Ester Kärkkäinen hat unter dem Namen Himukalt in den letzten Jahren auf zahlreichen Veröffentlichungen ihre eigenen (sexuellen) Obsessionen (dass ein Album „Third Fantasy“ heißt, passt sehr gut) auf einer Reihe von Labels (u.a. Tesco, Total Black, Malignant) thematisiert, zum Teil hatten die Aufnahmen fast schon dokumentarischen Charakter (wie auf der „Sex Worker“-Reihe). Chad Davis macht als Subklinik seit Jahrzehnten konsequent Death Industrial. Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
ORGAN OF CORTI: Fanaticus
Organ Of Corti, benannt nach dem Ort des Gehörsinnes, ist – nachdem wir vergangene Woche hier mit La Porta Ermetica eine Art Supergroup im Bereich ritueller Musik hatten – eine weitere aus drei auch in anderen Projekten aktiven Musikern bestehende Gruppe: Dan Johansson spielt als Sewer Election sowohl ultrabrutalen, rabiaten als auch zurückhalterenden, wenn auch nicht weniger dement klingenden Nosie. Weiterlesen
POST DOOM ROMANCE: Fragment
Vor einigen Monaten reisten Mykel Boyd und seine Partnerin Chelsea Heikes a.k.a. Seah, die zusammen das Projekt Post Doom Romance betreiben, nach Finnland, genauer in die Inselregion um die Stadt Parainen, um dort im Rahmen einer Artist Residency typische klangliche und visuelle Details der Gegend aufzunehmen und in Form zusammengesetzter Fragmente zu dokumentieren. Das vorliegende Album ist eine Weiterlesen
LA PORTA ERMETICA: Si Sedes Non Is
Rituelle, okkulturelle Musik im Bereich des (Post-)Industrials ist untrennbar verbunden mit (insbesondere den frühen) Aufnahmen Ain Sophs. Die ersten Alben der Italiener mit ihren verrauschten Klangflächen, in denen mysteriöse Stimmen meistens Unverständliches rezitierten, sind essentielle Veröffentlichungen. Weiterlesen
DREKKA: The Water of Life
Bei einer musikalischen Arbeit, die sich stark auf ein außer ihr selbst liegendes Ereignis oder Werk bezieht, ohne dass dies z.B. in Songtexten oder prägnanten Samples unmissverständlich deutlich wird, gibt es zwangsläufig immer mindestens zwei grundsätzliche Lesarten. Vereinfacht gesprochen könnte man sie zum einen als die Lesart derer bezeichnen, die den betreffenden Subtext bzw Überbau kennen, zum anderen als die Lesart derer, für die die Musik für sich steht. Weiterlesen
EXPO 70: Mother Universe has Birthed her Last Cosmos
Justin Wright hat mir seiner Spacerock- und Gitarrendrone-Formation Expo 70 eine Menge Material auf kleinen Tonträgern herausgebracht, die irgendwann im Zuge seiner steigenden Popularität vergriffen waren. Mit Zoharum im Schlepptau macht er sich seit Jahren daran, diese Sachen nach und nach in schön gestalteten Digipacks neu aufzulegen. Weiterlesen
JOTA SOLO: Nessuno
Letztes Jahr erschien das bisher unveröffentlichte Album Nový Světs “Desde Infiernos De Flores”, wurde nach vielen Jahren dem Limbus glücklicherweise entrissen. Das war ein Album der Zurückhaltung und Reduktion. Zwar wurden Nový Svět in ihrer Anfangsphase aufgrund ihres Labels primär in der (Post-)Industrial- und Neofolkszene rezipiert, aber das war von Anfang an nur sehr bedingt passend, zu sehr sprengte die Musik, vielleicht sollte man sogar eher von Musiken sprechen, von Jürgen Weber und Frl. Tost (Genre-)Grenzen – musikalisch wie thematisch. Weiterlesen
ØJERUM: Your Soft Absence
In den Liner Notes zu “Your Soft Absence” schreibt Paw Grabowski, der Mann hinter dem Namen øjeRum, dass den drei Stücken des Albums “die Sehnsucht nach einem Kindheitsgefühl, einem Gefühl unbewussten Staunens” zugrunde liegt, einem Gefühl, das in flüchtigen Erinnerungen aufflackert und immer dann verschwindet, wenn man seiner habhaft werden will, und das sich an deutlichsten in einer gewissen Entfernung, vielleicht sogar Weiterlesen
YÜRKE: Not Available
