JANA IRMERT: The Soft Bit

Auf ihrem aktuellen Longplayer, der an die letztjährige EP “Everything Minus All” anknüpft und deren einzigen Track nochmal enthält, widmet sich die Klangkünstlerin Jana Irmert ganz den verwendeten Klängen und ihrer akustischen Materialität. Metall, Sand, Luft, Wasser – zum Klingen gebracht durch verschiedene Bewegungen und Berührungen und stets weitgehend in ihrer Ursprünglichkeit belassen – sowie Synthesizer und Stimmsamples kommen Weiterlesen

ALLYSEN CALLERY: Lost Children

Wenn man von einem Künstler oder einer Künstlerin welcher Sparte auch immer nicht nur die elaborierten Meisterwerke rezipiert, sondern hin und wieder auch einen Blick in die Skizzen, Entwürfe und halbvergessenen Fragmente wirft, lernt man die Person und ihr Werk oft noch mal auf ganz andere Art kennen und sieht alles bisher gekannte eventuell mit ganz anderen Augen. Voraussetzung ist natürlich, dass Weiterlesen

INGAR ZACH: Floating Layer Cake

Ingar Zach ist in der Welt der Perkussionsinstrumente zuhause und in seinen Soloarbeiten, Bands und Kollaborationen immer bestrebt, die Möglichkeiten des Perkussiven in Richtungen zu erweitern, die mit ganz anderen Resonnanzen arbeiten, wie man sie von klassischen Drumming her kennt. Weiterlesen

JANA IRMERT: Everything Minus All

In den vergangenen anderthalb Jahren gab es genug Anlass, sich über Gefühle der Isolation Gedanken zu machen. Wie fühlt es sich an, auf zahlreiche soziale Gewohnheiten zu verzichten, weil man es muss, auch wenn man mit all dem zuvor viellecht selbst noch gehadert hat? Viele Formen großer und kleiner Geselligkeit sind einem vielleicht gerade aufgrund ihrer Allgegenwart nicht einmal als solche aufgefallen, bis einem die Weiterlesen

SCARLET DIVA: Vallée de l’Amour

Irgendwann vor wenigen Jahren erschien das wohl nach einem Film von und mit Asia Argento benannte Projekt Scarlet Diva auf der großen Bildfläche namens Harsh Noise Wall und wirkte, vielleicht weil gefühlt im Wochentakt Kassetten und Digitales herauskamen, als wäre es schon immer da gewesen. Ähnliches wäre zu den zahlreichen anderen Projekten des in New Jersey lebenden Thomas Puopolo zu sagen, dessen bekannteste Kollaboration bislang wohl die mit Black Leather Jesus war. Weiterlesen

REVEREND CLAIRE: Medjugorje

Das Projekt Reverend Claire beschäftigt sich auf „Medjugorje“ mit dem titelgebenden Ort im ehemaligen Jugoslawien (und heutigen Bosnien-Herzegowina), an dem einer Reihe Jugendlicher 1981 angeblich die Jungfrau Maria erschien. Im Gegesatz zum portugiesichen Fátima (dem sich u.a. sowohl Current 93 als auch The Legendary Pink Dots widmeten) erscheint Maria dort fast täglich oder wöchentlich. Weiterlesen

KARKHANA: Al Azraqayn

Wer den Namen Karkhana hier zum ersten mal liest, könnte trotzdem einigen Mitgliedern der Gruppe schon begegnet sein, denn es handelt sich bei ihr um eine echte Supergroup. Die beteiligten Musiker – Mazen Kerbaj, Umut Çağlar, Sam Shalabi, Sharif Sehnaoui, Maurice Louca, Tony Elieh, Michael Zerang – stammen überwiegend aus dem östlichen Mittelmeerraum, ihre musikalische Herkunft erstreckt sich von Psych Rock über traditionelle arabische Musikarten bis hin zu Weiterlesen

V.A.: 20 Years Of Night On Earth – Your Egotrip’s Nightmare

Musik, die mit Lärm und anderen atonalen Geräuschen arbeitet, kann ganz unterschiedliche Ziele verfolgen und auf verschiedenste Weise wahrgenommen werden. Sie kann eine Aura kraftvoller Selbstermächtigung haben oder eine düstere, resignative Ausstrahlung, und beides kann im Ergebnis sehr nah beieinander liegen. Eric Desjeux, der unter dem Alias Tzii ebenso aktiv ist wie unter seinem eigenen Namen, scheint mit atonaler, destruktiv anmutender Musik etwas noch spezielleres zu verbinden, nämlich die Zerstörung allzu idealer und geradliniger Vorstellungen vom Weiterlesen

SANDRO MUSSIDA: EEEOOOSSS

In den Epen Homers wird Eos als die rosafarbene Göttin der Morgenröte beschrieben, deren Strahlen sich im Kontakt mit der Welt der Dinge zunächst in orange und blau, dann immer mehr in verschiedene Farbtöne auflösen. Als Sandro Mussida im letzten Sommer mit seinen Begleitern Alessandra Novega und Edgare Barlassina die Kirche S. Giusto im toskanischen Volterra aufsuchte und zum Aufnahmeort auswählte, hatte er eine Musik der Weiterlesen

