Irgendwann musste es zu dieser Zusammenarbeit kommen: Der Schotte Grey Malkin und der im australischen Melbourne lebende Adam Cole sind seit langem befreundet und leidenschaftliche Schöpfer dunkler, folkiger Anderswelten, und doch könnten ihre Herangehensweisen, ihre Themenwahl und ihre musikalischen Handschriften kaum unterschiedlicher sein. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
PHURPA: Hymns Of Gyer
Viele denken beim Thema Schamanismus heutzutage wahrscheinlich weniger an Mircea Eliade als an auf Island gedrehte und in Spitzbergen spielende Mysteryserien oder an die zahlreichen/zahllosen Scharlatane, die denjenigen, die auf der Suche nach einem weiteren Mosaikstück für ihre Bricolagespiritualität sind, ihre Dienste anbieten. Weiterlesen
TWO OR THE DRAGON: Prelude to the Triumpant Man
Die drei Stücke, die auf der vorliegenden EP unter dem Titel “Prelude to the Triumpant Man” eingespielt wurden, wirken tatsächlich wie ein Vorspiel, ein erstes Zusammenbrauen von etwas Wuchtigem, das sich im dritten und letzten Teil Bahn bricht und dessen endgültige Gestalt doch eine Leerstelle bleiben muss. Fraglos liegt darin ein zentrales Faszinosum des knapp zwanzigminütigen Minialbums. Weiterlesen
GOLEM MECANIQUE: Nona, Decita et Morta
Unter der Namen Golem Mecanique hat die Französin Karen Jebane in den letzten zehn Jahren eine Reihe von teilweise konzeptionellen Arbeiten veröffentlicht, so z. B. Alben beeinflusst von Dantes Göttlicher Komödie („Chant IV“) oder Pasolini/Euripides („Medea“). Sie selbst spricht auf ihrer Bandcampseite als Bezeichnung für ihre Musik von „Drone Sacred music/ghost /speaking with faded gods /blind spots / Weiterlesen
MY DEAR KILLER: Collectable Items
Wer bei dem Namen My Dear Killer barock angehauchte Klaviermusik oder spannungsgeladenen Artrock mit klagenden Jazzbläsern erwartet, der hat wahrscheinlich Tonino Valeriis Giallo Mio Caro Assassino gesehen und erinnert sich noch gut an den Soundtrack von Ennio Morricone. Sicher hat die abgründige Geschichte, erzählt in ebenso aufwühlenden wie überstylten Bildern, den Sänger und Gitarristen Weiterlesen
JAC BERROCAL / DAVID FENECH / VINCENT EPPLAY: Ice Exposure
Von den drei hier versammelten Musikern muss man wohl vor allem Jac Berrocal niemanden mehr vorstellen. Lesern von Seiten wie unseren ist der aus Südfrankreich stammende Trompeter und Vocalist von seiner Zusammenarbeit mit (und Interpretation durch) Nurse With Wound her bekannt, eventuell auch durch spätere Aufnahmen mit Jaki Liebezeit oder Ghedalia Tazartes. In den beiden Klangkünstlern David Fenech und Vincent Epplay hat der heute 73jährige Berrocal ideale Partner gefunden für seine Weiterlesen
IAN WILLIAM CRAIG: Red Sun Through Smoke
Von all den Künstlern, die in ihren Arbeiten (sich auflösende) Tape(loop)s integrierten, unterschied sich der in Vancouver ansässige Craig immer dadurch, dass der Fokus bei ihm meistens auf den Song gelegt war. „Red Sun Through Smoke“, sein – je nach Zählweise – mitlerweile achtes Album, ist reduziert und um das Klavier zentriert. Weiterlesen
MHYSA: Nevaeh
EJane alias Mhysa ist Teil der Combo Scraaatch und hat auf ihrem zweiten Soloalbum “Nevaeh” eine Version des R’n'B geschaffen, die trotz einer lässigen Lofi-Produktion ein ausgesprochen schönes Sounddesign aufweist – dieses wirkt allerdings beinahe nebensächlich angesichts des wechselvollen Ideenreichtums der einzelnen Tracks, die von pathosgetränkten Clubstampfern über fein- und doppelsinnige Poesie bis zu experimentellen Soundtracks voll heftiger Noisepassagen reicht. Weiterlesen
TASHI WADA WITH YOSHI WADA AND FRIENDS: Nue
Im japanischen Volksglauben ist Nue ein Chimärenwesen, dessen Körper aus Elementen des Affen, des Tigers, der Marderhundes und der Schlange besteht. Es kann seine Gestalt verändern und gilt als Unglücksbote. Zugleich bedeutet das Wort auf französisch „nackt“, und der Soundartist Tashi Wada hatte beides im Sinne, das Verstörende und Widersinnige als auch den von allen überflüssigen Komplexitäten freien, nackten Ausdruck, als er den Titel für sein erstes Album mit seinem Vater Yoshi, einem Veteranen der Fluxus-Bewegung, aussuchte. Weiterlesen
DITTERICH VON EULER-DONNERSPERG / FELIX KUBIN: NNOI#1
In der NNOI Festival-Reihe werden Aufnahmen von Künstlerinnen und Künstlern veröffentlicht, die auf dem gleichnamigen Festival , “für 12,756 Tonmusik, obskure Lehren & Organ der Weltbauchrednerloge”, gespielt haben (u.a. werden noch Asmus Tietchens und Frieder Butzmann folgen). Den Auftakt macht eine Split-Veröffentlichung: Ditterich von Euler-Donnersperg, Sachwalter des Werkbunds, selbst so titulierter „Knurrhahn“ hat mit den zwischen 1996 und 2014 erschienenen “Pelzwurstliedern”, sogenannten „Reimdichtungen im Geiste Klopstocks mit elektronischem Zuspielband“, originellste, Weiterlesen
FUNERAL SOUVENIR: La Noche del Anhídrido
Beim Anblick des melancholisch dreinblickenden Akkordeonspielers auf dem Cover erwartet man wohl etwas anderes als die dystopischen Lärmwellen, die “La Noche del Anhídrido” mit einem Donnerschlag eröffnen und das Fundament für sperrige, unregelmäßige Rhythmen bilden. Vielleicht wird der eine oder andere beim Albumtitel, der eine gewisse Bizarrheit zumindest andeutet, stutzig, aber was weiß man hierzulande schon über die vielfältige spanische Industrial-Tradition, aus der den meisten Weiterlesen
PIGGY BLACK CROSS: Always Just Out of R.E.A.C.H.
