V.A.: El Hombre es el Animal

Man is the Animal – so heißt es am prägnanten Versende eines der beliebtesten und meistgecoverten Coil-Songs, nämlich “Fire of the Mind”, das 2005 auf “The Ape of Naples” das Licht der Welt erblickte. Coils Texte waren trotz einer deutlichen Hermetik stets auch von einer fast sloganhaften Klarheit, viele Stücke, auch besonders das an Anspielungen reiche “Fire of the Mind”, enthielten ganze Reihungen an Wendungen, die Stoff für Bandnamen oder Titel aller Art hergeben würden. Manche mögen Weiterlesen

SORRY FOR LAUGHING: See It Alone

Es gibt nicht viele Veröffentlichungen von Sorry For Laughing, und doch muss man an die vierzig Jahre in die Vergangenheit reisen, um zu den Ursprüngen des Projektes um den Amerikaner Gordon H. Whitlow vorzudringen. Dieser war in den frühen 80ern Mitglied bei dem multimedialen Avantgarde-Kollektiv Mnemonist Orchestra, das auch unter dem Namen Biota schwindelerregende surreale Soundscapes kreierte. Die Musik dieser Projekte Weiterlesen

ITCHING: Gyre

Der aus Nottingham stammende Henry Davies hat bisher bei einer Reihe Bands unterschiedlicher Genres gespielt, u.a. als Drummer bei der Sludgeband Moloch oder bei Bloody Head, die laut Selbstauskunft „broken brain blues “ spielen. Relevanter für die Betrachtung seines neuen Projekts Itching sind aber die zahleichen Veröffentlichungen, die er unter dem Namen Nacht und Nebel gemacht hat, fokussierte sich und basierte seine Geräuschmusik doch allein auf einem musikalischem Ausgangsmaterial – dem Cello. Nacht und Nebel traten u.a. mit Father Murphy auf, inzwischen ist das Projekt aber eingestellt. Weiterlesen

SIGILLUM S / MACELLERIA MOBILE DI MEZZANOTTE: Blues and Doped Flowers from Twenty Three Years After Eschaton

Wie eine wuchtige Maschine, die mit quietschendem und ratterndem Getöse große Rollen über metallene Objekte walzen lässt, startet dieses Album, das nicht nur aufgrund seines Titels die Assoziation zu einer obskuren apokalyptischen Dystopie voll organischen Horrors nach Art von David Cronenberg nahelegt. Durch die zwei ausladenden Soundscapes, die die beiden italienischen Combos zusammen Weiterlesen

PRAYER ROPE: Sainte-Edwige

Die Noisemusikerin und Kulturwissenschaftlerin Lexi C.M.K Turner hat mit ihrem Projekt Prayer Rope eine an prasselnden Dostortions, schrillem Feedback und anderen Obertönen reiche Hommage an die Schauspielerin Edwige Fenech (* 1942) herausgebracht – als Hommage bzw. Femmage kann man die EP jedenfalls schon aufgrund des erfürchtigen Titels “Sainte-Edwige” betrachten. Weiterlesen

PORTAL: Hagbulbia

Es war schon öfter auf diesen Seiten Thema, dass in einer Zeit hypertropher Hybridisierung manche Genres besser als andere zusammenpassen. Bei „extremeren“ (wie vage und subjektiv dieses Attribut auch immer sein mag, Gewaltmusikexperte Dr. Klaus Miehling hat da sicher eine andere Einschätzung als wir) Spielarten geht Industrial oft gerne mit Black Metal zusammen. Man denke an die Drumcomputer bei Anaal Nathrark, die Black Metal-Interludien auf MZ 412s „Burning The Temple of God” oder aber an Sutekh Hexen, um nur ein paar zufällig gewählte Beispiele aus den letzten Jahrzehntehn zu nennen. Weiterlesen

NICOLAS GAUNIN: Noa Noa Noa

Sollte irgendjemand, dessen Herz für alte Mondo- und Kannibalen-Schinken schlägt und der in seiner Lieblings-Tikibar gerne zu einem Mai Tai von imaginären Südsee-Abenteuern träumt, behaupten, ohne Nicolas Gaunins LP “Noa Noa Noa” auszukommen, dann gäbe es dafür allenfalls eine Rechtfertigung – dass er schon im Besitz des Debüttapes “Noa Noa” und der digital veröffentlichten EP “Danse de l’Oiseau” ist, die vor zwei Jahren Jahr über Artetetra das Licht der Welt erblickt hatten. Weiterlesen

SUNROOF: Electronic Music Improvisations Vol. 1

Es gibt wenige Aussagen, die weiter vom Hyperbolischen entfernt sind, als der Hinweis auf die unglaubliche Wichtigkeit von Daniel Millers Label Mute für die (nicht nur) elektronische Musik der letzten Jahrzehnte. Miller löste (scheinbare) Widersprüche auf, veröffentlichte z.B. Non+Smegmas 7” neben seiner Faketeeniepopband Silikon Teens, setzte „Music For The Masses“ neben Laibachs “Opus Dei”, um nur ein paar wenige Beispiele aus dem ersten Jahrzehnt der Labelgeschichte zu nennen. Weiterlesen

