Like Hunting In The Wild. Interview mit Yasutoshi Yoshida alias Government Alpha

Der in Tokyo lebende Yasutoshi Yoshida ist Musiker und Grafiker, und wenn es etwas gibt, das seine brachiale Noisemusik mit seinen bunten Kollagen verbindet, dann ein Moment des Plötzlichen, das eine entfesselte Wucht unmittelbar auf den Rezipienten loslässt. Die plötzlichen Schreikaskaden während seiner Auftritte und die zum Teil schockierende Gleichzeitigkeit ganz verschiedener Bildkomponenten sind nur zwei offensichtliche Beispiele dafür. Mit seinem Projekt, das er in den frühen 90ern in Anlehnung an einen bekannten Godard-Film Government Alpha nannte, hat er in den letzten zwanzig Jahren eine große Zahl an Tonträgern heraus gebracht, zunächst auf Tape, später auch in allen anderen Formaten Weiterlesen

Alle Stammbäume der Menschheit laufen, wenn man in der Zeit zurück geht, irgendwo zusammen: Interview mit Weyes Blood

Seit einiger Zeit hat dunkle Musik auch wieder in Medien jenseits subkultureller Engstirnigkeit Akzeptanz gefunden. Die Gründe dafür sind sicher unterschiedlicher Natur: Aber wahrscheinlich sollte man es nicht als Widerspiegelung der düsteren Zeiten, in denen wir leben, deuten, sondern viel eher damit erklären, dass inzwischen eine Reihe Künstler mit anderer musikalischer Sozialisation und aus den verschiedensten Genres einer angestaubten und mumifizierten Gattung eine Frischzellenkur verpasst haben. Weiterlesen

Zwischen Rhythmus und Kontemplation. Interview mit der Musikerin Midori Hirano

Midori Hirano ist Pianistin und kombiniert den Klang ihres bevorzugten Instruments mit verschiedenen elektronischen Sounderzeugnissen, die ein weites Feld abdecken von meditativer Ruhe bis hin zu vertrackter Rhythmik. Letzteres ist eine noch relativ neue Ausrichtung der aus Kyoto stammenden Künstlerin, die zur Auslotung ihrer rhythmischen Ambitionen eigens ein neues Projekt aus der Taufe gehoben hat: MimiCof. Weiterlesen

“For some reason I just really love that dark side of things” – Interview mit Laura Sheeran

Die meisten werden die junge Irin Laura Sheeran erstmals als zweite Stimme auf Fovea Hex’ „Neither Speak Nor Remain Silent…“-Trilogie wahrgenommen haben. Kürzlich veröffentlichte sie ihr Debüt „Lust of Pig & The Fresh Blood“: ein im besten Wortsinne schwer kategorisierbares Werk – im folgenden Interview gibt sie zu, selbst noch keine Genrebezeichnung für ihre Arbeit gefunden zu haben -, auf dem sich Elemente aus Folk, Klassik und experimenteller Musik um ihre Stimme paaren, die immer im Zentrum der Songs steht. Weiterlesen

I play the oud! I play music I love… Interview mit Eliot Bates

Eliot Bates ist ein weitgereister Mann, für den die Bezeichnung Musiker sicher nicht ausreicht. Denn neben der praktischen Arbeit an dem orientalischen Instrument seiner Wahl, der Oud – einer Kurzhalslaute, von der angenommen wird, sie sei der Vorgänger der seit dem Mittelalter in Europa gebrauchten Laute – ist er Experte für das musikalische Geschehen in Anatolien, befasst sich mit der technischen Seite des Aufnahmeprozesses traditioneller Musik, lehrt an verschiedenen Universitäten sowohl in den USA als auch in der Türkei und hat im renommierten Verlag Oxford University Press ein Buch über Musik in der Türkei veröffentlicht. Weiterlesen

SIMON FINN – Interview

Ende der 60er nahm Simon Finn ein Acidfolk-Album namens “Pass The Distance“ auf, das aus verschiedenen rechtlichen Gründen relativ schnell aus den Regalen genommen wurde und im Lauf der Jahr(zehnt)e einen ziemlichen Kultstatus erlangte. Nachdem David Tibet das Stück “Jerusalem“ – noch heute im Liverepertoire zu finden und in seiner Intensität beeindruckend – gehört hatte, setzte  er sich mit Simon Finn in Verbindung und vor einigen Jahren erschien das nur von Simon Finn mit Hilfe von Joolie Wood eingespielte Album “Magic Moments“. Weiterlesen

