Es war schon öfter auf diesen Seiten Thema, dass in einer Zeit hypertropher Hybridisierung manche Genres besser als andere zusammenpassen. Bei „extremeren“ (wie vage und subjektiv dieses Attribut auch immer sein mag, Gewaltmusikexperte Dr. Klaus Miehling hat da sicher eine andere Einschätzung als wir) Spielarten geht Industrial oft gerne mit Black Metal zusammen. Man denke an die Drumcomputer bei Anaal Nathrark, die Black Metal-Interludien auf MZ 412s „Burning The Temple of God” oder aber an Sutekh Hexen, um nur ein paar zufällig gewählte Beispiele aus den letzten Jahrzehntehn zu nennen. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
NICOLAS GAUNIN: Noa Noa Noa
Sollte irgendjemand, dessen Herz für alte Mondo- und Kannibalen-Schinken schlägt und der in seiner Lieblings-Tikibar gerne zu einem Mai Tai von imaginären Südsee-Abenteuern träumt, behaupten, ohne Nicolas Gaunins LP “Noa Noa Noa” auszukommen, dann gäbe es dafür allenfalls eine Rechtfertigung – dass er schon im Besitz des Debüttapes “Noa Noa” und der digital veröffentlichten EP “Danse de l’Oiseau” ist, die vor zwei Jahren Jahr über Artetetra das Licht der Welt erblickt hatten. Weiterlesen
SUNROOF: Electronic Music Improvisations Vol. 1
Es gibt wenige Aussagen, die weiter vom Hyperbolischen entfernt sind, als der Hinweis auf die unglaubliche Wichtigkeit von Daniel Millers Label Mute für die (nicht nur) elektronische Musik der letzten Jahrzehnte. Miller löste (scheinbare) Widersprüche auf, veröffentlichte z.B. Non+Smegmas 7” neben seiner Faketeeniepopband Silikon Teens, setzte „Music For The Masses“ neben Laibachs “Opus Dei”, um nur ein paar wenige Beispiele aus dem ersten Jahrzehnt der Labelgeschichte zu nennen. Weiterlesen
CASIA: Feuer Wasser Sturm
Vielleicht trägt der Titel “Feuer Wasser Sturm” seinen Teil dazu bei, dass die Musik Casias so starke sinnliche und emotionale Assoziationen weckt. Man denkt an Elemente im physikalischen und im metaphorischen Sinne, an Elemente in tosendem Aufruhr, aber auch an die Ruhe vor und nach dem Sturm. Weiterlesen
KITCHEN CYNICS / GREY MALKIN: s/t 7″
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate haben sich die beiden schottischen Musiker Alan Davidson alias Kitchen Cynics und Grey Malkin, früher bekannt mit dem Projekt The Hare And The Moon, zusammengetan und – bewaffnet mit Mikro, verschiedenen Blas- und Saiteninstrumenten und einigem mehr – zwei geisterhafte Erzählungen in dunkle, leicht verhuschte Folksongs gepackt. Weiterlesen
V.A.: Time Ends – A Tribute to J.G. Ballard’s Tetralogy Of Transformation
In den frühen Sechzigern schrieb der englische Autor J. G. Ballard eine Reihe an Romanen, in denen es um unerwartete Naturereignisse geht und um ihre “katastrophalen” Folgen für den Planeten Erde und die menschlichen Zivilisationen. Stürme, Hitze und Trockenheit, eine durch Erderwärmung ausgelöste Flut und eine plötzliche Verwandlung organischer Materie in kristalline Strukturen – all diese Ereignisse, die nur Weiterlesen
GAZELLE TWIN / NYX: Deep England
Elizabeth Bernholz ließ vor einigen Jahren auf dem Cover ihres Debüts „The Entire City“ eine Ballard’sche Welt entstehen, auf der die Pflanzen die Herrschaft über die Zivilisation übernommen hatten, auf dem Nachfolger „Unflesh“ sah man sie mit Baconartigen Gesichtsverzerrungen. Kürzlich erschien „Deep England“, ihre Reimagination und Reinterpretation – ,,an electro-choral expansion“, wie es in den Linernotes heißt – ihres Albums „Pastoral“, das zusammen mit dem NYX Electronic Drone Choir urspünglich für einen Livekontext konzipiert wurde (Bilder der Aufführung sind im Innern des Albums zu finden). Weiterlesen
AYUUNE SULE: Putoo Katare Yire
In gerade mal drei Jahren hat sich der ghanaische Sänger und Kologospieler Ayuune Sule vom Newcomer und Support-Act für King Ayisoba zum international angesehenen Solokünstler gewandelt, unter seinen Fans gilt er als einer der zugänglichsten und poppigsten Vertreter des Genres, das nach seinem Hauptinstrument – eben das an eine Frühform des Banjos erinnernde Kologo – benannt ist. Weiterlesen
156: An Accidental Exorcism
Hinter dem unscheinbaren, aber garantiert irgendwie bedeutungsschwangeren Namen 156 verbirgt sich der amerikanische Musiker Adel Souto, der vor allem im Kunstbereich als Fotograf und Publizist bekannt ist, u.a. mit seinem Band The Hidden City, das in dreihundert Fotos die esoterische und manchmal unheimliche Seite von New York City abbildet. Weiterlesen
PHILIPPE PETIT: Descent into the Maelstrom