KITCHEN CYNICS / GREY MALKIN: s/t 7″

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate haben sich die beiden schottischen Musiker Alan Davidson alias Kitchen Cynics und Grey Malkin, früher bekannt mit dem Projekt The Hare And The Moon, zusammengetan und – bewaffnet mit Mikro, verschiedenen Blas- und Saiteninstrumenten und einigem mehr – zwei geisterhafte Erzählungen in dunkle, leicht verhuschte Folksongs gepackt. Weiterlesen

V.A.: Time Ends – A Tribute to J​.​G. Ballard’s Tetralogy Of Transformation

In den frühen Sechzigern schrieb der englische Autor J. G. Ballard eine Reihe an Romanen, in denen es um unerwartete Naturereignisse geht und um ihre “katastrophalen” Folgen für den Planeten Erde und die menschlichen Zivilisationen. Stürme, Hitze und Trockenheit, eine durch Erderwärmung ausgelöste Flut und eine plötzliche Verwandlung organischer Materie in kristalline Strukturen – all diese Ereignisse, die nur Weiterlesen

GAZELLE TWIN / NYX: Deep England

Elizabeth Bernholz ließ vor einigen Jahren auf dem Cover ihres Debüts „The Entire City“ eine Ballard’sche Welt entstehen, auf der die Pflanzen die Herrschaft über die Zivilisation übernommen hatten, auf dem Nachfolger „Unflesh“ sah man sie mit Baconartigen Gesichtsverzerrungen. Kürzlich erschien „Deep England“, ihre Reimagination und Reinterpretation – ,,an electro-choral expansion“, wie es in den Linernotes heißt – ihres Albums „Pastoral“, das zusammen mit dem NYX Electronic Drone Choir urspünglich für einen Livekontext konzipiert wurde (Bilder der Aufführung sind im Innern des Albums zu finden). Weiterlesen

AYUUNE SULE: Putoo Katare Yire

In gerade mal drei Jahren hat sich der ghanaische Sänger und Kologospieler Ayuune Sule vom Newcomer und Support-Act für King Ayisoba zum international angesehenen Solokünstler gewandelt, unter seinen Fans gilt er als einer der zugänglichsten und poppigsten Vertreter des Genres, das nach seinem Hauptinstrument – eben das an eine Frühform des Banjos erinnernde Kologo – benannt ist. Weiterlesen

156: An Accidental Exorcism

Hinter dem unscheinbaren, aber garantiert irgendwie bedeutungsschwangeren Namen 156 verbirgt sich der amerikanische Musiker Adel Souto, der vor allem im Kunstbereich als Fotograf und Publizist bekannt ist, u.a. mit seinem Band The Hidden City, das in dreihundert Fotos die esoterische und manchmal unheimliche Seite von New York City abbildet. Weiterlesen

PHILIPPE PETIT: Descent into the Maelstrom

“A Descent Into the Maelstrom” ist eine der wenigen Kurzgeschichten Poes mit so etwas wie einem “guten Ausgang” und zugleich ein gelungenes Beispiel für den subtilen Umgang mit unzuverlässigem Erzählen. In der Rahmenhandlung hört ein nicht näher charakterisierter Erzähler die Geschichte eines norwegischen Seefahrers, der mit seinem Schiff vor den Lofoten zunächst an einer Klippe festhing, dann aber von einem Wasserstrudel fortgerissen wurde. Intuition und Weiterlesen

V.A.: All My Sins Remembered II The Sonic Worlds Of John Murphy

Der vor einigen Jahren verstorbene John Murphy schien oft omnipräsent, man sprach von einem „Urgestein“ des Industrials, einer „Ausnahmefigur“ und es dürfte schwer sein, all die Projekte, an denen er in irgendeiner Form beteiligt war, komplett zu überblicken. 2016 erschien auf The Epicurean der erste Teil einer (mehr als) Hommage an Murphy und sein (Lebens-)Werk: Weiterlesen

SIAVASH AMINI: A Trail Of Laughters

Bei einem Album voll derart düsterer Ambient-Soundcapes wie Siavash Aminis „A Trail Of Laughters“ liegt es nahe, sich das im Titel vorkommende Lachen als fieses, bedrohliches Gelächter vorzustellen. Oder als ein erloschenes Lachen, das nur noch eine dünne Spur in einem dunklen Raum hinterlässt, eine Spur, die ins Leere weist. Weiterlesen

LLOVESPELL: That Summer There Was No Honey

Obwohl viele es versuchen, gelingt es nur wenigen, das oft so widersprüchliche Emotionsgemisch, das im New Wave der frühen 80er perfektioniert wurde, zu neuem Leben zu erwecken: eine hypnotisierende Monotonie, die resigniert und aufwühlend zugleich sein kann, eine Mixtur aus Klängen, Stimme und Worten, die oberflächlich betrachtet reduziert und kühl wirkt, bei genauerem Hinhören aber eine große Feinfühligkeit offenbart. Weiterlesen

FOVEA HEX: The Salt Garden (Landscaped)

Clodagh Simonds’ Projekt Fovea Hex ist auf diesen Seiten immer wieder Thema gewesen. Bei der Besprechung ihres Albums „Home Is Where We Used To Sing“ hieß es hier: „Clodagh Simonds, in den 60ern Vokalistin bei Mellow Candle und später kurzzeitig Gastsängerin bei u.a. Thin Lizzy und Mike Oldfield, spielte mit Hilfe einer Reihe von Musikern [...], deren größter gemeinsamer Nenner die Lust am Experiment, am (Durch-)Brechen von Konventionen war Weiterlesen