DER BEKANNTE POSTINDUSTRIELLE TROMPETER: IsolaCtion

Liest man den Namen DBPIT, dann kommen nostalgische Gefühle auf, vorausgesetzt man gehört zu den Glücklichen, die in den Jahren um die Jahrtausendwende eine verschrobene römische Szene verfolgt haben, in der neben bekannten Namen wie Ain Soph und Circus Joy auch Geheimtipps wie The Sentinels, Mushroom’s Patience, Malato und eben DBPIT oder D.B.P.I.T. ihr Unwesen getrieben haben – verrückte Rocker, Mods und Dandies mit ganz unterschiedlichen musikalichen Ideen, deren gemeinsame Weiterlesen

CONTROLLED DEATH: Beautiful Decomposition

Seit Maso Yamazaki, der „Gott des Lärms“, sein manisch-eruptives Noiseprojekt Masonna weitgehend ruhen lässt und augenblicklich seine Energie auf das dunkle, man möchte fast sagen: depressive Death Industrial-Projekt Controlled Death fokussiert, sind seit 2018 zahlreiche Tonträger erschienen. Dabei hat man den Eindruck, dass er wechselt zwischen massiven, umfangeichen Veröffentlichungen, wie etwa dem Doppeltape „Black Scorpion Rising“ oder der kürzlich erschienenen Doppel-LP „Ritualistic Mutilation In The Bloody Darkness“ und Weiterlesen

MATT ELLIOTT: Farewell To All We Know

Auf seinem neuen Album widmet sich Matt Elliott ganz dem einen entscheidenden Moment, dem Wendpunkt, an dem das, was man Leben oder Existenz nennt, einen ganz neuen Kurs nimmt, an dem man Abschied nimmt von der Welt, wie man sie kannte, sich der Endlichkeit aller Dinge bewusst wird und zugleich neuen Anfängen entgegen sieht. Ganz gleich, ob man diesen Moment durch eigene Entscheidungen eingeleitet hat, oder ob er doch eher durch Umstände oder Weiterlesen

DANIEL MENCHE: Now We Are A Ghost Ship

Daniel Menche macht seit Jahrzehnten Geräuschmusik und hat auf zahlreichen Labeln wie z.B. Side Effects, Soleimoon, Alien8 oder Important veröffentlicht, hat mit Andrew Liles, John Wiese, KK Null oder Mamiffer gearbeitet und aus verschiedenstem Ausgangsmaterial, so z.B. Geräuschen des Körpers (wie auf „Screaming Caress“), Gamelan Gongs („Marriage of Metals“), dem Surren von Strommasten („From Here To Electricity“) oder Wasserfällen („Kataract“), um nur ein paar Beispiele zu nennen, die sich (fast) beliebig fortsetzen ließen, beeindruckende sowohl lärmende als auch bedrückende Klanglandschaften geschaffen. Weiterlesen

SEA URCHIN: Tahtib

Musik, bei der Sprache im Sinne rezitierter Texte eine wichtige Rolle spielen und bei der die restlichen Soundkomponenten nicht bloß eine unscheinbare Kulisse sein sollen, läuft oft Gefahr, in einem wirren Brei zu enden, denn – ganz ähnlich einem alten Wasserhahn, bei dem es nur noch die Wahl zwischen eiskalt und brennendheiß gibt – verschluckt die Musik den Text schnell, sobald man dieser einen etwas markanteren Eigencharakter geben will. Weiterlesen

MAKOTO KAWABATA / RICHARD PINHAS / MANONGO MUJICA / JUAN LUIS PEREIRA / HIROSHI HIGASHI: Alturas

Der Name des jährlich im peruanischen Lima stattfindenden Festivals Integraciones ist Programm, denn Kurator Luis Alvarado setzt von Beginn an auf ein internationales Line-up, bei dem vermeintlich Heterogenes einen stimmigen Zusammenhang bildet. Programm ist er aber auch insofern, dass hin und wieder Künstler aus unterschiedlichen musikalischen und geografischen Regionen mit einander in Kontakt kommen und so hinter den Kulissen gemeinsame Ideen entstehen. Weiterlesen