MONTE CAZAZZA – Interview

Obwohl Monte Cazazza seit etwa 30 Jahren musikalisch aktiv ist, hat er erst dieses Jahr sein eigentlich erstes eigenes Album veröffentlicht, das seit Jahren angekündigt “The Cynic”. Die Geschichten über seine frühen Exploitationfilme und transgressiven Performances – ein kurzer Abriss über Cazazzas Schaffen findet sich in meiner Rezension von “The Cynic” und ist online einsehbar -    haben dazu beigetragen, ihm einen quasimythischen Statuszu verleihen, und das alles trotz oder  gerade wegen des geringen musikalischen Outputs und der Nichtverfügbarkeit seines filmischen Früh(st)werks. Weiterlesen

HAUS ARAFNA – Interview

Das deutsche Duo Haus Arafna erforscht seit 17 Jahren analoge Klänge und thematisiert Aspekte der conditio humana, die manche lieber im Verborgenen sehen würden. Sieben Jahre nachdem das letzte reguläre Studioalbum “Butterfly” erschienen ist, folgt mit dem schlicht betitelten “You” Album Nummer vier. Dabei nehmen Haus Arafna inzwischen eine Sonderstellung im Feld extremer elektronischer Musik ein, haben sie es doch wie kaum eine andere Band geschafft, Hörer über enge Genregrenzen hinweg zu gewinnen Weiterlesen

I feel free to create without superstructure. Interview mit Marcello Fraioli alias Spectre

In allen Milieus erscheinen die Figuren am interessantesten, die auf den ersten Blick schwer greifbar oder gar widersprüchlich wirken. Freilich kann so etwas auch schnell zu einer Masche werden – Widersprüchlichkeit kann forciert werden, und nichts ist so langweilig wie gespielte Ambivalenz. Zudem kann eine schwere Verortbarkeit auch das Resultat bloßer Ratlosigkeit sein. Daneben gibt es Figuren wie Spectre. Weiterlesen

KINIT HER – Interview

KINIT HER, das aus Nathaniel Ritter und Troy Schafer bestehende Duo, hat innerhalb kurzer Zeit mit einer Reihe von Veröffentlichungen ein originelles Werk erschaffen, das sich aus einem reichhaltigen Fundus teils randständiger Musik speist und das im Spannungsfeld zwischen Song und Experiment, Folk und rituellen Klängen steht. Titel und Artwork verorten KINIT HER in Regionen jenseits der Ratio und Nüchternheit. Seit kurzen besteht neben KINIT HER das neue Projekt WREATHES, das stärker auf den Song fokussiert ist. Weiterlesen

TRANART – Interview mit der Sängerin und Malerin Val Denham

Sollte irgendwann einmal jemand die Biografie von Val Denham schreiben, so wäre das Werk im gelungensten Fall auch eine kleine Geschichte englischer Gegenkultur, gespiegelt im Leben einer facettenreich schillernden Person. Keine der unzähligen kreativen Begegnungen konnten die selbstbewusste Musikerin und Malerin, die einst den Entschluss fasste, kein Mann sein zu wollen, von ihrem eigenen Weg abbringen. Weiterlesen

BIRDENGINE – Interview

Lawry Joseph Tilbury rief vor vor rund einem halben Jahrzehnt das Projekt BIRDENGINE ins Leben. Die musikalischen Komponenten, die sich im Spannungsfeld akustischer Songs und noisiger Tapeloops bewegen, sind nicht die einzigen Gegensätze, die in Tilburys Welt wie im Handumdrehen miteinander versöhnt und auf ein fruchtbares Zusammenspiel hin ausgelotet werden. Birdengine verknüpft auch ein Faible für dunkle und mysteriöse Texte mit einem erfrischend unelitären Verständnis vom Musikersein. Weiterlesen

We are an army of two and we take no prisoners. Interview mit Mueran Humanos

Im Vorwort zu Jeanette Leechs „Seasons They Change“ beklagt Greg Weeks, dass viele neue Entwicklungen in der Musik rein regenerativer Art sind und letztlich zu einem ungenießbaren Aufguss einst aufregender Innovationen führen. In der jüngst auf diesen Seiten veröffentlichten Rezension des Debüts von MUERAN HUMANOS, den zwei in Berlin lebenden Argentiniern, wurde darauf hingewiesen, wie frisch, unverbraucht und originell dieses Album ist Weiterlesen

CURRENT 93 – Interview (2010)

