J. ZUNZ: Hibiscus

Zum zweiten Mal und drei Jahre nach dem Erstling Silence tritt die aus dem mexikanischen Guadalajara stammende Lorena Quintanilla, die seit einigen Jahren mit dem Duo Lorelle Meets The Obsolete von sich reden machte, erneut mit ihrem Soloprojekt J.Zunz an die Öffentlichkeit und präsentiert eine vordergründig kühle, bei genauerem hinhören jedoch äußerst emotionale Musik zwischen minimalistischem Wave und retrofuturistisch angehauchter Psychedelik. Weiterlesen

FELIX-FLORIAN TÖDTLOFF / JEANS BEAST: Split

Felix-Florian Tödtloff und Julian Flemming, der unter dem großartigen Namen Jeans Beast firmiert, zählen zu den Musikern, von denen man eine Zusammenarbeit geradezu erwartet, sind sie doch beide seit Jahren in einem ähnlichen musikalischen Umfeld unterwegs, in dem originelle Soundkollagen und feinsinnige Drones produziert und gelegentlich auf limitierten Tapes herausgebracht werden. Acts wie Weiterlesen

MAKOTO KAWABATA / RG ROUGH: s/t

Was Makoto Kawabata, Gründer und Gitarrist der legendären Acid Mothers Temple in all ihren Variationen, und sein an vielen Instrumenten bewanderter Kollege RG Rough auf ihrer für den französischen Record Store Day produzierten Kollaboration auf zwei seitenfüllenden Tracks erspielt haben, klingt wie der episodische Soundtrack zu einer dramatischen Flucht, bei der die Hoffnung auf einen guten Ausgang lange auf tönernen Füßen steht. Weiterlesen

THE DOOMED BIRD OF PROVIDENCE: Rumbling Clouds of War Hover over Us

Mark Kluzek stammt aus Australien, ging aber nach der Jahrtausendwende nach England und gründete dort mit Freunden die Band The Doomed Bird of Providence, deren pastoraler, oft kammermusikalischer Folkstil ein ganz eigenes Terrain für sich beanspruchen darf, das sich an einigen Stellen mit Prog- oder Postrock überlappt. In ihren bisher drei Alben und diversen kleineren Veröffentlichungen setzten sie sich mit den vielfältigen Aspekten der angloaustralischen Kolonialgeschichte auseinander und Weiterlesen

CARL STONE: Au Jus 7″

Das Samplen, Zerlegen und in eine neue, kollagenhafte Form bringen populärer Musik ist seit Jahren ein Steckenpferd von Komponist und Producer Carl Stone. Mit dem Ohr eines Ethnographen stellt er die Schönheit, aber auch die triviale, klischeehafte Seite der Popkultur vom Kopf auf die Füße und legt so, durch Verfremdungen aller Art, verborgene Kehrseiten frei, die einem gefallen mögen oder auch nicht. Weiterlesen

THREE QUEENS IN MOURNING / BONNIE ‘PRINCE’ BILLY: Hello Sorrow Hello Joy

Als im vorigen Jahr unter dem Titel “Songs of Love and Horror” das erste Textbuch von Will Oldham alias Bonnie ‘Prince’ Billy herauskam, hatten Jill O’Sullivan, Alasdair Roberts und Alex Neilson die spontane Idee, ausgewählte Stücke daraus neu zu interpretieren und gründeten dazu die wahrscheinlich einmalige Band Three Queens in Mourning, benannt nach einem berühmten Foto von der Beerdigung des englischen Königs George VI – dort wurden dessen Mutter, Frau und Tochter gezeigt, die alle Weiterlesen