TRAPPIST AFTERLAND / GREY MALKIN: The Trappist and the Hare

Irgendwann musste es zu dieser Zusammenarbeit kommen: Der Schotte Grey Malkin und der im australischen Melbourne lebende Adam Cole sind seit langem befreundet und leidenschaftliche Schöpfer dunkler, folkiger Anderswelten, und doch könnten ihre Herangehensweisen, ihre Themenwahl und ihre musikalischen Handschriften kaum unterschiedlicher sein. Weiterlesen

PHURPA: Hymns Of Gyer

Viele denken beim Thema Schamanismus heutzutage wahrscheinlich weniger an Mircea Eliade als an auf Island gedrehte und in Spitzbergen spielende Mysteryserien oder an die zahlreichen/zahllosen Scharlatane, die denjenigen, die auf der Suche nach einem weiteren Mosaikstück für ihre Bricolagespiritualität sind, ihre Dienste anbieten. Weiterlesen

TWO OR THE DRAGON: Prelude to the Triumpant Man

Die drei Stücke, die auf der vorliegenden EP unter dem Titel “Prelude to the Triumpant Man” eingespielt wurden, wirken tatsächlich wie ein Vorspiel, ein erstes Zusammenbrauen von etwas Wuchtigem, das sich im dritten und letzten Teil Bahn bricht und dessen endgültige Gestalt doch eine Leerstelle bleiben muss. Fraglos liegt darin ein zentrales Faszinosum des knapp zwanzigminütigen Minialbums. Weiterlesen

GOLEM MECANIQUE: Nona, Decita et Morta

Unter der Namen Golem Mecanique hat die Französin Karen Jebane in den letzten zehn Jahren eine Reihe von teilweise konzeptionellen Arbeiten veröffentlicht, so z. B. Alben beeinflusst von Dantes Göttlicher Komödie („Chant IV“) oder Pasolini/Euripides („Medea“). Sie selbst spricht auf ihrer Bandcampseite als Bezeichnung für ihre Musik von „Drone Sacred music/ghost /speaking with faded gods /blind spots / Weiterlesen

MY DEAR KILLER: Collectable Items

Wer bei dem Namen My Dear Killer barock angehauchte Klaviermusik oder spannungsgeladenen Artrock mit klagenden Jazzbläsern erwartet, der hat wahrscheinlich Tonino Valeriis Giallo Mio Caro Assassino gesehen und erinnert sich noch gut an den Soundtrack von Ennio Morricone. Sicher hat die abgründige Geschichte, erzählt in ebenso aufwühlenden wie überstylten Bildern, den Sänger und Gitarristen Weiterlesen

JAC BERROCAL / DAVID FENECH / VINCENT EPPLAY: Ice Exposure

Von den drei hier versammelten Musikern muss man wohl vor allem Jac Berrocal niemanden mehr vorstellen. Lesern von Seiten wie unseren ist der aus Südfrankreich stammende Trompeter und Vocalist von seiner Zusammenarbeit mit (und Interpretation durch) Nurse With Wound her bekannt, eventuell auch durch spätere Aufnahmen mit Jaki Liebezeit oder Ghedalia Tazartes. In den beiden Klangkünstlern David Fenech und Vincent Epplay hat der heute 73jährige Berrocal ideale Partner gefunden für seine Weiterlesen

IAN WILLIAM CRAIG: Red Sun Through Smoke

Von all den Künstlern, die in ihren Arbeiten (sich auflösende) Tape(loop)s integrierten, unterschied sich der in Vancouver ansässige Craig immer dadurch, dass der Fokus bei ihm meistens auf den Song gelegt war. „Red Sun Through Smoke“, sein – je nach Zählweise – mitlerweile achtes Album, ist reduziert und um das Klavier zentriert. Weiterlesen

