SUNROOF: Electronic Music Improvisations Vol. 1

Es gibt wenige Aussagen, die weiter vom Hyperbolischen entfernt sind, als der Hinweis auf die unglaubliche Wichtigkeit von Daniel Millers Label Mute für die (nicht nur) elektronische Musik der letzten Jahrzehnte. Miller löste (scheinbare) Widersprüche auf, veröffentlichte z.B. Non+Smegmas 7” neben seiner Faketeeniepopband Silikon Teens, setzte „Music For The Masses“ neben Laibachs “Opus Dei”, um nur ein paar wenige Beispiele aus dem ersten Jahrzehnt der Labelgeschichte zu nennen. Weiterlesen

GAZELLE TWIN / NYX: Deep England

Elizabeth Bernholz ließ vor einigen Jahren auf dem Cover ihres Debüts „The Entire City“ eine Ballard’sche Welt entstehen, auf der die Pflanzen die Herrschaft über die Zivilisation übernommen hatten, auf dem Nachfolger „Unflesh“ sah man sie mit Baconartigen Gesichtsverzerrungen. Kürzlich erschien „Deep England“, ihre Reimagination und Reinterpretation – ,,an electro-choral expansion“, wie es in den Linernotes heißt – ihres Albums „Pastoral“, das zusammen mit dem NYX Electronic Drone Choir urspünglich für einen Livekontext konzipiert wurde (Bilder der Aufführung sind im Innern des Albums zu finden). Weiterlesen

V.A.: All My Sins Remembered II The Sonic Worlds Of John Murphy

Der vor einigen Jahren verstorbene John Murphy schien oft omnipräsent, man sprach von einem „Urgestein“ des Industrials, einer „Ausnahmefigur“ und es dürfte schwer sein, all die Projekte, an denen er in irgendeiner Form beteiligt war, komplett zu überblicken. 2016 erschien auf The Epicurean der erste Teil einer (mehr als) Hommage an Murphy und sein (Lebens-)Werk: Weiterlesen

FOVEA HEX: The Salt Garden (Landscaped)

Clodagh Simonds’ Projekt Fovea Hex ist auf diesen Seiten immer wieder Thema gewesen. Bei der Besprechung ihres Albums „Home Is Where We Used To Sing“ hieß es hier: „Clodagh Simonds, in den 60ern Vokalistin bei Mellow Candle und später kurzzeitig Gastsängerin bei u.a. Thin Lizzy und Mike Oldfield, spielte mit Hilfe einer Reihe von Musikern [...], deren größter gemeinsamer Nenner die Lust am Experiment, am (Durch-)Brechen von Konventionen war Weiterlesen

NEKPΩN IAXEΣ: Projekt von Andrew Liles und Sakis Tolis

Anfang Mai wird das Debütminialbum „The Oracles“ des aus Andrew Liles und Rotting Christ-Sänger Sakis Tolis bestehenden Projekts NEKPΩN IAXEΣ veröffentlicht. Die beiden werden dabei unterstützt von Melon Liles und Michael J. York, der auf dieser Veröffentlichung am Dudelsck zu hören ist und der u.a. schon Blasinstrumente bei und für Coil, Current 93, Cyclobe und Teleplasmiste gespielt hat.

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TROUM: Vorbei der Tod

Es mag vielleicht banal und offensichtlich klingen, da es schon im Namen des Duos steckt, aber Troum haben sich im Laufe der inzwischen doch recht langen Karriere immer wieder auf Träume bezogen und ihre Arbeiten davon inspirieren lassen, so etwa vor vielen Jahren auf ihrer fantastischen „Tjukurpa“-Trilogie, die auf die Traumzeit der Aborigines verwies. Weiterlesen

