KEELEY FORSYTH: The Hollow

Vor einiger Zeit kam bei einer Diskussion im weiteren Bekanntenkreis die Frage auf, ob es heute noch (neue) Musik ge(/ä)be, die einen noch genauso begeistert, wie man das früher erlebt habe. Da klang so eine gewisse Art der musikalischen Erschöpfung und Ernüchterung gepaart mit etwas Kulturpessimismus an. Dass es noch neue Musik gibt, die es wert ist, entdeckt und gehört zu werden, zeigen wir auf diesen Seiten hoffentlich jede Woche wieder aufs Neue, aber insbesondere Keeley Forsyths „The Hollow“ sollte man all denen ans Herz bzw. Ohr legen, die glauben, heutzutage könne einen Musik nicht mehr so tief treffen, wie das mit 18 etc. der Fall war. Weiterlesen

LIMPE FUCHS: Amor

Auf Lampe Fuchs’ neuem Album “Amor” dreht sich, wie der Titel bereits vermuten lässt, alles um die Liebe, ein Thema, das öfter mal und vermutlich zurecht als das meist besungene Thema in der populären Musik bezeichnet wird. Aufgrund dieser Popularität und der damit verbundenen großen Präsenz ist es natürlich auch ein Thema, mit dem man grandios scheitern kann, indem man ganz unbeabsichtigt schon oft gehörtes auf ermüdende Weise reproduziert, oder, vielleicht schlimmer, betont Weiterlesen

GENETIC TRANSMISSION: Kapuke / Music For Vienna Aktionists

Seit vielen Jahren schon sind Genetic Transmission dabei, ihre einigermaßen üppigen Archive zu öffnen und vergriffenes älteres Material neu zugänglich zu machen. Die vorliegende Wiederveröffentlichung, erschienen bereits vor einigen Jahren, beinhaltet gleich zwei Releases aus den frühen Jahren des polnischen Industrial-Duos, die damals in keinem Zusammenhang zueinander standen und auch auf der vorliegenden CD – trotz des typischen GT-Sounds zwischen Musique Concrete und Maschinenlärm – recht heterogen wirken. Weiterlesen

L’EGLISE DU MOVEMENT PÉRISTALTIQUE INVERSÉ: Le Peintre du Soir

Bekannt vorkommen wird der Bandname L’Eglise du Mouvement Péristaltique Inversé hierzulande wahrscheinlich wenigen, denn eine zuverlässige Erinnerung ist ein rares Gut, und wirklich angekommen ist das einzige bereits 2002 erschienene Album des französischen Cold Wave-Duos diesseits des Rheins kaum. Für mehr als zwei Jahrzehnte gingen die beiden Mitglieder Charles Pietri (Gitarre) und Nick Grey (Gesang und alles elektronische) musikalisch getrennte Wege, und wer unsere Weiterlesen

ELKKS: Dawn Heart Dawn

Als ginge es nur darum, mit der Tür ins Haus zu fallen, startet “Realtree Fleece”, der Opener von Elkks’ Solodebüt “Dawn Heart Dawn”, mit perkusiven Donnerschlägen. Hat man diesen Türbereich durchquert und ist im Inneren des Gebäudes angelangt, entfaltet sich schnell ein ganz anderes Szenario – elektrifiziertes Gitarrenstrumming bildet den Teppich für eine auf den ersten Eindruck erschöpft wirkenden Stimme, die zumindest dem Weiterlesen

LAIBACH: Opus Dei

Es gibt wohl keine Band, bei der das Konzeptionelle, der Diskurs über den Überbau bei der Rezeption eine größere Rolle einnimmt als bei den Slowenen. Über sie wurde viel geschrieben (etwa zuletzt noch in umfangreicherer Form hier). Inzwischen sind sie natürlich trotz ihrer an Provokationen nicht armen Vergangenheit auch in ihrer Heimat längst fester Bestandteil der dortigen Kultur, Weiterlesen

VILHELM BROMANDER: In this forever unfolding moment

Der wabernde Klangteppich einer indischen Tampura entfaltet sich in reizvoller Unregelmäßigkeit über mehrere Minuten und verwebt sich mit der Stimme einer Sängerin zu einem Zopf, und wenig könnte einen Titel wie “In this forever unfolding moment” besser illustrieren als dieser Auftakt des Openers. Ungemein kraftvoll und feierlich geht es zu, wenn irgendwann nach über sechs Minuten Piano und andere Instrumente einsetzen. Kraftvolle Weiterlesen

KOSMOSE: First Time Out

Bei der Ansage, die für Unkundige des Französischen etwas lang geraten ist, ahnt man schon, dass “First Time Out” ein Livedokument ist, und bei den spacigen Spielereien, die Expo 70 gefallen würden und im Minutentakt immer mehr ihre Heimat in krautiger Elektronik verraten, stellt sich bald die freudige Gewissheit ein, dass Kosmose sich bei ihrer Aufführung Zeit lassen. Gute zwei Stunden, um genau zu sein, denn die beiden Mitschnitte füllen das Doppelalbum bis in alle Ritzen aus. Weiterlesen

WITHERING HERD: Ron’s Angel House

Psychische Grenzsituationen und Erkrankungen waren schon früh als Themen im Power Electrocis-Genre angelegt: Als Sujet der Transgression (exemplarisch bei den frühen Whitehouse) und/oder aber bei der Thematisierung eigener psychischer Derangiertheit (z.B. bei Atrax Morgue). War bei all diesem doch oft ein Moment der Glorifizierung enthalten, heißt es über Withering Herds Weiterlesen

