The Pond, bestehend aus der Vokalistin Elisabetta Lanfredini und dem Elektroakustiker Nicolas Wiese, haben sich auf ihrem Debüt ganz der menschlichen Stimme und ihren zum Teil ungewohnten Möglichkeiten verschrieben – einer Stimme, die mal ganz naturbelassen, meist aber in verschiedenen Graden der Bearbeitung ganz unterschiedliche Gestalten annimmt und immer wieder auf vielfältige Weise mit sich selbst in Dialog tritt. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
IL GRAN DIAVOLATO / ACCHIAPPASHRIPT: Occhi di Pernice
Schon vor geraumer Zeit erblickte diese obskure Feier des Rebhuhnauges, einer roseartigen Weinsorte, fast unbemerkt das Licht der Welt, und zu viel Licht würde der düsterrasanten Soundkollage auch kaum gut tun, die die beiden Duos Il Gran Diavolato und Acchiappashript hier auf die Beine gebracht haben. Il Gran Diavolato ist ein italienisch-französisches Klangkunstduo bestehend aus Gianlorenzo Nardi und Louise Burgers, die auch als Weiterlesen
R.B. RUSSELL: Heaven’s Hill
R.B. Russell und seine Partnerin Rosalie Parker betreiben einen der wichtigsten Verlage für (im weitesten Sinne) unheimliche Literatur. Tartarus Press hat sich nicht nur verdient gemacht, das Vermächtnis Arthur Machens zu wahren oder (teils vergessene) Klassiker wiederzuveröffentlichen, sondern man ist auch immer wieder auf der Suche nach neuen Autoren. Dabei fällt auf, dass der Verlag auf gewisse Weise im wahrsten Wortsinne Avantgarde ist, wiederveröffentlichte man doch schon Robert Aickman und seine Weiterlesen
GIANNI GIUBLENA ROSACROCE: Tropico del Pianto
Hinter dem Nom de guerre Gianni Giublena Rosacroce verbirgt sich der Turiner Multiinstrumentalist Stefano Isaia, der hierzulande wahrscheinlich am ehesten noch als Klarinettist der orientalisierenden Psychedelic Rocker La Piramide di Sangue, vielleicht auch als Mitglied der Movie Star Junkies in Erinnerung geblieben ist. Isaia spielt aber neben seinen zahlreichen Bands seit mindestens einem Jahrzehnt solo und hat unter Weiterlesen
OV PAIN: The Churning Blue of Noon
Wenn die Neuseeländer Ov Pain gleich zu Beginn von “The Churning Blue of Noon” eine hypnotisierende Stimmung heraufbeschwören, dann ist diese, trotz der sanften Dröhnung und der verspielten Glöckchen, weniger von einer einschläfernden, sondern von elektrisierender Art. Deutlich spürt man eine versteckte Unruhe und Spannung in dem auf den ersten Eindruck so einlullenden Klangteppich, ein Gefühl Weiterlesen
KUUNATIC: Gates of Klüna
Kuurandia, so will es die Saga, ist ein Planet irgendwo in einer versteckten Ecke des Universums, und er hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Band Kuunatic (von der böse Zungen immer wieder behaupten, sie seien ein Trio aus Tokio bestehend aus Fumie C. Kikuchi, Shoko Yoshida und Yuko Araki) schickten sich vor einigen Jahren an, uns den epischen Stoff des von kargen Landschaften geprägten Ortes und seiner Weiterlesen
SIMON BALESTRAZZI / NICOLA QUIRICONI: Licheni
Vielleicht haben Simon Balestrazzi und Nicola Quirincioni ihr erstes Duett deshalb nach dem Lichen bzw. der Flechte benannt, weil in ihrer Musik die unterschiedlichsten Komponenten wie in einem riesigen Netz immer wieder mit einander verknüpft sind: Mechanisches und subtile Elektronik, dezente Dröhnung aus verschidenen Quellen, die menschliche Stimme in “unmusikalischen” Äußerungen und einiges mehr dockt immer wieder in unregelmäßigen Abständen aneinander an, geht auseinander hervor, bildet immer wieder andere Knoten. Weiterlesen
BEN OSBORN: The Fire EP
Ben Osborn, der in Berlin lebende Sänger, Dichter und Virtuose an mehreren Instrumenten, ist bei weitem nicht der einzige Musiker, um den es seit Beginn der Pandemie etwas ruhiger geworden ist. Nun ist er zurück mit einer furiosen kleinen EP, die – ihrem Titel entsprechend, möchte man sagen – vor Leidenschaft fast zu zerbersten droht. Weiterlesen
JOURNEY OF TARO: Gamelan Sketches
Was Adrien Naber, der sein Projekt Journey of Taro nennt, auf seiner LP “Gamelan Sketches” herausbringt, ist ein vielschichtiges musikalisches Palimpsest, dem nicht nur alte Traditionen, sondern auch die Mitwirkung zahlreicher Personen zugrunde liegt. Naber reiste in der Vergangenheit mehrfach nach Indonesien, um auf verschiedenen Inseln die lokalen Ausprägungen der Gamelan-Musik zu erforschen und aufzunehmen. Weiterlesen
HAIOKA: Aru