DAVID TIBET: Ferelith / Fontelautus

Als in der Prä-Coronazeit, die sich inzwischen Äonen entfernt anfühlt, David Tibet zwei (von insgesamt fünf) Soloalben ankündigte, da war man schon etwas erstaunt, denn zum einen ist jedes Projekt, an dem Tibet beteiligt ist, durch seinen Vortrag, seine Texte und Konzepte enorm stark von ihm geprägt, zum anderen benötigte er von Anfang an immer (musikalische) Partner, um seine Visionen klanglich umzusetzen. Weiterlesen

Unterstützung für Timothy Renner (Stone Breath, Strange Familiars)

In einem Interview hatte Timothy Renner vor etlichen Jahren seine Erkrankung an Multipler Sklerose öffentlich gemacht. Im Moment scheint es, als sei er gesundheitlich sehr angeschlagen. Das künstlerische Wirken Renners ist in den vergangenen Jahren auf diesen Seiten immer wieder beleuchtet worden. Seit Mitte der 90er hat er in unzähligen Inkarnationen (Timothy, Timothy Revelator, timeMOTHeye) und Formationen (Mourning Cloak, Stone Breath, Breathe Stone, The Spectral Light and Moonshine Firefly Snakeoil Jamboree, Black Happy Days, Moth Masque, Crow Tongue, Forest Beggars, Albatwitch, Wildnisgeist) Musik (ein)gespielt, die (auch immer) seine spirituelle Entwicklung und seine persönlichen Obsessionen widerspiegelte.

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GOLEM MECANIQUE: Luciferis

Es gibt wohl wenig einflussreichere Werke der europäischen Geistes- und Literaturgeschichte als die Divina Commedia des Dante Alighieri. Zahlreich bis zahllos sind die Künstler, die sich auf den Text und die über die im Lauf der Jahrhunderte entstandenen Illustrationen anderer Künstler beziehen: Berühmt sind die Bilder des von Peter Ackroyd so titulierten „Cockney visionary“ William Blake, noch omnipräsenter sind Gustave Dorés Illustrationen (von denen eine auch das Cover des neuen Albums von Golem Mecanique ziert), Weiterlesen

FLETCHER TUCKER: Unlit Trail

Der kalifornische Küstenstreifen Big Sur ist seit Jahrzehnten eine Region, die immer wieder Künstler inspiriert und angezogen hat: In Carmel baute Robinson Jeffers mit eigenen Händen sein Tor House mit dem Hawk Tower; verewigt wurde Big Sur in Werken von Henry Miller oder Jack Kerouac. Fletcher Tucker, der als Bird By Snow eine Reihe von Alben veröffentlicht hatte, brachte 2017 unter eigenen Namen  auf seinem Label Gnome Life mit “Cold Spring” ein stark von der Region geprägtes Album heraus, über das er schrieb, er suche nach „place-based intimacy“. Weiterlesen

HIMUKALT: Between My Teeth

„Between My Teeth“ ist eine Widerveröffentlichung des ursprünglich 2018 auf Tape veröffentlicten Albums der in Las Vegas lebenden Ester Kärkkäinen, die in den letzten Jahren als Himukalt auf zahlreichen Labels veröffentlicht hat. Es gibt vielleicht kaum einen größeren Kontrast als die sofort im Bewusstsein auftauchende grelle Reklame der artifiziellen Casinostadt in der Wüste und den semipornographischen Scharz-Weiß-Bildern, die die Veröffentlichungen des Einfrauprojekts zieren. Weiterlesen

LONESAW: Lay In The Salt Of The Soil

Sosehr man vielleicht davon angetan ist, dass in den letzten Jahren dunkle Musik auch in den (vermeintlich) hippen Zirkeln angesagt ist, nachdem viele Ausprägungen in den 90ern ein Schattendasein führten und primär in der Gothickultur rezipiert wurden, so ermüdend ist es manchmal, die hundertste als „Post Punk” apostrophierte Band zu hören, deren Stücke wie zweit- bis drittklassige Outtakes von einem „Zwischenfall“-Sampler klingen.  Weiterlesen