MHYSA: Nevaeh

EJane alias Mhysa ist Teil der Combo Scraaatch und hat auf ihrem zweiten Soloalbum “Nevaeh” eine Version des R’n'B geschaffen, die trotz einer lässigen Lofi-Produktion ein ausgesprochen schönes Sounddesign aufweist – dieses wirkt allerdings beinahe nebensächlich angesichts des wechselvollen Ideenreichtums der einzelnen Tracks, die von pathosgetränkten Clubstampfern über fein- und doppelsinnige Poesie bis zu experimentellen Soundtracks voll heftiger Noisepassagen reicht. Weiterlesen

TASHI WADA WITH YOSHI WADA AND FRIENDS: Nue

Im japanischen Volksglauben ist Nue ein Chimärenwesen, dessen Körper aus Elementen des Affen, des Tigers, der Marderhundes und der Schlange besteht. Es kann seine Gestalt verändern und gilt als Unglücksbote. Zugleich bedeutet das Wort auf französisch „nackt“, und der Soundartist Tashi Wada hatte beides im Sinne, das Verstörende und Widersinnige als auch den von allen überflüssigen Komplexitäten freien, nackten Ausdruck, als er den Titel für sein erstes Album mit seinem Vater Yoshi, einem Veteranen der Fluxus-Bewegung, aussuchte. Weiterlesen

DITTERICH VON EULER-DONNERSPERG / FELIX KUBIN: NNOI#1

In der NNOI Festival-Reihe werden Aufnahmen von Künstlerinnen und Künstlern veröffentlicht, die auf dem gleichnamigen Festival , “für 12,756 Tonmusik, obskure Lehren & Organ der Weltbauchrednerloge”, gespielt haben (u.a. werden noch Asmus Tietchens und Frieder Butzmann folgen). Den Auftakt macht eine Split-Veröffentlichung:  Ditterich von Euler-Donnersperg, Sachwalter des Werkbunds, selbst so titulierter „Knurrhahn“  hat mit den zwischen 1996 und 2014 erschienenen “Pelzwurstliedern”, sogenannten „Reimdichtungen im Geiste Klopstocks mit elektronischem Zuspielband“, originellste, Weiterlesen

FUNERAL SOUVENIR: La Noche del Anhídrido

Beim Anblick des melancholisch dreinblickenden Akkordeonspielers auf dem Cover erwartet man wohl etwas anderes als die dystopischen Lärmwellen, die “La Noche del Anhídrido” mit einem Donnerschlag eröffnen und das Fundament für sperrige, unregelmäßige Rhythmen bilden. Vielleicht wird der eine oder andere beim Albumtitel, der eine gewisse Bizarrheit zumindest andeutet, stutzig, aber was weiß man hierzulande schon über die vielfältige spanische Industrial-Tradition, aus der den meisten Weiterlesen

PIGGY BLACK CROSS: Always Just Out of R.E.A.C.H.

Wem der Name Piggy Black Cross nichts sagt, dem mag eine Hälfte des New Yorker Duos vielleicht trotzdem bekannt sein, denn Toby Driver spielt(e) seit Jahren in recht erfolgreichen Bands wie Kayo Dot, Secret Chiefs 3, Gregor Samsa oder Tartar Lamb, die alle in einem unübersichtlichen Grenzland zwischen Progrock, Metal, experimenteller Elektronik und gewissen Gothic-Elementen zuhause sind – und wahrscheinlich vor allem jene ansprechen, die in Weiterlesen

ZEA / OSCAR JAN HOOGLAND: Summing

Als Oscar Jan Hoogland um die Jahrtausendwende herum anfing, die Amsterdamer Improvszene mir Klavier und elektrifiziertem Klavichord aufzumischen, war Arnold de Boer, der sich solo und gelegentlich auch mit Anhang Zea nennt, dort schon längst eine bekannte Figur, hatte Trompete und Drums weitgehend an den Nagel gehängt, sang und spielte Gitarre in zahlreichen Konstellationen, wenn er nicht gerade Konzerte und Festivals organisierte. Weiterlesen