In den Ausführungen des Labels heißt es, Shintaro Haioka, Tokioter Producer und Soundtrack-Komponist mit einer Schwäche für sauberpolierte Klangwelten und singende künstliche Intelligenzen, sei auf seinem neuen Longplayer “Aru” auf der Suche nach einem Ausdruck von Optimismus als Überwindung von Dunkelheit und Einsamkeit. Obwohl die Platte schwermütiger beginnt als sie endet, würde ich ihr aber einen durchgehend positiven Grundtenor bescheinigen. Weiterlesen
HASSAN WARGUI: Tiddukla
Wahrscheinlich sind in unseren Breiten nur wenigen mit der Sprache namens Taschelhit vertraut, die im bergigen Süden Marokkos verbreitet ist. Sie ist eine überlieferte Sprache verschiedener Ethnien, die unter dem Begriff Amazigh gefasst werden, obwohl die heute weitgehen abgelehnte Fremdbezeichnung Berber, die vermutlich vom griechischen bárbaros abstammt, immer noch bekannter ist. In den Weiterlesen
XERXES THE DARK: Soundtrack to the Blind Owl
Morego Dimmer, der sich wohl in Anlehnung an einen achämenidischen Großkönig Xerxes the Dark nennt, ist ein vielseitiger Repräsentant dunkler Ambientkünste, die je nach Projekt und Tagesform eine atmosphärisch gleitende, eine infernalisch lärmende oder auch eine urig dröhnende Gestalt annehmen können. Inspiration bietet ihm neben den desolaten Seiten und Kehrseiten seiner Heimatstadt Teheran die Innenschau, auch die, die er in fiktionalen Erzählungen findet. Weiterlesen
THE BLACK SWAN TRIAD: Symbiosis
Unter dem Titel “Symbiosis” zelebrieren die vor einigen Monaten gegründeten The Black Swan Triad eine furiose Feier der Elemente und der Sinnlichkeit. Zu den Eckdaten: The Black Swan Triad sind ein Quartett bestehend aus Grey Malkin, Peter “Ashtoreth” Verwimp und den Norwegern Menalaeh und Vinlandsraud, die in der Diskografie der beiden anderen bereits auftauchten und schon etwas länger ihre eigenen, hierzulande noch als Weiterlesen
MARGENROT: Obkhod
Elektronische Musik, die clubtaugliche Eleganz mit einer urwüchsigen Archaik verbindet, welche sich nicht nur rein abstrakt in jedem hypnotischen Rhythmus finden ließe, gibt es viel zu selten – nicht weil kein Publikum dafür existierte, sondern weil viele Musiker zu sehr den Beschränkungen einzelner Subkulturen verhaftet sind. Taucht man etwas tiefer in die Materie, findet man natürlich immer wieder zum Teil obskure Ausnahmen, und neben Weiterlesen
EVEREST MAGMA: Nuova Abduzione
Wer die elektronische Avantgarde und kosmische Klänge mag und bei all dem mit einem leichten und wenn es sein muss auch etwas stärkeren technoiden Einschlag klar kommt, der hatte in den letzten zehn Jahren bei Everest Magma, der Projekt des ehemaligen Weird Folkers Rella The Woodcutter (von den Turinern How Much Wood Would A Woodchuck Chuck If A Woodchuck Could Chuck Wood) eine gute Adresse. Mit Weiterlesen
SCALD HYMN: Lilac Drain
Eric Brown, der Mann hinter Scald Hymn, hat in der Vergangenheit depressive Power Electronics als Wish For Skin veröffentlicht oder als Streiber Ambient gespielt, dem man allerdings nicht gerade das Attribut Dark verleihen konnte. Als Scald Hymn macht er Musik, die auf früheren Veröffentlichungen extrem krachig war, auf jüngeren Tonträgern, werden allerdings Streicherklänge mit Harsh Noise-Eruptionen verknüpft, was in etwa so klingt, als hätten sich Daniel Menche und Richard Ramirez getroffen, um ein Stück von Wolfmangler zu covern. Weiterlesen
RDEČA RAKETA: …and cannot reach the silence
Das aus Maja Osojnik und Matija Schellander bestehende Wiener Duo Rdeča Raketa – dt. Rote Rakete – bringt ein neues Album mit dem Titel “…and cannot reach the silence” heraus. Mit zahlreichen Einflüssen von Industrial bis HipHop im Gepäck gehen die beiden in den gesungenen und rezitierten Texten Osojniks der Frage nach den zahlreichen Irrwegen der Kommunikation in Zeiten medialer Überangebote nach. Weiterlesen
IAN ARKLEY: One
Spielt man die entrückten Klänge einer mollastig geschrammelten Mandoline hart und energisch, entsteht schnell etwas Dramatisches. Das scheint Ian Arkley gemerkt zu haben, als er bei “Morphic Resonnance”, dem so instrumentierten Opener seines Debüts “one”, monumentale Pauken hinzufügte. Wer nach den ersten vier Minuten nicht wach ist, der ist zu phegmatisch für das mystische Charisma dieses merkwürdigen Genrehybriden. Weiterlesen
MARIE TAKAHASHI / CEDRIK FERMONT: Vers le fourré...
Wäre das Album “Vers le Fourre” von Marie Takahashi und Cedrik Fermont ein wortkarger Film, dann könnte er in einem mit Gestrüpp und Gräsern überwucherten Gelände beginnen. Eine subjektive Kamera, das Auge einer unbekannten Person, schleicht vorsichtig durch die langen Halme, und während man noch den spröden Grasgeruch wahrzunehmen meint, kristallisiert sich aus den ebenso spröden Summen Weiterlesen