Manchmal hat es nicht nur Nachteile, wenn man die Texte eines songorientierten Albums aufgrund einer Sprachbarriere nicht oder nur bruchstückhaft versteht. So viel einem dabei auch entgeht, wendet sich die Aufmerksamkeit fast automatisch anderen, z.B soundbezogenen oder kompositorischen Details zu, die sonst vielleicht nur unterschwellig wahrgenommen werden. Dies ist natürlich besonders dann der Fall, wenn der durch die Musik geschaffene Weiterlesen
MONOCUBE: Impasse
Monocube, von Drone Records einmal ganz passend als „ether-drone project “ bezeichnet, nennt die eigene Musik selbst lapidar „Dark Ambient“. Über ihren Beitrag zur „Drone -Mind / Mind-Drone“-Reihe konnte man hier lesen: „Monocube aus der Ukraine setzen auf sphärische, leicht melodische Drones, die weit in der Ferne hallen, an Intensität zu- und abnehmen und zwischenzeitlich einen fast sakralen Charakter bekommen.“ Weiterlesen
TIMBER RATTLE: Ghost or White Pavillon
Die Dinge, die sich auf “Ghost or White Pavillon” ereignen, sind klein und schemenhaft, und allzu leicht könnte man sie überhören und ihre Signifikanz unterschätzen. Dezente rückwärts abgespielte Sounds dringen ganz leicht durch das Fundament einer summenden Dröhnung. Irgendwas rasselt leise im Hintergrund, während sich eine entspannte Tonfolge auf der Gitarre entfaltet. Beim oberflächlichen Hören könnte der Eindruck entstehen, man Weiterlesen
SPITEFUL WOMB: Interior Castle
Nora Egloff hat seit knapp zehn Jahren unter dem Namen Spiteful Womb eine Reihe von Tonträgen veröffentlicht, auf denen eine spannende Mischung aus Power Electronics, Death Industrial und Dark Ambient zu hören war. Kurzzeitig sang sie beim Detour Doom Project angedunkelte jazzige Klänge. Ihre musikalische Sozialisation hatte Egloff im Grindcore, über den sie erst zum Noise gelangte. Über den Projektnamen meinte sie vor einiger Zeit in Weiterlesen
POOR ISA: Dissolution of the Other
In einem weiten Raum erklingen kleine tönende Tupfer, es sind die sanft gezupften Saiten eines Banjo, dessen leicht metallischer Klang nichts an der Andächtigkeit der Tonfolge ändert. Sie bilden Gruppen, scheinen sich zu vermehren, subtile Muster zeichnen sich ab, doch alles bleibt vage und unbestimmt. Auch die leichte Verfremdung, die dem aufmerksamen Ohr nicht entgeht, ändert nichts an der Schönheit dieses Solospiels einer Hand, die auf der Suche ist, die sich selbst überraschen lässt in stoischem Gespanntsein. Weiterlesen
RISARIPA: Mirror
Die japanische Drummerin und Synthie-Virtuosin Risaripa hat vor kurzem ein neues Album im Tapeformat herausgebracht, das den Titel “Mirror” trägt und auf eine kleine Veröffentlichungspause folgt, in welcher die Musikerin wieder verstärkt live, meist im Raum Tokio, aufgetreten ist. Ihre Partizipation in der Live-Besetzung von Grim könnte ihren Namen auch bei deren hierzulande nicht lahmen Fangemeinde etwas bekannter gemacht haben. Weiterlesen
YARA ASMAR: Synth Waltzes and Accordion Laments
Manchmal sind es Zufälle, die zur Beschäftigung mit einem interessanten Thema und letztlich zur Geburt einer Idee führen. Als die in Beirut lebende Künstlerin und Multiinstrumentalistin Yara Asmar vor einigen Monaten zu einer Residenz in den Schwarzwald aufbrach, hatte sie ein Akkordeon, geerbt von ihrer Großmutter, im Gepäck. Wenig wusste sie über die Firma Hohner, die ihre Instrumente genau in Weiterlesen
SAFA: Hometown
Pulsierende Wellen kommen stetig näher, fließen über moosbewachsene Steine, sanft zunächst, aber ein stilles Wabern und Rumoren ist unter der Oberfläche zu hören, und fast meint man, dass auch leichte Kanten zu spüren sind. Mit der Zeit wird es lauter und über die Steigerung des Volumens scheint sich etwas anzuschleichen, das sich beinahe zu einer veritablen Brandung steigert. Schon im Präludium zu Weiterlesen
MAUD THE MOTH / TRAJEDESALIVA: Bordando el Manto Terrestre
Auf “Bordando el Manto Terrestre” vereinigen sich zwei Projekte von der iberischen Halbinsel, auf die ich eher zufällig gestoßen bin – die Initialzündung war der Beitrag der Sängerin und Pianistin Amaya López-Carromero alias Maud the Moth am Debüt der Band Uath um den legendären Grey Malkin. Zusammen mit dem bereits seit 25 Jahren existierenden Duo Trajedesaliva entstand ein eigener musikalischer Kosmos, der folkige, dröhnende, hörspielartige und rezitative Elemente vereint. Weiterlesen
TUNNELS OF ĀH: The Smeared Cloth