Wem der Name Piggy Black Cross nichts sagt, dem mag eine Hälfte des New Yorker Duos vielleicht trotzdem bekannt sein, denn Toby Driver spielt(e) seit Jahren in recht erfolgreichen Bands wie Kayo Dot, Secret Chiefs 3, Gregor Samsa oder Tartar Lamb, die alle in einem unübersichtlichen Grenzland zwischen Progrock, Metal, experimenteller Elektronik und gewissen Gothic-Elementen zuhause sind – und wahrscheinlich vor allem jene ansprechen, die in Weiterlesen
ZEA / OSCAR JAN HOOGLAND: Summing
Als Oscar Jan Hoogland um die Jahrtausendwende herum anfing, die Amsterdamer Improvszene mir Klavier und elektrifiziertem Klavichord aufzumischen, war Arnold de Boer, der sich solo und gelegentlich auch mit Anhang Zea nennt, dort schon längst eine bekannte Figur, hatte Trompete und Drums weitgehend an den Nagel gehängt, sang und spielte Gitarre in zahlreichen Konstellationen, wenn er nicht gerade Konzerte und Festivals organisierte. Weiterlesen
TAETER: Magnum Opus
Der Italiener Nicola Vinciguerra arbeitet sich mit seinen verschiedensten (Noise-)Projekten an den genreüblichen Themen (Sex in allen abseitigen Spielarten etc.) fast monomanisch ab und auch sein neues Tape mit dem etwas anmaßenden, hyperbolischen Titel ist bezeichnenderweise in „Side Death“ und „Side Sex“ unterteilt. Diese Apotheose des Abjekts hat passagenweise vielleicht einen etwas infantilen Charakter, aber in einer Zeit, in der teilweise versucht wird, mit einem puritanischen Furor Kunst in all ihren Ausdrucksweisen zu etwas Aseptischem, Sterilem zu machen, ist das vielleicht durchaus verzeihbar. Weiterlesen
TRAPPIST AFTERLAND: Sacred Geometry 7″
In den letzten Jahren hat der Australier Adam Cole den Stil von Trappist Afterland immer mehr in eine eingängige, aber durchaus auch opulente Psych Folk-Richtung getrieben, bei der eine Vielzahl von Instrumenten aus verschiedenen Folktraditionen meist Europas und Asiens auf einen Gesang treffen, der hypnotisch, aber auch sanft und einschmeichelnd ist. Noch für dieses Frühjahr steht mit “Seaside Ghost Tales” ein neuer Longplayer ins Haus, der an die vorigen Alben Weiterlesen
WILLIAM BASINSKI: Hymns Of Oblivion
Als 2006 „Not Alone“, die umfangreiche von Mark Logan und David Tibet kuratierte 5CD-Box, deren Erlös den Ärzten ohne Grenzen zukam, veröffentlicht wurde, fand sich auch ein exklusives Stück William Basinskis, was allerdings aus dem restlichen damals bekannten Werk herausstach. Nicht unbedingt wegen seiner Länge respektive Kürze, denn obwohl Basinski tendenziell die Langform vorzieht und Weiterlesen
ELSPETH ANNE: Night Island
Wer ohne weiteres Vorwissen “Night Island” von Elspeth Anne auflegt, könnte mit einer gewissen Verwunderung vernehmen, dass die Sängerin bereits seit fünfzehn Jahren solo und in Gruppen aktiv ist. Das Album hat nämlich, aller Melancholie zum Trotz, eine unbekümmerte Frische, wie sie für Debüts typisch ist. Versuche, ihre Musik zu klassifizieren, liefen oft auf einen dunkelbunten Genremix hinaus, bei dem Begriffe wie Folk, Grunge und Alt Country nicht lange auf sich warten lassen, eine Weiterlesen
TRAPPIST AFTERLAND / KATHLEEN YEARWOOD: High in the Foothills 7″
Trappist Afterland und Kathleen Yearwood leben nicht nur auf unterschiedlichen Seiten des Erdballs, sie sind wahrscheinlich auch noch nicht oft in einem Atemzug genannt worden. Die aus dem kanadischen Calgary stammende Kathleen Yearwood ist seit den 70ern sowohl musikalisch als auch literarisch unterwegs und verbindet eine folkloristisch angehauchte Spiritualität mit der Erkundung gesellschaftlicher Randphänomene und einem kämpferischen Aktivismus. Der hinter Weiterlesen
AK’CHAMEL, THE GIVER OF ILLNESS: The Totemist
Die hinter skurillen Masken sich versteckenden Bandmitglieder, die vielleicht irgendwann einmal ein Festival mit den Residents und Caroliner spielen sollten, haben zahlreiche Tapes veröffentlicht. Die bisherigen Aufnahmen mit ihren rituellen Gesängen waren geprägt von einem verrauschten Lo-Fi-Sound, der an frühe Nový Svět denken ließ und der dem Projekt eine Aura des Authentischen gab (ähnlich wie bei frühen Ain Soph). Weiterlesen