INTELLIGENT LIFE: Analogies

Am Beginn von “Analogies”, dem neue Album des aus Jeff Düngfelder (Elektronik), Mike Brown (Kontrabass) und Joshua Trinidad (Trompete) bestehenden Trios, steht eine ambiente und gleichsam kantige Klangszenerie: Kernige, vielfach schabende und kratzende Sounds winken einen in einen noch unbekannten klanglichen Kosmos und illustrieren zugleich, dass in diesem keine Komfortzone wartet. Bereits nach kurzer Zeit offenbart sich Weiterlesen

LAURA CANNELL: Mountainlore

Laura Cannell schreibt auf ihrer Webseite, ihr gehe es darum „the Spaces between Ancient, Improvised and New Music“ zu erforschen. Auf diesen Seiten konnte man anlässlich ihrer Zusammenarbeit mit Poly Wright über die Britin lesen: „Auf zahlreichen Veröffentlichungen hat die britische Komponistin Laura Cannell in den letzten Jahren eine teils dunkle, an Drones angelehnte Musik gespielt, in deren klanglicher Fokus oft ihre Geige oder Flöte stand […] Weiterlesen

MAN EAT MAN EAT MAN: s/t

Mit dieser Veröffentlichung hatten vor knapp vier Jahren wahrscheinlich nur wenige noch gerechnet: Das Debütalbum von Man Eat Man Eat Man, dem gemeinsamen Projekt von Lloyd James, Hunter Barr und Ben McLees, wurde vor mehr als zehn Jahren aufgenommen und verschwand aus ungeklärten Gründen in der Versenkung, lediglich ein Song fand damals seinen Weg auf einen physischen Tonträger. Vielleicht gab es immer wieder Nachfragen, so Weiterlesen

V.A.: Intolerance – The Discordant Note

Noise à Noise, ein hauptsächlich im digitalen Bereich aktives Experimentallabel mit einem niemals beliebigen Output, bei dessen beachtlicher Frequenz man kaum mitkommt, hat vor einigen Monaten eine Compilation veröffentlicht, auf der eine internationale Riege an Beitragenden in Form von Klangmanipulationen, Kollagen partiell auf der Basis von Field Recordings und immer auch Lärm dem Thema Toleranz nachspürten und ihren Reflexionen einen musikalischen Ausdruck gaben. Weiterlesen

AB UNO: Kkum 52

Leise, dezente Klänge hallen aus den Tiefen eines abgedunkelten Raumes – ein Dröhnen erklingt, auf- und abebbend wie kurz angestrichene Saiten eines Basses, und doch wird man den Verdacht nicht los, dass hier Synthiekünste praktiziert werden. Trippelnde Schritte verschaffen sich Gehör, oder sind es eher flinke Wassertropfen, die sich mit der Zeit fast zu einem kleinen Rinnsal bündeln? Wenn da etwas Weiterlesen

CONURE: Zenith

Nach einem Vierteljahrhundert an regelmäßigen Releases und Performances kann man den auch bei 15 Degrees Below Zero und anderen Combos aktiven Kalifornier Mark Wilson alias Conure mittlerweile als verlässliche Institution in der Welt des experimentellen Noise bezeichnen. Zu den verbindenden Elementen seiner primär auf Mikros, Mischpult, Loops und diversen Effekten basierenden Arbeiten zählt die Weiterlesen

MOLJEBKA PVLSE: Topography Of Frequency And Time

Mit dem Album „Topography Of Frequency And Time“ erscheint eine weitere Veröffentlichung im Rahmen von Drones auf CD erscheinender Sym-Serie – vergangene Woche hatten wir hier schon Contrastates hervorragendes Album „Life Without Agriculture“ hier besprochen. Seit etwa 25 Jahren – das erste nicht selbst veröffentlichte Album erschien im Jahr 2000 bei Eibon Records in Italien– unter diesem Projektnamen aktiv, sagt der Schwede Mathias Josefson über sein Projekt Moljebka Pvlse „The group works with both electronic and acoustic instruments, as well as with field recordings and found sounds“. Weiterlesen

NNJA RIOT: Violet Fields

“Violet Fields”, das erste längere Release der in London lebenden Neuseeländerin Lisa McKendrick alias Nnja Riot, beginnt mit einer falschen Fährte. Vor einer Kulisse aus dezent pulsierenden Takten entfaltet ein unaufdringlicher Gesang eine sanfte, fast intime Atmosphäre, die dem Auftakt eines gehobenen, feinsinnigen Popalbums zur Ehre gereicht hätte. Doch der sich sukzessive entfaltende Bruch lässt nicht lange auf sich warten, wenn die Weiterlesen

ERYCK ABECASSIS: Instant Plasma

Auf Eryck Abecassis’ “Instant Plasma” sind die Dinge in stetem Wandel. Eine Alarmsirene, dazu aggressives Hämmern. Dann propellernde Sounds und schrilles Quietschen, alles erzeugt mit modularen Gerätschaften. Trotz des aufwühlenden Auftakts scheint sich der Opener “Insolence” doch langsamer aufzubauen, doch die Klänge und Strukturen scheinen immer wieder einen temporeichen Weiterlesen