Es gilt im Grunde für jede Art der Dokumentation: In ihr finden sich oft ebenso viele Spuren und Zeugnisse des Forschers, seiner Blickwinkel, Vorverständnisse und technischen Möglichkeiten wie solche des untersuchten Gegenstandes. Besonders ins Gewicht fallen kann das, wenn der dokumentierte Gegenstand die Praktiken einer Kultur sind, die sich stark von der eigenen Alltagswelt unterscheiden. Als Carlos Casas vor einiger Zeit zahlreiche Tondokumente von Weiterlesen
OFFICIUM / TZII: Watching Myself Forget With No Resistance
Die beiden Soundartisten Alban Mercier und Eric Desjeux sind schon lange befreundet und haben sich erst im letzten Jahr zusammen an ein gemeinsames Tape ihrer Projekte Officium und Tzii gesetzt. Vielleicht ist die persönliche Vertrautheit ein Grund dafür, dass die Musik auf “Watching Myself Forget With No Resistance” so stimmig wie die Arbeit einer gut eingespielten Band klingt. Dabei ist nicht einmal Weiterlesen
DREKKA: Grieve
Wenn man sich frühe Aufnahmen von Drekka anhört, fällt mit einiger Verwunderung auf, wie diffus die damaligen Wegweiser noch in alle möglichen Richtungen deuteten. Michael Andersons Projekt hätte sich, um nur eine Möglichkeit zu nennen, ebenso sehr zu einer neofolkig angehauchten Post Punk-Kapelle entwickeln können, wie zu dem rituell-ambienten Soundartptrojekt, als das Drekka heute allgemein gilt. Weiterlesen
ADAM GEOFFREY COLE: Fallowing
In musikalischen Gefilden jenseits des Rock, wo Bands meist eher “Projekte” um eine zentrale Hauptfigur sind, ist es immer wieder interessant zu fragen, warum sich jemand irgendwann zu einem Soloalbum entscheidet – vor allem dann, wenn sich die Themenwahl, die stilistische Ausrichtung und auch der kleine Kreis an Mitwirkenden nicht allzu deutlich geändert haben. Weiterlesen
MONA MUR: s/t
Als Mona Mur 1988 ihr selbstbetiteltes Album herausbrachte, mischte die gebürtige Hamburgerin schon einige Jahre v.a. im Berliner Musik-Underground mit. Zusammen mit ihrer frisch formierten Band, zu der u.a. drei damalige Mitglieder der Einstürzenden Neubauten gehörten, entstand 1982 die erste EP “Jeszcze Polska”, deren rumpeliger Post Punk-Sound inklusive krätschender Gitarrenriffs bestens in die damalige Zeit passte und auch an Pop-Appeal nichts vermissen ließ. Weiterlesen
TAUMEL: In Pieces Vol. One
Veröffentlichungen aus der 10‘‘-Reihe „Substantia Innominata“ von Drone Records, die grob gesagt, „works inspired by or related to ‘the Unknown‘ around or within us“ zum Thema haben, sind auf diesen Seiten schon häufig besprochen worden. Von Labelseite wird darauf hingewiesen, dass diese 10” von dem deutschen, aus Jakob Diehl und Sven Pollkötter bestehenden, Duo für Drone eine verhältnismäßig ungewöhnliche Weiterlesen
BLAK SAAGAN: Se Ci Fosse La Luce Sarebbe Bellisimo
Samuele Gottardello, der sich Blak Saagan nennt und irgendwo im Umkreis der venezianischen Lagune mit Synthies und Drum Machines experimentiert, ist hierzulande eher ein Geheimtipp und allenfalls einigen italienischen Expats der Hauptstadt ein Begriff. Seine Kompositionen, die im Grenzbereich zwischen New Wave, kosmisch-ambienter Elektronik und dem psychedelisch angehauchten Filmscores der italienischen 60er und 70er Weiterlesen
NORTHGATE / MALATO: Vnion
Zumindest für die Römer von Malato war das auf der ersten Seite des vorliegenden Tapes dokumentierte Konzert bei der Destination Morgue ein Heimspiel, und das nicht nur wegen des Aufführungsortes, sondern weil Alessandro Marchettini sowohl zur Band gehört, als auch das Festivals organisiert. Aber wie der Titel schon sagt, treten sie und der unter dem Namen Northgate firmierende Mailänder Evor Ameisi in der knappen Dreiviertelstunde als Einheit auf. Weiterlesen
LINGUA IGNOTA: Sinner Get Ready
Es ist schon erstaunlich, wie schnell es Kristin Hayter, die unter dem an Hildegard von Bingen anspielenden Projektnamen Lingua Ignota Musik macht, gelungen ist, auch von der Mainstreampresse wahrgenommen zu werden. Das wurde schon bei ihrem letzten Album „Caligula“ deutlich, “Sinner Get Ready” schafft es erstaunlicherweise sogar bis in die Financial Times. Weiterlesen
KEI WATANABE: Whisperings
Irgendwo in dem unwegsamen und zugleich reizvollen Landstrich, in dem Klangkunst, Improvisation und folkige Traditionen aufeinandertreffen und ihre unscharfen Grenzlinien immer wieder verschieben, hat die aus Colombo in Sri Lanka stammende Kei Watanabe einen ganz eigenen Ort für ihre Musik gefunden. Alles, was seinen Weg in ihre Aufnahmegeräte findet – Glöckchen, die Seiten alter Instrumente, der Weiterlesen
