Auch wenn sich David Fenechs Zusammenarbeit mit Jac Berrocal und Vincent Epplay nach mittlerweile drei Alben immer mehr wie eine gut aufeinander eingespielte Band anfühlt, bleibt der französische Instrumentalist doch ein sehr offener Charakter, was die Überblendung verschiedener Handschriften angeht. Mit anderen Worten, er kollaboriert leidenschaftlich gerne mit Kollegen aus den unterschiedlichsten Ecken meist wagemutiger Musik. Auf Weiterlesen
MARTIN GORE: The Third Chimpanzee
Martin Gore, immerhin seit Jahrzehnten Hauptsongschreiber einer der erfolgreichsten Popbands überhaupt, hat auf eine sehr sympathische und unspektakuläre Weise über all die Jahre immer mal wieder sporadisch Arbeiten abseits von Depeche Mode veröffentlicht. 1989 debütierte er mit der „Counterfeit EP“, auf der er u.a. Stücke der Sparks und von Tuxedomoon coverte, ein Vollzeitnachfolger erschien erst 14 Jahre später (dort wurde u.a. Nick Cave und Hank Williams Tribut gezollt) und es gab eine kurze Tour anlässlich der Veröffentlichung. Weiterlesen
Ô PARADIS / NOVY SVET: Entre Siempre Y Jamás Suben Las Mareas, Duermen Las Ciudades
Als Ô Paradis und Nový Svět kurz nach der Jahrtausendwende ein gemeinsames Album ankündigten, musste das in den kleinen Fangemeinden, die sich schon damals überschnitten, Interesse wecken. Da gab es einiges, das beide verband: eine Melancholie, die den Sinn für Lust und Leben nicht verleugnete; eine Stilmixtur aus alten und neuen, populären und nischigen Zutaten, deren roter Faden vielleicht Weiterlesen
DENIS FRAJERMAN: Macau Peplum
Denis Frajermans Karriere als Musiker und Komponist reicht bis in die frühen 90er zurück, unseren Lesern sollte seine Musik spätestens seit seinem zweigeteilten Album “Wasteland/Lawrence of Arabia” bekannt sein, dass vor knapp zwei Jahren erschien und ein musikalisches Panorama zwischen Kammermusik, Lesung und cinematischer, leicht orientalisch angehauchter Musik präsentierte. Ich halte den ersten Teil immer noch für eine der besten musikalischen T.S. Elliott-Interpretationen. Weiterlesen
ALE HOP: Apophenia
In der Psychiatrie versteht man unter Apophänie die Neigung Schizophrener, in zufälligen, meist visuellen Details aussagekräftige Zeichen oder konkrete Gegenstände wahrzunehmen – ein Phänomen, das es in milder Form natürlich auch bei nicht psychotisch Erkrankten gibt, die sich des projektiven Charakters der Wahrnehmung aber in der Regen bewusst sind. Die Grenzen zwischen Apophänie und kreativen Assoziationen sind also fließend. In der Kunst und so auch in der Musik kann man sich diesen Mechanismus zunutze machen, indem man Weiterlesen
Ich halte nichts von Coolness. Interview mit der Sängerin und Schauspielerin Gloria de Oliveira
Als im vorigen Jahr “Fascination”, der erste Longplayer der jungen Künstlerin Gloria de Oliveira, die Runde machte, wunderten sich nicht wenige über die Reichhaltigkeit des Albums. Gerade in der Musik, die auf den ersten Eindruck perfekt in den seit Jahren angesagten Grenzbereich zwischen Wave und einem traumwandlerischen 4AD-Pop passt, erlebt man nicht sehr oft derart viele doppelte Böden, wenn es um Stimmungen und Macharten geht. Doch auch wenn “Fascination” durchaus die Weiterlesen
HEMATIC SUNSETS: Aroma Club Adieu
Auch wenn fast jede Veröffentlichung Asmus Tietchens von einem Cioran-Zitat begleitet und geziert wird, so hat sich schon immer auch Humor im Werk des Hamburgers gezeigt, was sich u.a. teilweise in der Titelgebung seiner Tracks widerspiegelte, jedoch war dieser Humor nie so dominant wie auf seinem „death lounge project “ Hematic Sunsets (auf dem seine anagrammatischen Mitspieler Achim Stutessen, Assistent Meusch, Hans Tim Cessteu, Mischa Suttense und Tussi Schemante heißen), auf dem Tietchens seiner Liebe zum – wie es in Weiterlesen
JAC BERROCAL / DAVID FENECH / VINCENT EPPLAY: Exterior Lux
Für die Fans ist das aus dem Trompeter Jac Berrocal und den beiden Soundmännern David Fenech und Vincent Epplay bestehende Trio ohnehin ein “Match Made in Heaven”, und anscheinend sehen das die Musiker ganz ähnlich, denn nach “Antigravity” und “Ice Exposure” steht mit “Exterior Lux” nun der dritte gemeinsame Longplayer in den Regalen. Weiterlesen
COMANDO SUZIE: Corazon o Plomo
Manchmal ist es eine besonders interessante Erfahrung, fremdsprachliche Musik zu hören, gerade wenn die Texte in einer Sprache gesungen sind, von der man immer ein paar Fetzen versteht, ohne dass man sich einen Reim auf den Gesamtzusammenhang machen könnte. Meist schnappt man noch ein paar Hintergrundinformationen auf, die Stimmung, die sich in Melodien, Rhythmen, Klangfarben und natürlich dem Gesang abzeichnet, tut ihr übriges, und schon kann man gar nicht mehr umhin, die Musik auch Weiterlesen