“A Descent Into the Maelstrom” ist eine der wenigen Kurzgeschichten Poes mit so etwas wie einem “guten Ausgang” und zugleich ein gelungenes Beispiel für den subtilen Umgang mit unzuverlässigem Erzählen. In der Rahmenhandlung hört ein nicht näher charakterisierter Erzähler die Geschichte eines norwegischen Seefahrers, der mit seinem Schiff vor den Lofoten zunächst an einer Klippe festhing, dann aber von einem Wasserstrudel fortgerissen wurde. Intuition und Weiterlesen
V.A.: All My Sins Remembered II The Sonic Worlds Of John Murphy
Der vor einigen Jahren verstorbene John Murphy schien oft omnipräsent, man sprach von einem „Urgestein“ des Industrials, einer „Ausnahmefigur“ und es dürfte schwer sein, all die Projekte, an denen er in irgendeiner Form beteiligt war, komplett zu überblicken. 2016 erschien auf The Epicurean der erste Teil einer (mehr als) Hommage an Murphy und sein (Lebens-)Werk: Weiterlesen
SIAVASH AMINI: A Trail Of Laughters
Bei einem Album voll derart düsterer Ambient-Soundcapes wie Siavash Aminis „A Trail Of Laughters“ liegt es nahe, sich das im Titel vorkommende Lachen als fieses, bedrohliches Gelächter vorzustellen. Oder als ein erloschenes Lachen, das nur noch eine dünne Spur in einem dunklen Raum hinterlässt, eine Spur, die ins Leere weist. Weiterlesen
LLOVESPELL: That Summer There Was No Honey
Obwohl viele es versuchen, gelingt es nur wenigen, das oft so widersprüchliche Emotionsgemisch, das im New Wave der frühen 80er perfektioniert wurde, zu neuem Leben zu erwecken: eine hypnotisierende Monotonie, die resigniert und aufwühlend zugleich sein kann, eine Mixtur aus Klängen, Stimme und Worten, die oberflächlich betrachtet reduziert und kühl wirkt, bei genauerem Hinhören aber eine große Feinfühligkeit offenbart. Weiterlesen
FOVEA HEX: The Salt Garden (Landscaped)
Clodagh Simonds’ Projekt Fovea Hex ist auf diesen Seiten immer wieder Thema gewesen. Bei der Besprechung ihres Albums „Home Is Where We Used To Sing“ hieß es hier: „Clodagh Simonds, in den 60ern Vokalistin bei Mellow Candle und später kurzzeitig Gastsängerin bei u.a. Thin Lizzy und Mike Oldfield, spielte mit Hilfe einer Reihe von Musikern [...], deren größter gemeinsamer Nenner die Lust am Experiment, am (Durch-)Brechen von Konventionen war Weiterlesen
LEVEN SIGNS: Hemp Is Here
In einer weniger von erratischen Zufällen und Wendungen geprägten Welt wären die Engländer Leven Sings vielleicht eine der wichtigsten Bands des späten 20. Jahrhunderts geworden. Doch Pete Karkut und Maggie Turner waren ebenso getriebene wie umtriebige Geister, und so wehte der Wind der Zeit die beiden ebenso schnell wieder in unterschiedliche Richtungen, wie er sie zufällig Anfang der 80er in London zusammenbrachte. In den wenigen Weiterlesen
GOVERNMENT ALPHA: Drizzy Equinox
Mit dem Tape “Drizzy Equinox” erschien vor wenigen Monaten kein neues Material des japanischen Noise-Veteranen Government Alpha, denn die drei Tracks entstanden bereits im Jahr 2007, als das amerikanische Abhorrent A.D.-Label gerade neu gegründet wurde. Aus mir nicht bekannten Gründen stellte das Haus jedoch kurz darauf seine Aktivitäten wieder ein bis zur Neugründung knapp zehn Jahre später. Dass die Weiterlesen
XAVIER CHARLES / BERTRAND GAUGUET: Spectre
Die beiden Improvisationsmusiker Xavier Charles und Bertrant Gauguet haben ihre Instrumente – Klarinette und Altsaxophon – seit jeher gerne in die unterschiedlichsten Kontexte gepflanzt, um ihren spezifischen Klängen ungewöhnliche Kontraste abzutrotzen. Dabei richtete sich ihr Interesse immer wieder auf die untypischen, mit unerfahrenen Ohren nur schwer verortbaren Äußerungen des jeweiligen Instruments. Vielleicht kann man in Weiterlesen
V.A.: …The Wild World Itself Is Holy
Flesh Prison ist ein noch junges, selbstorganisiertes Label, das nach einem Umzug aus LA nun in Kanada ansässig ist. Minimal Synth und rezitative Spoken Words-Arbeiten gehören ebenso zu ihren Markenzeichen wie ein Hang zu Occulture und einer anarchischen Queerness fernab gängiger Klischees. All dies ist in seiner Ernsthaftigkeit weit entfernt von nerdigen Hipsterflausen und könnte aufgrund seiner offenen Art doch an vielen Stellen andocken. Weiterlesen
TROUM: Vorbei der Tod
Es mag vielleicht banal und offensichtlich klingen, da es schon im Namen des Duos steckt, aber Troum haben sich im Laufe der inzwischen doch recht langen Karriere immer wieder auf Träume bezogen und ihre Arbeiten davon inspirieren lassen, so etwa vor vielen Jahren auf ihrer fantastischen „Tjukurpa“-Trilogie, die auf die Traumzeit der Aborigines verwies. Weiterlesen