TUNNELS OF ĀH: The Smeared Cloth

In den frühen 80ern gründete Stephen R. Borroughs zusammen mit Justin Broadrick und Dave Cochrane das Trio Hand of David, das einen der noisigsten Grundsteine dessen legte, das später Industrial Metal genannt werden sollte. Im Lauf der Jahre konzentrierte er sich mehr und mehr auf Soloprojekte, und neben Frag war dies seit etwas über zehn Jahren Tunnels of Āh, mit dem er einen Ritualkosmos von fast räudiger Abgründigkeit entstehen ließ. Weiterlesen

RENRET: Nothing Will Endure

„From the bowels of Michigan comes an expanse of pitch-black ambiance punctuated by decisive bursts dark samples and declarative noise.“, verkündet das Label und in der Tat machen der Titel des Tapes in seiner eigentlich banalen Selbstverständlichkeit sowie das Schwarzweiß-Cover deutlich, welche Stimmung den Hörer erwartet. Weiterlesen

NIKOLAS SCHRECK: Destroy, She Said

Ziemlich überraschend taucht gerade wie aus dem Nichts die zwei Stücke umfassende EP “Destroy, She Said” auf, mit der Nikolas Schreck die Zeit zwischen seiner mit “O, A Weird Flower” abgeschlossenen Album-Trilogie und dem im nächsten Jahr erscheinenden Longplayer “Time Machine” füllt. Weiterlesen

FOGROOM: The Browning Vortex

Es ist als erkunde man einen seltsam verwunschenen Ort mit verbundenen Augen. Hinter einer Wand aus Rauschen scheinen sich Schritte abzuzeichnen und hinter den niederdrückenden Soundloops, die bald einsetzen, hantiert etwas, als schlage jemand einen Nagel in eine Wand. Was geschieht hier und wer ist hier zugange? Ist es ein Nebelhorn, dass am anderen Ende der Soundschicht erklingt? Zu der undurchsichtigen Atmosphäre des Weiterlesen

SHE SPREAD SORROW: Orchid Seed

In gewisser Hinsicht hat “Orchid Seed” etwas von einem Nachruf, auch wenn es sich meiner Kenntnis entzieht, ob einige der realen Personen, die Thema dieses Albums sind, noch leben. Es hat etwas vom Nachruf auf eine Familie, deren Mitglieder heute in alle Winde zerstreut sind – repräsentiert durch fünf weibliche Mitglieder und ihre ungewöhnlichen Lebensgeschichten. Weiterlesen

KITCHEN CYNICS / GREY MALKIN: New Ghost in Town 7″

Ob intendiert oder nicht, das am Leben erhalten überlieferter Songs, ihrer Stoffe, Motive und Stimmungen und deren Übertragung in neue Gewänder ist einer der wesentlichen Verdienste folkorientierter Musik. Dabei sollte man vor allem die experimentierfreudigeren Formen hervorheben, da sich ihr Bemühen gemeinhin nicht in Nostalgie erschöpft, sondern der Bewegung und Neuschöpfung Rechnung trägt. Weiterlesen

HACKEDEPICCIOTTO: Keepsakes

Andenken an eine Freundin oder einen Freund, an Menschen, die man nicht mehr oder zumindest für lange Zeit nicht wiedersehen wird, bestehen oft aus Geschenken oder aus Bildern, manchmal auch aus Dingen, die man gemeinsam geschaffen hat und die deshalb die Spuren einer starken Verbindung in sich tragen. Eine seltenere Form des Andenkens ist ein Werk, dass man selbst schafft und das der Weiterlesen

SOLAR HEX: The Squirrel is A Pretty Thing

Streichinstrumente eignen sich in besonderem Maße Drones zu erzeugen und gerade das Cello, die dunkle Cousine der Geige, ist dafür prädestiniert. Kaily M Schenker, die sich selbst als „cellist, harmonium player, singer, and dirt goblin from Appalachia“ bezeichnet und sagt, sie lebe „in a 150 year old brick hut in the middle of a cow field”, hatte 2019 mit „Tired Eyes (Various Improvisations)“ erstmalig von sich als Solokünstlerin aufmerksam gemacht. Weiterlesen

MONOCORPSE: Manifestation

Das niederländische Projekt Monocorpse ist in dem weiten Bereich zuhause, der gerne als Post-Techno klassifiziert wird und in dem man gerne im klanglichen und atmosphärischen Fundus der Industrial Culture (jeder wähle hier die gewünschte Anzahl der Präfixe) wildert. Die EP “The Comfort of Strangers” beschrieb das Label Enfant Terrible seinerzeit als “a sort of doom techno for the freaked-out dance floor” und bescheinigte der Musik das Weiterlesen

CONTROLLED DEATH: Demonic Trip Through Hell

Maso Yamazaki hat in den letzten Jahren mit seinem Projekt Controlled Death auf zahlreichen Veröffentlichungen in verschiedensten Formaten eine monomanische Fixierung auf den Tod ausgelebt und zeigte das in Titelgebung u.a. durch Überaffirmation („Beautiful Decomposition“, “Hymn To Eternal Death”) oder durch das Hyperbolisch-Tautologische, wie eben auf dem ursprünglich als Tape auf Deathbed Tapes und nun auf Vinyl auf Phage Tapes veröffentlichten Zweitrack-Album „Demonic Trip Through Hell“. Weiterlesen