In den frühen 80ern gründete Stephen R. Borroughs zusammen mit Justin Broadrick und Dave Cochrane das Trio Hand of David, das einen der noisigsten Grundsteine dessen legte, das später Industrial Metal genannt werden sollte. Im Lauf der Jahre konzentrierte er sich mehr und mehr auf Soloprojekte, und neben Frag war dies seit etwas über zehn Jahren Tunnels of Āh, mit dem er einen Ritualkosmos von fast räudiger Abgründigkeit entstehen ließ. Weiterlesen
RENRET: Nothing Will Endure
„From the bowels of Michigan comes an expanse of pitch-black ambiance punctuated by decisive bursts dark samples and declarative noise.“, verkündet das Label und in der Tat machen der Titel des Tapes in seiner eigentlich banalen Selbstverständlichkeit sowie das Schwarzweiß-Cover deutlich, welche Stimmung den Hörer erwartet. Weiterlesen
NIKOLAS SCHRECK: Destroy, She Said
Ziemlich überraschend taucht gerade wie aus dem Nichts die zwei Stücke umfassende EP “Destroy, She Said” auf, mit der Nikolas Schreck die Zeit zwischen seiner mit “O, A Weird Flower” abgeschlossenen Album-Trilogie und dem im nächsten Jahr erscheinenden Longplayer “Time Machine” füllt. Weiterlesen
FOGROOM: The Browning Vortex
Es ist als erkunde man einen seltsam verwunschenen Ort mit verbundenen Augen. Hinter einer Wand aus Rauschen scheinen sich Schritte abzuzeichnen und hinter den niederdrückenden Soundloops, die bald einsetzen, hantiert etwas, als schlage jemand einen Nagel in eine Wand. Was geschieht hier und wer ist hier zugange? Ist es ein Nebelhorn, dass am anderen Ende der Soundschicht erklingt? Zu der undurchsichtigen Atmosphäre des Weiterlesen
SHE SPREAD SORROW: Orchid Seed
In gewisser Hinsicht hat “Orchid Seed” etwas von einem Nachruf, auch wenn es sich meiner Kenntnis entzieht, ob einige der realen Personen, die Thema dieses Albums sind, noch leben. Es hat etwas vom Nachruf auf eine Familie, deren Mitglieder heute in alle Winde zerstreut sind – repräsentiert durch fünf weibliche Mitglieder und ihre ungewöhnlichen Lebensgeschichten. Weiterlesen
KITCHEN CYNICS / GREY MALKIN: New Ghost in Town 7″
Ob intendiert oder nicht, das am Leben erhalten überlieferter Songs, ihrer Stoffe, Motive und Stimmungen und deren Übertragung in neue Gewänder ist einer der wesentlichen Verdienste folkorientierter Musik. Dabei sollte man vor allem die experimentierfreudigeren Formen hervorheben, da sich ihr Bemühen gemeinhin nicht in Nostalgie erschöpft, sondern der Bewegung und Neuschöpfung Rechnung trägt. Weiterlesen
HACKEDEPICCIOTTO: Keepsakes
Andenken an eine Freundin oder einen Freund, an Menschen, die man nicht mehr oder zumindest für lange Zeit nicht wiedersehen wird, bestehen oft aus Geschenken oder aus Bildern, manchmal auch aus Dingen, die man gemeinsam geschaffen hat und die deshalb die Spuren einer starken Verbindung in sich tragen. Eine seltenere Form des Andenkens ist ein Werk, dass man selbst schafft und das der Weiterlesen
SOLAR HEX: The Squirrel is A Pretty Thing
Streichinstrumente eignen sich in besonderem Maße Drones zu erzeugen und gerade das Cello, die dunkle Cousine der Geige, ist dafür prädestiniert. Kaily M Schenker, die sich selbst als „cellist, harmonium player, singer, and dirt goblin from Appalachia“ bezeichnet und sagt, sie lebe „in a 150 year old brick hut in the middle of a cow field”, hatte 2019 mit „Tired Eyes (Various Improvisations)“ erstmalig von sich als Solokünstlerin aufmerksam gemacht. Weiterlesen
MONOCORPSE: Manifestation
Das niederländische Projekt Monocorpse ist in dem weiten Bereich zuhause, der gerne als Post-Techno klassifiziert wird und in dem man gerne im klanglichen und atmosphärischen Fundus der Industrial Culture (jeder wähle hier die gewünschte Anzahl der Präfixe) wildert. Die EP “The Comfort of Strangers” beschrieb das Label Enfant Terrible seinerzeit als “a sort of doom techno for the freaked-out dance floor” und bescheinigte der Musik das Weiterlesen
Das Vor- und Zurückdriften in der Zeit ist Teil unseres Ansatzes: Ein Interview mit And Also The Trees
Bedenkt man, dass And Also The Trees seit Ende der 70er konstant aktiv sind und sich auch in späteren Jahren nie auf vergangenen Lorbeeren ausgeruht haben, zieht man außerdem in Betracht, dass ihre Musik trotz aller stilistischer Bewegungen und Entwicklungen – vom rabiaten Postpunk der ersten Aufnahmen über die “von Melancholie durchzogene, leicht dunkle Rockmusik” der klassischen Alben bis hin zu Weiterlesen