MAURIZIO BIANCHI: Armaghedon

Maurizio Bianchis 1981 auf Nigel Ayers’ Label Sterile Records veröffentlichtes Album „Symphony for a Genocide“ ist noch immer ein Kulminations- wie Ausgangspunkt finsterer dystopischer Musik, deren Einfluss von Atrax Morgue bis Controlled Death reicht. Im Kata 11-Magazin von William Bennetts Come Organisation hieß es damals zutreffend: „low key depression pieces […] All types of death go well with this ultimate funeral – Maurizio is ready to unload his death cargo“. Weiterlesen

Mutator: Unveröffentlichtes Alan Vega-Album auf Sacred Bones

Obwohl im Laufe von mehreren Jahrzehnten lediglich fünf Studioalben veröffentlicht wurden, ist Suicide, das aus Alan Vega und Martin Rev bestehende Duo, sicher eine der wichtigsten Bands der Popgeschichte, deren Einfluss von Soft Cell über The Sisters Of Mercy bis zu Bruce Springsteen und M.I.A. reicht. Ihr 1977 erschienenes Debüt ist noch immer ein absolutes Referenzwerk für viele Formen elektronischer Musik und das darauf enthaltene „Frankie Teardrop“ eines der Stücke, das man nach einmaligem Hören kaum wieder vergisst (und ohne das Springsteens „State Trooper“  sicher anders ausgefallen wäre).

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THE BODY: I’ve Seen All I Need To See

Das aus Lee Buford and Chip King bestehende Duo hat in den vergangenen 20 Jahren auf einer ganzen Reihe von eigenständigen Alben und zahlreichen Kollaborationen (u.a. mit Uniform, Thou oder Krieg) und Seitenprojekten (z.B. Sightless Pit mit Lingua Ignota) eine massive, wuchtige Musik mit Doom- und Sludgeeinflüssen gespielt, aber auch von Anfang an immer verschiedenste Instrumente in das Klangbild integriert. Weiterlesen

NONCONNAH: Songs For And About Ghosts

Die aus dem Projekt Lost Trail hervorgegangenen sehr produktiven Nonconnah – ein Duo, bestehend aus Zach und Denny Corsa –,  die in einem Interview, das wir mit ihnen führten, sagten, „There’s always been hints of apocalypse in our work“, sich selbst als „Mid-South doomy dronegaze collective“ bezeichnen, das „dronegaze in the time of dystopia “ spielt, präsentieren auf ihrem dritten regulären Album vier lange, aus verschiedenen Teilen bestehende Tracks, die so klingen, als hätten ein paar schemenhafte Gestalten ein altes, nicht mehr ganz funktionstüchtiges Grammophon in einem Schneesturm aufgestellt. Weiterlesen

JETZMANN: Use The Air

Die zwölf Stücke des Hamburger Musikers Horst Peterson (der u.a. bei Die Erde gespielt hat), die auf „Use The Air“ enthalten sind, entstanden über einen Zeitraum von 15 Jahren und waren urspünglich für Bühnenarbeiten konzipiert worden, für Choreographien, wobei darauf hingewiesen wird, dass es sich dabei nicht um „Tanzmusik“ im engeren Sinne gehandelt habe. Die Musik entstand manchmal durch die Integration von Feldaufnahmen (des Theaters etc.), Weiterlesen

MARTIN GORE: The Third Chimpanzee

Martin Gore, immerhin seit Jahrzehnten Hauptsongschreiber einer der erfolgreichsten Popbands überhaupt, hat auf eine sehr sympathische und unspektakuläre Weise über all die Jahre immer mal wieder sporadisch Arbeiten abseits von Depeche Mode veröffentlicht. 1989 debütierte er mit der „Counterfeit EP“, auf der er u.a. Stücke der Sparks und von Tuxedomoon coverte, ein Vollzeitnachfolger erschien erst 14 Jahre später (dort wurde u.a. Nick Cave und Hank Williams Tribut gezollt) und  es gab eine kurze Tour anlässlich der Veröffentlichung. Weiterlesen