WEREWOLF JERUSALEM / NECROTIC FISSURE / BRUISING PATTERN / TROU: s/t
Ob man die vorliegende CD nun als Compilation oder als Split-Album bezeichnet, eines ist sie allen Dingen voran: eine furiose internationale Feier des Harsh Noise Wall-Sound, dessen Wände sich primär durch unterschiedliche Grade der Grobkörnigkeit des Verputzes unterscheiden, oder anders ausgedrückt: durch verschiedene Stufen der Rauheit des rauschenden, prasselnden und knisternden Soundmaterials. Weiterlesen
M.GRIG: Mount Carmel
Obwohl M. Grig auf seinem mittlerweile vierten Album „Mount Carmel“ keine ethnografischen Aufnahmen verwendet, bringt er die meist auf Steelgitarren basierenden Dronestücke mit seinem Studium der Musikethnologie und seinem Interesse an Feldaufnahmen in Verbindung. Die acht Tracks versuchen, die Aura der Orte seiner Kindheit im ländlichen Kalifornien einzufangen, und Grig setzt dabei primär auf die Art von Empathie, die es Weiterlesen
BJ NILSEN: Irreal
Die zahlreichen Klänge, die BJ Nilsen, der älteren Semestern noch von seinen Projekten Morthound und Hazard her bekannt sein könnte, auf “Irreal” zu einem dichten, feinmaschigen Gewebe zusammengefügt hat, wurden in den letzten Jahren an unterschiedlichen Orten der Welt von Westeuropa bis Ostasien aufgenommen. Im Rahmen des Albums jedoch, das als dreiteilige, dröhnende Suite konzipiert ist, werden sie zur Soundkulisse eines ganz eigenen, dem Titel entsprechend imaginären Schauplatzes. Weiterlesen
SABA ALIZADEH: I May Never See You Again
Schon auf seinem vor zweieinhalb Jahren erschienenen Debütalbum “Scattered Memories” ging der in Teheran lebende Soundartist Saba Alizadeh, wie der Titel schon offen suggerierte, Fragen des Erinnerns und Vergessens, Fragen der bersönlichen Biografie und der größeren Geschichte nach. Nach verschiedenen Kollaborationen, Auftritten und kleineren Veröffentlichungen kommt er auch auf seiner zweiten LP wieder Weiterlesen
V.A.: NO Recordings II
Das japanische Avantgarde-Duo group A ist nicht nur in den letzten Jahren äußerst produktiv gewesen, wo es neben verschiedenen Releases noch die Multimediale Show “anOther” gab, die seit ihrer Premiere einiges an Aufsehen erregte. Group A haben schon immer ausgiebig gejammt und so füllten sich ihr Archiv mit vielen rohen Soundskizzen. Auf der Veröffentlichung “NO Recordings” wurden erstmals eine Auswahl dieser Aufnahmen einem guten Zweck zur Verfügung gestellt. Weiterlesen
WIDOW’S WEEDS: Long Lankin
Das aus den Daughters of Grieve, Grey Malkin und Hidden Velvet bestehende Kollektiv Widow’s Weeds macht eine seinerzeit bei Future Grave und Reverb Worship erschienene Single inklusive Bonusmaterial online zugänglich. Die ursprüngliche Lathe Cut-7″ enthielt Interpretationen zu den beiden Balladen “Long Lankin” und “Barbara Allen” – zweier düsterer Songs, deren Entstehungsgeschichte mindestens ins 17. Jahrhundert zurückreicht und v.a. in Schottland und dem Norden Englands populär waren. Weiterlesen
ASMUS TIETCHENS: Seuchengebiete 4
Der Hamburger Asmus Tietchens schätzt Serien, man denke etwa an die auf inzwischen sieben Teile angewachsene Mengenreihe. Auf den Alben der “Seuchengebiete”-Serie finden sich sogenannte Hydrophonien, Stücke, deren Basis das Geräusch von tropfendem Wasser ist. Der erste Teil erschien 1985, sechs Jahre später folgte Nummer zwei, 1997 auf Donna Klemms Label Artware Nummer drei. Schon in einem Interview im Jahre 2007 sprach Tietchens davon, an neuen Hydrophonien für einen vierten Teil zu arbeiten, jetzt erscheinen sechs neue Aufnahmen auf Auf Abwegen. Weiterlesen
JANA IRMERT: The Soft Bit
Auf ihrem aktuellen Longplayer, der an die letztjährige EP “Everything Minus All” anknüpft und deren einzigen Track nochmal enthält, widmet sich die Klangkünstlerin Jana Irmert ganz den verwendeten Klängen und ihrer akustischen Materialität. Metall, Sand, Luft, Wasser – zum Klingen gebracht durch verschiedene Bewegungen und Berührungen und stets weitgehend in ihrer Ursprünglichkeit belassen – sowie Synthesizer und Stimmsamples kommen Weiterlesen
ALLYSEN CALLERY: Lost Children
Wenn man von einem Künstler oder einer Künstlerin welcher Sparte auch immer nicht nur die elaborierten Meisterwerke rezipiert, sondern hin und wieder auch einen Blick in die Skizzen, Entwürfe und halbvergessenen Fragmente wirft, lernt man die Person und ihr Werk oft noch mal auf ganz andere Art kennen und sieht alles bisher gekannte eventuell mit ganz anderen Augen. Voraussetzung ist natürlich, dass Weiterlesen