Current 93, die (selbstironisch so bezeichnete) „ultimative halluzinatorische gnostische Supergruppe“ um David Tibet, ist ein Universum, in dem seltsame Planeten herumschwirren, ein Projekt, das auch nach 27 Jahren (noch) zu überraschen vermag. Die Texte David Tibets sind auf den vergangenen drei Alben nach einer Zeit der Introspektion zu einer völlig eigenen und oftmals in ihrer Metaphorik und Bildlichkeit – „a heap of broken images“ heißt es in Eliots „The Waste Land“ – kaum zu durchdringenden Mischung aus Autobiographischem und Kosmischem geworden. Weiterlesen

THE OWL SERVICE – Interview

Der Boom des Weirdfolk ist seit einiger Zeit vorbei und es ist irgendwie beruhigend zu sehen, dass sich randständige Musik nun wieder (in Ruhe) (weiter-) entwickeln kann ohne dass die Aufmerksamkeit der Mainstreammedien solche kreativen Biotope in ein allzu grelles Licht taucht. Bei all den Kategorisierungsversuchen und mehr oder weniger originellen Wortneuschöpfungen (weird, wyrd, freak etc. folk.) der letzten Jahre wurde manchmal vergessen, dass es auch so etwas wie Folk ohne Präfix geben kann, wie THE OWL SERVICE – eine 2006 gegründete britische Band um Steven Collins, der auch unsere Fragen beantwortete – beweisen. Weiterlesen

TARA BURKE / FURSAXA – Interview

“O, mickle is the powerful grace that lies/In herbs, plants, stones, and their true qualities:/For nought so vile that on the earth doth live/But to the earth some special good doth give,/Nor aught so good but, strain’d from that fair use,/Revolts from true birth, stumbling on abuse./Virtue itself turns vice, being misapplied;/And vice sometimes by action dignified./Within the infant rind of this weak flower/Poison hath residence and medicine power:/For this, being smelt, with that part cheers each part;/Being tasted, stays all senses with the heart./Two such opposed kings encamp them still/In man as well as herbs, grace and rude will;/And where the worser is predominant,/Full soon the canker death eats up that plant.”

William Shakespeare, Rome and Juliet, II.3 Weiterlesen

ANDREW LILES – Interview

Es mag ein ungewöhnliches Kompliment sein, bei einem Vertreter sogenannter Experimentalmusik zuallererst auf das große Unterhaltungspotential hinzuweisen. Seit den 80ern geht ANDREW LILES seiner Leidenschaft, dem Sammeln, Bearbeiten und Zusammensetzen ungewöhnlicher Klänge nach, machte irgendwann sein Steckenpferd zum Beruf und zählt heute nicht nur zu den wichtigsten Figuren im Dunstkreis von NURSE WITH WOUND, sondern auch mit seinem Solowerk zu den ganz Großen an der Schnittstelle von Electronica und Musique Concrète. Weiterlesen

ELIJAH’S MANTLE – Interview

Um ELIJAH’S MANTLE, das Musikprojekt des in Irland lebenden Komponisten, Schauspielers und Kurators Mark St. John Ellis, ist es in den letzten Jahren eher ruhig geworden. Anfang der 90er aus dem Performance-Project THEATRE OF MASQUE hervorgegangen, wendete sich Ellis einer bisher einzigartigen Ausprägung vokallastiger Minimal Music zu, widmete sich ausgewählten literarischen und theologischen Themen und arbeitete in unterschiedlicher Weise mit Künstlern wie Brendan Perry, Lisa Gerrard (beide DEAD CAN DANCE), Klaus Vormehr (COEX) und Christophe Terrettaz (OZYMANDIAS). Weiterlesen

The Mighty Sieben. Interview mit Matt Howden

Matt Howdens Projekt mit dem unscheinbaren Namen SIEBEN ist nach rund fünfzehn Jahren Bestehen aus der Szene kaum noch wegzudenken. Doch aus welcher eigentlich? Wie selbstverständlich taucht sein Name in der Berichterstattung über Neofolk auf, strich Howden doch für Jahre die Saiten in einer der wichtigsten Kapellen des Genres. Stilistisch allerdings müsste man die Gemeinsamkeiten zu seinem repetitiven Geigenspiel, welches eine ganze Band zu ersetzen vermag, recht grob an den Haaren herbei ziehen, zumal ihm in diesem Bereich eine Nebenrolle zuteil käme, die seiner unwürdig wäre. Weiterlesen