FOREST DWELLING: s/t

Forest Dwelling ist das gemeinsame Projekt von zwei Künstlern mit sehr ähnlichem Hintergrund: Chris Watson, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Cabaret Voltaire-Mitgründer, nimmt als Forest Mourning auf und betreibt das Label Infinity Mirror Records. James Watts macht Musik als Dolmen Dweller, arbeitet häufig mit seiner Stimme und Loops und hat ebenfalls ein kleines Label: Auf Panurus Productions wird „Unpopular music on tape“ herausgebracht. Beide leben in Newcastle Upon Tyne und ihre Kollaboration scheint – zumindest legt das die Namensgebung nahe – eine gleichberechtigte zu sein. Weiterlesen

LYKE WAKE / NOISE CLUSTER: Let the Universe Fall

Da die Personen hinter den beiden römischen Projekten Lyke Wake und Noise Cluster schon seit Unzeiten befreundet sind, überrascht eine Zusammenarbeit zwischen dem erfahrenen New-Waver und dem von Flavio Rivabella (alias Der bekannte postindustrielle Trompeter) und Arianna Degni Lombardi betriebenen Electronica-Duo eigentlich nicht – man wundert sich eher, dass es nicht schon viel früher zu dieser “Collaboration for Doomsday” gekommen ist. Weiterlesen

CHRISTOPHER CHAPLIN: M

Mit “M” schließt der in London lebende Komponist Christopher James Chaplin seine Trilogie ab, die vor vier Jahren mit “Je Suis Le Ténébreux” ihren Anfang nahm und vor zwei Jahren mit “Paradise Lost” fortgesetzt wurde. Auch dieses mal interpretiert Chaplin ältere Texte in den Medien Musik, Rezitation und Gesang und eröffnet dabei einen Interpretationsrahmen, der den Gehalt dieser literarischen Stimmen auch auf heutige Fragen bezieht. Weiterlesen

TELEPLASMISTE: To Kiss Earth Goodbye

Bei weitgehend instrumentaler Musik kann durch Bandnamen, Titelgebung und Artwork Hörerlenkung erfolgen und das Werk klarer konzeptionell situiert werden. Das aus Mark O Pilkington, der Strange Attractor Press leitet, u.a. bei Urthona gepielt hat und sich in den letzten Jahren mit allerlei Themen im Bereich Grenzwissenschaft(en) beschäftigt hat und Michael J York, der schon mit Coil, Shirley Collins, Current 93 und Cyclobe aufgetreten ist und aufgenommen hat, bestehende Duo veröffentlicht mit “To Kiss Earth Goodbye”  den Nachfolger von “Frequency Is The New Ecstasy”. Weiterlesen

MARJAN FARSAD: White Tree

Manche Musiker lassen sich mehrere Jahre Zeit für ihre Alben, widmen sich zwischendurch immer wieder anderen Dingen, sammeln so Inspirationen, lassen den Ideen ihre Zeit, um heranzureifen, und zwingen auch den richtigen Moment für die Aufnahme nicht über Gewalt herbei. Wenn dann nach Jahren wieder ein Lebenszeichen bei den Fans ankommt, ist es oft, als hätte man den alten Faden, den man gerade wieder aufgreift, nie wirklich losgelassen. Weiterlesen

BACKWORLD: Sacred And Profane Songs

Als das Debütalbum „Holy Fire“ auf Joe Budenholzers Minilabel Harbinger House 1996 über World Serpent veröffentlicht wurde, da passte es musikalisch-thematisch zum dort beheimateten Apocalyptic Folk. Der aus dem Umfeld des Cinema of Transgression stammende New Yorker orientierte sich mit seiner oft dunklen Musik am Folk der britischen Inseln und während Kollegen Jim Jones coverten, ließ er auf dem Debütalbum David Koresh, den Jesus von Waco, zu Wort kommen, über den er auch einmal ein Musical schreiben wollte. Weiterlesen

