ABBILDUNGEN VARIETÉ: s/t

Zu den Gruppen aus den Ländern jenseits des eisernen Vorhangs, die in unseren Breiten gerne mit dem Stempel “obskur” versehen wurden, zählte auch das in den frühen 80ern im slowenischen Maribor gegründete Kollektiv mit dem irgendwie perfekt in die Zeit passenden Namen Abbildungen Varieté. Die Band um den Multimediakünstler Igor Zupe, der später auch mit Visuals für seine Landsleute Laibach von sich reden machte, brachte 1983 ein selbstbetiteltes Tape heraus, das überwiegend Weiterlesen

CLANG QUARTET: A Slow Death For The Peacemaker

Scotty Irving hat Schlagzeug u.a. für Eugene Chadbourne gespielt, als Clang Quartet macht er seit Jahren eine spannende Mischung aus perkussiven Elementen und Noise, erinnert manchmal etwas an Z’EV. Seine Auftritte enthielten durchaus Elemente von Performance Art. Irving tritt inzwischen nicht mehr auf, weil er sich auf das Aufnehmen neuer Stücke konzentriert. Weiterlesen

WALKER PHILLIPS: God’s Eye

2018 erschien Walker Phillips’ Debüt „My Love Sunday“, ein Album, dem wir hier attestierten: „Plötzlich taucht scheinbar aus dem Nichts ein grandioses Album auf, das völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint: Walker Phillips schaut auf dem Cover als melancholischer Hippie so aus, als sei mit einer Zeitmaschine aus dem Haight- Ashbury der 60er gekommen – vielleicht hat er aber auch gerade bei Lord Summerisle vorbeigeschaut. Weiterlesen

ÚATH: s/t

Als ich zum ersten Mal das Debütalbum von Úath hörte, hatte ich die ganze Zeit die Assoziation, dass es hier um eine Schöpfungsgeschichte geht, um das gewaltsame Entstehen von etwas Großem. Dass der Bandname in einer alten Variante des Irischen allerdings so etwas wie Furcht oder Angst bedeutet, tat diesen Eindruck keinen Abbruch, denn das Erwachen einer Form aus einem chaotischen Urgrund kann sich oft wie Weiterlesen

SERGIO CALDERÓN / CÉLI LEE: The Beginnings (Part I.)

Sergio Calderón und Céli Lee, deren gemeinsame Arbeiten neben der Musik noch weitere Medien (Gemälde, Zeichnungen, Texte) umfassen, erfinden ihre künstlerische Vision stets neu, auch wenn es einige Konstanten gibt. Ihre Aufnahmen, die fast immer den Charme schummriger ambienter Nachtstücke haben, basieren auf einer Mischung elektronischer und akustischer Klangquellen und bewahren sich immer ein Minimum an Groove, das je nach Weiterlesen

NONCONNAH: Unicorn Family

Das aus dem Projekt Lost Trail hervorgegangene Duo Nonconnah ist auf diesen Seiten schon öfter Thema gewesen. Man mag in der Musik Nonconnahs Rudimente von Drone, Post Rock und Shoegaze finden, aber auf zahlreichen Veröffentlichungen haben Zachary und Denny Corsa letztlich eine ganz eigene, Genre sprengende und kaum kategorisierbare verrauscht-entrückte Musik gespielt – sich selbst betitelte man als „dronegaze collective“, das „damaged hymns from the broken Mid-South“ spiele. Weiterlesen

V.A.: Spectrum

Im Vergleich zu den ausgehendenn Dekaden des 20. Jahrhunderts besteht heute eine relativ große Aufmerksamkeit gegenüber den unter dem Begriff Autismus zusammengefassten psychischen Entwicklungsstörungen. Die unter diesem Begriff gefassten Phänomene reichen von milden Formen – dem sogenannten Asperger-Syndrom, von dem heute nicht mehr alle Fachleute sprechen – und Formen mit weitaus größerem Einschränkungspotenzial, beispielsweise dem frühkindlichen Autismus oder Kanner-Syndrom. Weiterlesen

LANGHAM RESEARCH CENTRE / JOHN BUTCHER: Six Hands At An Open Door

“Sounds are searching for sense” lautet eine der treffenden Beschreibungen, mit der das Label Persistence of Sound die gemeinsamen Aufnahmen der Hauscombo Langham Research Centre, das diesmal nur aus Iain Chambers und Robert Worby besteht, und dem Saxophonisten John Butcher zu charakterisieren versucht. Das aus der Zusammenarbeit hervorgegangene Album “Six Hands At An Open Door” hat mit einem Weiterlesen

ELIJAH’S MANTLE: Psalms Of Persuasion

Mark Ellis hat in seinen klassischen Elijah’s Mantle-Alben der 90er eine ganze Reihe an thematischen Bezügen verarbeitet. Da waren esoterische Motive, oft gnostischen Ursprungs oder aus dem Kanon der mystischen Strömungen verschiedener Religionen, von denen oft markante Zitate mantraartig wiederholt und von wuchtiger, orchestral anmutender Musik, die zugleich einen rituellen Charakter hatte, untermalt wurden. Daneben gab es mythologische Bezüge, die sich damit Weiterlesen