ADAM GEOFFREY COLE / HENRY PARKER: Live at Union Chapel

Im vergangenen Frühjahr pilgerten mehrere hundert Fans aus ganz Europa und vielleicht auch darüber hinaus nach London, um in der dortigen Union Chapel einem der nicht so häufig stattfinden Channelings von Current 93 beizuwohnen. Diese spielen seit einigen Jahren in einer ihrer besten und stabilsten Besetzungen und haben seit längerem wieder so etwas wie einen erkennbaren Trademarksound gefunden, was man auf den beiden Alben “The Light is Leaving us All” und “If a City is Set Upon a Hill” deutlich hören kann. Darüber scheint das auch unter den Fans eine gewisse Einigkeit zu geben, was nicht immer der Fall war. Dass auf den Weiterlesen

LAWRENCE ENGLISH / LEA BERTUCCI: Chthonic

Der Australier Lawrence English hat auf zahlreichen Veröffentlichungen, allein oder mit anderen (u.a. mit Loscil, William Basinski, Merzbow, David Toop oder etwa als Hexa zusammen mit Jamie Stewart) ein beeindruckendes von Feldaufnahmen durchzogenes Werk geschafffen und veröffentlicht auf seinem Label Room 40 seit gut zwei Jahrzehnten verwandte Musik(er). Weiterlesen

SIAVASH AMINI: Eidolon

Ganz ohne Vorwarnung weht einen der iranische Komponist und Producer Siavash Amini mit einem prasselnden Windrauschen in die Mitte eines turbulenten Geschehens. “Ortus”, der Opener seines neuen Albums “Eidolon”, startet mit hohem Tempo, das ohne rhythmische Strukturen auskommt und dessen Fluss auf feinsinnig faseringen Sounds basiert, die von gelegentlichen Detonationen durchzogen sind. Gerade wenn Weiterlesen

SIAVASH AMINI / EUGENE THACKER: Songs for Sad Poets

“Songs for Sad Poets” ist ein Album, in dem viele Stimmen zu Wort kommen. Rein akustisch hört man nur die musikalische “Stimme” des Teheraner Sound- und Ambientkünstlers Siavash Amini, doch die gleitenden, brodelnden, dröhnenden und manchmal auch heftig lärmenden klanglichen Gebilde sind stets auf literarische Äußerungen bezogen. Weiterlesen

ANNELIES MONSERÉ: Mares

Vor ein paar Monaten erschien mit „Mares“ ein neues Album der seit etwa 20 Jahren aktiven Belgierin, die als Philosophin und Musikerin (sowohl solo als auch mit anderen, z.B. in ihrer Band Luster) tätig ist: „Initially the music was piano-based and mostly instrumental. Once she ‘discovered’ her voice, vocals became a main focus.“ Weiterlesen

V.A.: Antimateria

Schon vor etlichen Jahren haben Kernphysiker verschiedene Untersuchungen zu den Klängen von Antimaterieteilchen durchgeführt. Die Ergebnisse sind mittlerweile vermutlich Legion und mir weitgehend unbekannt. Wenn im Zuge dessen allerdings so etwas wie der Sound auf der vor einigen Monaten erschienenen Compilation “Antimateria” möglich ist, dann wäre ich prinzipiell dafür. Weiterlesen

MONA MUR: Warsaw

Obwohl es in der Karriere Mona Murs schon immer eine ganze Reihe an stilistischen (und auch personellen) Konstanten gab, erscheint sie einem doch manchmal wie eine Sängerin, die sich über die Jahre immer wieder neu erfunden hat – man mag dabei an eine Häutung denken und im nächsten Moment an die vielen Schlangen, die sich durch ihre Texte schlängeln. Vielleicht Weiterlesen

V.A: Hexakosioihexekontahexaphobia: The Fear of the Number of The Beast

Gerade ist ein Buch von Colin Dickey erscheinen, das darlegt, warum Amerikaner so besessen sind von der Vorstellung, geheime Mächte, klandestine Gruppen kontrollierten die Welt. Im Guardian heißt es: „From the 1692 Salem witch trials to the American Revolution (thought by some to be a conspiracy organised by the French), from the satanic panic to the Illuminati and QAnon, Weiterlesen

BALDRUIN: Relikte aus der Zukunft

Vor gerade einmal acht Monaten brachte Johannes Schebler alias Baldruin mit “Kleine Freuden” ein Album heraus, das trotz seiner Opulenz und vor allem wegen der geschlossenen Kompaktheit der einzelnen Stücke ganz im Zeichen der fast schon intim anmutenden Miniatur stand. Seit einigen Wochen steht mit “Relikte aus der Zukunft” nun ein neuer Longplayer in den Regalen, der im Vergleich dazu wie ein Gegenzoom wirkt und die Aufmerksamkeit auf die großen und Weiterlesen