ASMUS TIETCHENS: Bleiche Brunnen

Das Album mit dem alliterierenden Titel ist das dritte (repsektive vierte, wenn man die Zusammenarbeit mit Arcane Device dazunimmt) Album des Hamburgers auf dem Dark Vinyl Sublabel Stille Andacht. Tietchens’ Veröffentlichungen der letzten Jahre sind von einer zunehmenden Abstraktion gekennzeichnet, von einer Reduktion, einem Minimalismus, ungefähr beginnend mit dem 2000 auf Ritornell erschienenen ersten Teil der Mengenserie. Weiterlesen

PAUL SCHÜTZE: Without Thought

Seit Jahrzehnten arbeitet der in London lebende gebürtige Australier Schütze im Bereich Ambient, war vor Ewigkeiten Mitglied von Laughing Hands, hat zahlreiche Soundtracks zu Kurzfilmen veröffentlicht, genre- und gattungsübergreifend als Videokünstler gearbeitet und auch Parfüms entworfen, wobei es in den letzten Jahren (musikalisch) etwas ruhiger um ihn geworden ist. Weiterlesen

V.A.: Sound Journeys Switzerland

Dass die Schweiz auf neudeutsch ein Hotspot für unkonventionelle und innovative Musik ist, hat sich bereits an vielen Orten herumgesprochen – erst im vorigen Jahr hat das international ausgerichtete peruanische Label Buh Records die Compilation “Interactions: A Guide to Swiss Underground Experimental Music” herausgebracht mit einem großen Querschnitt experimenteller Musik von Schweitzer Komponisten und Klangkünstlern. Auch der US-Amerikaner Nick Luscombe, der neben seinem Nonclassical-Label selbst als DJ und Producer aktiv ist, war bei einem Weiterlesen

TØYEN FIL OG KLAFFERI: Botanisk Hage

Rauschender Wind weht durch das kraftvolle Grün der Blätter, lässt Äste knarren und bringt den üppigen Duft bunter Blüten und schwerer Harze mit. Aus allen Richtungen singen und schreien exotische Vögel, und eventuell ist es ein Specht oder ein ähnliches Tier, das die Szenerie zwischen luftiger Weite und prallem Dickicht mit hämmernder Perkussion beschallt, begleitet vom allgegenwärtigen Summen und Zirpen. Irgendwo fließt ein Rinnsal an einer Felswand hinunter, staut sich, lässt einen Weiterlesen

GLORIA DE OLIVEIRA: Fascination

Es gibt seit rund zehn Jahren eine Menge junger Acts, die melancholische, von den frühen 80ern inspirierte Popmusik machen, und wenn man sich auf die Suche macht, findet man durchaus auch immer wieder solche, die neuromantischen Wave mit einer Brise Postpunk und impressionistischem Dreampop überblenden – Ultravox und die Cocteau Twins ließen bei Deserta mehr als deutlich grüßen. Gloria de Oliveira ist trotzdem eine einzigartige Vertreterin ihrer Generation, denn sie bringt ein Weiterlesen

WETWARE: Flail

Während eine Reihe von Duos, die im Rahmen des 80er Dark Wave-Revivals durchaus stimmungsvoll klingen, sind sie häufig doch etwas (zu) glatt, sind abseits des schönen dunklen Scheins letztlich doch nur Meterware für die Tanzfläche. Wetware, das aus Roxy Farman und Matt Morandi bestehende Duo, kommen aus einer musikalisch anderen Tradition und agieren irgendwo als Hybrid zwischen No Wave und Industrial und lassen ein gefälliges (Zu-)Hören nicht zu. Weiterlesen

VIA NOVA ENSEMBLE: Where the Marsh Plants Grow

Dass das englische Via Nova Ensemble ein natur- oder besser noch erdverbundenes Projekt ist, ahnt man vielleicht schon beim Blick auf die Tracklist des jüngst erschienenen Albums „Where the Marsh Plants Grow“, wo einem Titel wie „The Formulation of Vegetable Mould Through the Action of Worms“ ins Auge fallen. Mit seinen oft a capella gesungenen Stücken huldigt der in den südlich von Birmingham liegenden West Midlands beheimatete Kammerchor unter der Weiterlesen