sullivan, Alasdair Roberts und Alex Neilson die spontane Idee, ausgewählte Stücke daraus neu zu interpretieren und gründeten dazu die wahrscheinlich einmalige Band Three Queens in Mourning, benannt nach einem berühmten Foto von der Beerdigung des englischen Königs George VI – dort wurden dessen Mutter, Frau und Tochter gezeigt, die alle Weiterlesen
FOREST DWELLING: s/t
Forest Dwelling ist das gemeinsame Projekt von zwei Künstlern mit sehr ähnlichem Hintergrund: Chris Watson, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Cabaret Voltaire-Mitgründer, nimmt als Forest Mourning auf und betreibt das Label Infinity Mirror Records. James Watts macht Musik als Dolmen Dweller, arbeitet häufig mit seiner Stimme und Loops und hat ebenfalls ein kleines Label: Auf Panurus Productions wird „Unpopular music on tape“ herausgebracht. Beide leben in Newcastle Upon Tyne und ihre Kollaboration scheint – zumindest legt das die Namensgebung nahe – eine gleichberechtigte zu sein. Weiterlesen
LYKE WAKE / NOISE CLUSTER: Let the Universe Fall
Da die Personen hinter den beiden römischen Projekten Lyke Wake und Noise Cluster schon seit Unzeiten befreundet sind, überrascht eine Zusammenarbeit zwischen dem erfahrenen New-Waver und dem von Flavio Rivabella (alias Der bekannte postindustrielle Trompeter) und Arianna Degni Lombardi betriebenen Electronica-Duo eigentlich nicht – man wundert sich eher, dass es nicht schon viel früher zu dieser “Collaboration for Doomsday” gekommen ist. Weiterlesen
CHRISTOPHER CHAPLIN: M
Mit “M” schließt der in London lebende Komponist Christopher James Chaplin seine Trilogie ab, die vor vier Jahren mit “Je Suis Le Ténébreux” ihren Anfang nahm und vor zwei Jahren mit “Paradise Lost” fortgesetzt wurde. Auch dieses mal interpretiert Chaplin ältere Texte in den Medien Musik, Rezitation und Gesang und eröffnet dabei einen Interpretationsrahmen, der den Gehalt dieser literarischen Stimmen auch auf heutige Fragen bezieht. Weiterlesen
TELEPLASMISTE: To Kiss Earth Goodbye
Bei weitgehend instrumentaler Musik kann durch Bandnamen, Titelgebung und Artwork Hörerlenkung erfolgen und das Werk klarer konzeptionell situiert werden. Das aus Mark O Pilkington, der Strange Attractor Press leitet, u.a. bei Urthona gepielt hat und sich in den letzten Jahren mit allerlei Themen im Bereich Grenzwissenschaft(en) beschäftigt hat und Michael J York, der schon mit Coil, Shirley Collins, Current 93 und Cyclobe aufgetreten ist und aufgenommen hat, bestehende Duo veröffentlicht mit “To Kiss Earth Goodbye” den Nachfolger von “Frequency Is The New Ecstasy”. Weiterlesen
MARJAN FARSAD: White Tree
Manche Musiker lassen sich mehrere Jahre Zeit für ihre Alben, widmen sich zwischendurch immer wieder anderen Dingen, sammeln so Inspirationen, lassen den Ideen ihre Zeit, um heranzureifen, und zwingen auch den richtigen Moment für die Aufnahme nicht über Gewalt herbei. Wenn dann nach Jahren wieder ein Lebenszeichen bei den Fans ankommt, ist es oft, als hätte man den alten Faden, den man gerade wieder aufgreift, nie wirklich losgelassen. Weiterlesen
BACKWORLD: Sacred And Profane Songs
Als das Debütalbum „Holy Fire“ auf Joe Budenholzers Minilabel Harbinger House 1996 über World Serpent veröffentlicht wurde, da passte es musikalisch-thematisch zum dort beheimateten Apocalyptic Folk. Der aus dem Umfeld des Cinema of Transgression stammende New Yorker orientierte sich mit seiner oft dunklen Musik am Folk der britischen Inseln und während Kollegen Jim Jones coverten, ließ er auf dem Debütalbum David Koresh, den Jesus von Waco, zu Wort kommen, über den er auch einmal ein Musical schreiben wollte. Weiterlesen
ASMUS TIETCHENS: Bleiche Brunnen
Das Album mit dem alliterierenden Titel ist das dritte (repsektive vierte, wenn man die Zusammenarbeit mit Arcane Device dazunimmt) Album des Hamburgers auf dem Dark Vinyl Sublabel Stille Andacht. Tietchens’ Veröffentlichungen der letzten Jahre sind von einer zunehmenden Abstraktion gekennzeichnet, von einer Reduktion, einem Minimalismus, ungefähr beginnend mit dem 2000 auf Ritornell erschienenen ersten Teil der Mengenserie. Weiterlesen
PAUL SCHÜTZE: Without Thought
Seit Jahrzehnten arbeitet der in London lebende gebürtige Australier Schütze im Bereich Ambient, war vor Ewigkeiten Mitglied von Laughing Hands, hat zahlreiche Soundtracks zu Kurzfilmen veröffentlicht, genre- und gattungsübergreifend als Videokünstler gearbeitet und auch Parfüms entworfen, wobei es in den letzten Jahren (musikalisch) etwas ruhiger um ihn geworden ist. Weiterlesen