GREEN TEA: Snowblower

Wenn Künstler auf andere Medien verweisen, etwa die Bezugnahme von Musikern auf Literatur, so gibt es oft scheinbar natürliche Affinitäten, findet sich ein Verweis auf Weird Fiction häufig z.B. im Bereich des (Weird) Folk – gerade vielleicht auch durch die Popularisierung von Folk Horror – oder etwa im Dark Ambient – wenn man sich exemplarisch anschaut, welchen von Lovecrafts Entitäten Cryo Chamber Compilations gewidmet hat (etwa hier). Weiterlesen

TWELVE THOUSAND DAYS: The Boatman On The Downs

In der griechischen Mythologie ist Charon der Seelenführer, der als Fährmann der Unterwelt die Seelen derer, denen Bestattungsriten gegeben wurden, über die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten, die Flüsse Acheron und Styx geleitet. Als Symbol für den Übergang zwischen zwei unterschiedlichen Dimensionen, mögen sie räumlich, zeitlich oder anders geartet sein, hat der Fährmann bis heute überlebt, und er prägt auch ganz wesentlich die Symbolik auf dem Weiterlesen

MARCUS VERGETTE: Tintinabulation

2008 begann der Künstler Marcus Vergette, an verschiedenen Küstenorten Grossbritannien Vorrichtungen mit Glocken zu installieren. Die Installationen waren so beschaffen, dass die Bewegung der Gezeiten das Volumen, das Tempo und weitere Eigenschaften der Glockenklänge bestimmten. Diese Arbeiten wurden auch immer wieder als ein künstlerische Statement für Weiterlesen

DEPECHE MODE: Memento Mori

Es mag angesichts der ökonomischen wie gesellschaftlichen Verwerfungen, die die Coronakrise ausgelöst hat, vielleicht etwas geschmacklos wirken, wenn man darauf hinweist, dass dadurch zum ersten Mal Depeche Modes üblicher Vierjahresrhythmus von neuem Album,Tour und anschließender Pause unterbrochen wurde. Dass „Memento Mori“ nach dem Tode Andrew Fletchers zudem das erste Album als Duo werden würde, war zu Beginn der Arbeiten an den Songs und am Konzept noch nicht klar. Weiterlesen

ADAM GEOFFREY COLE / ANTHONY CORNISH: The Cellophane Sea

Über die Kontinuitäten im Werk Adam Geoffrey Coles nach dem Ende von Trappist Afterland ist hier schon einiges geschrieben worden, und alle Hoffnungen und Prognosen, dass die Zeit nach diesem Paradigmenwechsel ebenso produktiv sein wird, haben sich bislang bestätigt. Mit “The Cellophane Sea” ist nun das dritte Album unter Coles bürgerlichem Namen erschienen, und zugleich nimmt es Weiterlesen

FATIMA AL QADIRI: Gumar

Über die Symbolik des Mondes könnte man ganze Bibliotheken füllen. Das Metzler Lexikon literarischer Symbole beschreibt ihn einleitend als “Symbol der ständigen Erneuerung, der Nacht, der Freundlichkeit, der göttl. Ordnung, der Liebe, des Trostes, des Bösen und Fremden sowie der Dichtung” und deutet schon damit auf seine vielseitige, bisweilen arbiträr wirkende Bildlichkeit. Weiterlesen

DANIELA FROMBERG / STEFAN ROIGK: Unfamiliar Home

Über die Verwerfungen, die euphemistisch als Modernisierung und Aufwertung von Wohnraum in urbanen Nachbarschaften bezeichnet und etwas sachlicher unter dem Begriff Gentrifizierung gefasst werden, ist in den zurückliegenden ein bis zwei Jahrzehnten viel berichtet worden, und wenn man nicht selbst bereits davon betroffen war oder Betroffene kennt, sind die Informationen darüber oft sehr sachlich und Weiterlesen

SKULPTOR: Skulptor

Dean Forsythe ist vielseitig aktiv, nimmt u.a. als Compound Bunker auf, wo er einen zähflüssigen Noise spielt, in der Hardcoreband Savage Blind God kann man ihn im Songformat hören. Als Skulptor ist die musikalisch-konzeptionelle Ausrichtung Forsythes eine andere, was schon deutlich wird, wenn man sich die verwendeten (im weitesten Sinne) Instrumente anschaut: „Performed using only: Bones, wooden flute, ceramic ocarina, guitar pedals & tape recorder.“, kann man da lesen. Weiterlesen

ÜMLAUT: Projection

Verspielte Klänge, klingelnd, hüpfend, aquatisch, tasten sich voran durch verschiedene Wege und Möglichkeiten. Irgendwann kehrt eine ambiente Ruhe ein, doch immer wieder erscheinen neue Details auf der Bildfläche: tribale Perkussion, geheimnisvolle Tierstimmen und einiges mehr, das vermutlich der modularen Hexenküche entstammt, immer griffig und gut konturiert. Weiterlesen