THANOS CHRYSAKIS: ΕΛΥΤΡΑ
Insekten üben seit langem eine (nicht nur) klangliche Faszination aus: Man denke an die vielen Filme, in denen das Zirpen der Zikaden fast schon ein alternativer Soundtrack ist oder an die symbolische Bedeutung der Geräusche der Grillen in einem Stück wie Sam Shephards „True West“. Eine Reihe von Musikern wurden vom Klangpotenzial der Insekten angezogen: 1986 veröffnetlichte Graeme Revell „The Insect Musicians“, sein Versuch einer auf dem Weiterlesen
ARNOLD DE BOER: Minimal Guitar
Einer der positiven Aspekte des ansonsten nicht so großartigen letzten Jahres war, dass man gezwungenermaßen aus vielen Gewohnheiten gerissen wurde und schon um der Langeweile zu entgehen entweder allein oder im kleinen Kreis Aktivitäten außerhalb des gewohnten Trotts nachging. Einsame Wanderungen in der eigentlich vertrauten Umgebung, die sich schnell als gar nicht so einsam herausstellen konnten, waren eine der Beschäftigungen, die schnell an Beliebtheit gewannen. Weiterlesen
TRAPPIST AFTERLAND / GREY MALKIN: II
Was macht die gefühlvollen und filigranen Songs von Trappist Afterland, bei denen man die Handschrift Adam Coles so deutlich wahrnehmen kann, eigentlich kompatibel mit den dunklen, bisweilen geradezu monumentalen Soundtracks von Grey Malkin, der vor rund zwanzig Jahren als The Hare And The Moon erstmals von sich hören machte, dabei aber als Person immer hinter der Persona der Musik verborgen blieb? Wie schaffen die beiden es, Fragen der Weiterlesen
ORGANUM ELECTRONICS: Stilness
Verglichen mit anderen Künstlern aus dem (weiteren) Umfeld des Industrials verzichtetete David Jackman von Anfang an auf Programmatik und Konzepte und selbst auf solche Antislogans wie etwa The New Blockaders („Even anti-art is art…That is why we reject it!“), mit denen Jackman mehrfach zusammenarbeitetete. Bei ihm findet man, bezogen auf seine frühen Aufnahmen, lapidar die Aussage, Organum sei „damn noisy“. Weiterlesen
BIRDWORLD: Unda
Gregor Ridell und Adam Teixeira, die sich vor einigen Jahren bei einer Artist Residency in einem Osloer Kulturzentrum kennenlernten, sind beide an mehreren Instrumenten bewandert und haben obendrein ein großes Interesse an den vielen Klängen des Alltags, die auch ohne herkömmlichen Musikzusammenhang immer wieder interessante kompositorische Muster von scheinbarer Homogenität bilden. Weiterlesen
ANDREW TUTTLE: Alexandra
Auf seinem fünften Studioalbum verwirklicht der Australier Andrew Tuttle sein vielleicht autobiographischstes Projekt: Aus der Perspektive eines neugierigen Flaneurs erkundet er die Alexandra Hills, eine Wohngegend in der unweit von Brisbane, Queensland, gelegenen Kleinstadt Redlands, in der Tuttle aufwuchs und vor rund zwanzig Jahren seine Liebe zur Musik entdeckte.
AB UNO: La Linea Negra
Es ist kein Wolkenbruch, sondern ein sanfter Schauer, der labend auf den unbekannten Ort niedergeht, durch den die Linea Negra, die schwarze Linie geht. Wo immer dieser Ort liegt, er wird mit wohlwollenden, interessierten Augen und Ohren wahrgenommen, und wie um dies zu unterstreichen, legt sich sanfte Drönung wie eine dünne weiche Decke über die in klaren Feldaufnahmen eingefangenen Ereignisse. Weiterlesen
FLAVIO BONOMETTI: Vortice Rosso
Wenn man Flavio Bonomettis “Vortice Rosso” hört, kommt einem vielleicht als letztes in den Sinn, dass es sich dabei um ein Debüt handelt. Genau genommen ist es das, zumindest hat der italienische Komponist hier erstmals ein Album in eigener Regie aufgenommen. Allerdings geschah dies mit einem enormen Erfahrungsschatz im Gepäck, den man den 12 mit einem üppigen, orchestralen Instrumentarium eingespielten Tracks auch durchweg anhört. Weiterlesen
THE GREAT PARK: The Ghost Is The Only One That Beats My Drum
Vor einigen Wochen brachte The Great Park eine digitale Single mit dem Namen “The Ghost Is The Only One That Beats My Drum” heraus, die einen einzigen Track von über fünfzehn Minuten hypnotisierender Abgeklärtheit und religiöser Symbolik enthielt. Etwas verwirrend war es, als jüngst ein Album mit dem selben Titel als CD in den Regalen stand. Größer als jede Konfusion war jedoch die Freude darüber, dass Stephen Burch all jene Lügen straft, die eine Weiterlesen
It’s hard and tender at the same time. Interview mit Comando Suzie
Als Raúl López vor rund fünfzehn Jahren sein Projekt Comando Suzie aus der Taufe hob, ahnte er wahrscheinlich kaum, dass er einem musikalischen Retrotrend zuvor kam, denn zur Mitte der Nullerjahre feierten die hippen Hochglanzmagazine noch einträchtig Postrock und Studentenfolk als die postmoderne Avantgarde der Stunde – erst Jahre später sollte mit Boy Hasher u.v.a. newwavig angehauchter Electropop durch die Postillen geistern, den das Weiterlesen