PONY PAYROLL BONES: Whistling the Devil to a Setting Hen

Das schon einmal als „America’s hidden gem“ titulierte äußerst skurrile Einmannprojekt ist schwer zu kategorisieren. Der Instagram-Account ist gefüllt mit zahllosen Gemälden von Vögeln und Ponies, von denen eines auch das Cover der neuesten Veröffentlichung ziert, musikalisch konnte man auf vorherigen Arbeiten u.a. dissonanate LoFi-Geigen-ExperimenteFreakfolk bis hin zu einer Art Blues hören. Weiterlesen

ETRUSCA 3D: s/t

Die Etrusker waren eine Zivilisation, die grob bis zur Achsenzeit auf dem Gebiet der heutigen Toskana bestand, in deren Name eine ihrer vielen versteckten Spuren fortbesteht. Durch kriegerische Auseinandersetzungen, mehr aber noch durch die Selbstläufer der demografischen Ausbreitung wurde sie nach und nach von dem Königtum assimiliert, aus dem später das römische Weltreich hervorgehen sollte. Auch in dieser Kultur fand ihr Vermächtnis ein geheimes Weiterlesen

V.A.: Lost in Catland – A Cat Compendium

Wenn im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie von Haustieren die Rede war, ging es meist darum, das vor allem alleinstehende Personen sich zum Vertreib der einsamen Zeit einen Hund oder eine Katze “zulegten”– eigentlich eine nette Sache, aber man rechnete natürlich schon damit, dass bei einem Ende der Situation so manches Tier wieder im Heim oder gar auf der Straße landen könnte. Eine andere Weiterlesen

OLD CASTLE: s/t

Robin Storey, Robert Pepper und Shaun Sandor sind mit Projekten wie Rapoon, Zoviet France, Pas Musique und Promute in Gefilden unterwegs, die alle m.o.w. in den Nachwehen des Industrial entstanden sind, und mussten sich so irgendwann auf Veranstaltungen über den Weg laufen. 2011 spielten alle auf einem kleinen Festival im New Yorker Café Orwell, woraus kreative Freundschaften und gemeinsame Arbeiten in unterschiedlichen Konstellationen hervorgingen. Weiterlesen

KJOSTAD: Warlord

Seit über zehn Jahren veröffentlicht Stefan Aune auf seinem Label New Forces zahllose Künstler und Künstlerinnen, die eher rabiate Spielarten des Postindustrials spielen: von Power Electronics über Harsh Noise, von Incapcitants über C.C.C.C. hin zu Richard Ramirez. Aune selbst macht als Breaking The Will oder Form Hunter brachialen Noise, mit seinem Projekt Kjostad schlägt er allerdings eine (etwas) andere Richtung ein: Benannt nach dem gleichnamigen See im Norden Minnesotas, basieren die meisten Tracks auf dort gemachten Feldaufnahmen, Weiterlesen

DET KÄTTERSKÄ FÖRBUND: Lidaverken Del I: Att I Vådeld Förgås

Det Kätterska Förbund ist das neue Projekt von zwei Schweden, die beide unabbhängig voneinander sehr imposante und umfangreiche Diskographien aufzuweisen haben: Henrik „Nordvargr“ Björkk hat sich in den letzten Jahrzehnten so ungefähr an allen Spielarten dunklen Postindustrials versucht (Dark Ambient, Power Electronics, Martial Industrial, Death Industrial), ob mtít seinem wohl bekanntesten Projekt MZ 412, unter seinem eigenen Namen oder zahlreichen anderen Projekttiteln, Thomas Ekelund spielt als Trepaneringsritualen Death Industrial Weiterlesen

LUSTMORD / KARIN PARK: Alter

Im Werk des gebürtigen Walisers Brian Williams spielte das All immer wieder eine zentrale Rolle, teils bloß metaphorisch und/oder im Artwork, dann aber auch konzeptionell oder als Klangmaterial (man denke an das Seitenprojekt Arecibo oder das auf Touch veröffentlichte Album „Dark Matter“). In den besten Momenten (und das waren viele) konnten Williams’ dunkel dröhnende außerweltlichen Klänge ein Schaudern erzeugen , ganz so, als blicke man beim Hören in die Schwärze eines kaum (be-)greifbaren Kosmos. Weiterlesen

MATTEO UGGERI / MOURNING DOVE: Does The Moon Not Dream

Dass die Zusammenarbeit zwischen Matteo Uggeri und der Autorin Elena Botts alias Mourning Dove so spontan zustande gekommen ist wie es in den Liner Notes ihres gemeinsamen Albums “Does The Moon Not Dream” heißt, mag man sich kaum vorstellen. Meist sanfte Sounds verschiedener Umgebungen und Klangfarben, die bei genauerem Hören eine vielfältige Stimmungspalette entfalten, entspanntes Weiterlesen

SIAVASH AMINI: Serus

Serus ist das lateinische Wort für “spät”, und der Komponist Siavash Amini wählte den Begriff aufgrund seiner Nähe zur Nacht, von der der französische Autor Maurice Blanchot sagte, dass sie im Schlafzustand immer zweimal existiert: als physischer Zeitraum des Schlafens und der reduzierten Körperfunktionen, aber auch als innerpsychischer Zeitraum des Träumens mit seinen fiktiven Ereignissen und Erinnerungsfetzen, dem bekanntlich eine ganz eigene Logik zueigen ist. Eine Musik, die sich Weiterlesen