Stefan Jürke aus Düsseldorf, der unter dem Namen YürkE eine Reihe von EPs und Tapes herausgebracht hat, veröffentlicht auf Hauch Records mit dem schlicht betitelten „Not Available“ sein erstes Album auf Vinyl. Sich selbst beschreibt er mit den Worten „::Electronic Music:::LiveSets, Performances:::DJ:::Produktion:::Soundart:::Collage:::“. Das Cover des Albums ziert eine Collage von Norika Nienstedt mit einer Kontrastierung von brutalistischer Architektur und einer Pferdestatue, aus der ein seltsamer Hybrid entsteht. Weiterlesen
THE BLACK SWAN TRIAD: Metamorphosis
Mit “Metamorphosis” schließen die von Grey Malkin, Ashtoreth, Menaleah und Vinlandsraud ins Leben gerufenen The Black Swan Triad ihre mit “Symbiosis” und “Maelstrom” begonnene Trilogie an Alben und, wenn man Gerüchten Glauben schenken muss, sogar ihre ganze Aktivität als Band ab. Im Zusammenhang mit dem letztgenannten Longplayer schrieb ich vor einigen Monaten, dass die Weiterlesen
HÜGELMANN / COPPER BEACH: Splitter #1
Den Titel dieser auf Hauch Records erschienenen Splitveröffentlichung lässt sich sicherlich im doppelten Sinne lesen, denn neben dem wortspielerischen Hinweis auf die Aufteilung dieses Albums, könnte man das auch so verstehen, dass es sich bei den Beiträgen nur um Teile eines (umfangreicheren) Ganzen handelt, schließlich enthält „Splitter #1“ insgesamt nur drei Stücke, ein (langes) von Hügelmann, zwei von Copper Beach. Weiterlesen
GIANLUCA BECUZZI: We Can Be Everywhere [2014-2023]
Seit den frühen 80ern ist der aus der Toskana stammende Gianluca Becuzzi ein musikalischer Workaholic, und vielen hierzulande ist er vermutlich am ehesten durch sein frühes New Wave- und Postpunk-Projekt Limbo bekannt, mit dem er bis ins neue Jahrtausend hinein zahlreiche Alben herausbrachte. Die Zeit um die Jahrtausendwende markierte auch eine Schwerpunktverschiebung von den zwar bisweilen experimentell eingefärbten, aber vom Hauptfokus her dennoch eher songorientierten Arbeiten hin zu Weiterlesen
HERMETIC BROTHERHOOD OF LUX-OR: Ohr
Dass das sardinische Duo Hermetic Brotherhood of Lux-Or die im Bandnamen enthaltene altägyptische Tempelstätte, an der heute eine Großstadt steht, in einer veränderten Schreibweise führt, ist keineswegs persönlichen Idiosynkrasien geschuldet und steht sicher auch nicht im Dienste einer Abgrenzung zu dem fast gleichnamigen okkulten Orden des 19. Jahrhunderts. Die Schreibweise scheint vielmehr eine Weiterlesen
MEITEI: Kofū III
Im Werk des ursprünglich aus Kyoto stammenden und heute in einem Ort in der Präfektur Hiroshima lebenden Komponisten und Klangkünstlers Daisuke Fujita, besser bekannt als Meitei, dreht sich alles um das Verblassen einer traditionellen japanischen Populärkultur und der für diese typischen menschlichen Befindlichkeiten. Wie sehr dieses Thema für ihn zu einer immer drängenderen Herzensangelegenheit wurde, lässt sich Weiterlesen
HOLLYWOOD DREAM TRIP: Second Album
Stephen Meixner hat neben seiner Arbeit mit Contrastate und Soloaufnahmen auf seinem kleinen Label Black Rose Recordings in den letzten Jahren eine Reihe von Alben anderer Künstler aus dem weiten Feld der Geräuschmusik veröffentlicht – zuletzt wurden bei uns noch hervorragende Alben von rlw und Asmus Tietchens besprochen. Weiterlesen
MUSHROOM’S PATIENCE: Water
Über die personell fluide italienische Avantgardeband Mushroom’s Patience – ich sagte das schon einmal – könnte man ein ganzes Buch schreiben, ein ausgesprochen dickes sogar, wenn man zwischen die Kapitel zu den verschiedenen Werkphasen von den frühen 80ern bis heute, in denen sich der musikalische Stil immer wieder neu ausrichtete, noch die anderen Projekte von Mastermind Raffaele Cerroni wie Microloop und Bluphonic abhandeln würde. Weiterlesen
V.A.: Tolerance – The Anthem of Unity
Über Toleranz oder Duldsamkeit ist nicht erst seit dem Zeitalter der Aufklärung viel diskutiert worden, so z.B über die Frage, ob es sich dabei um Harmonie über Unterschiede hinweg handelt oder vielmehr gerade um ein Aushalten von Disharmonie, ohne an dieser zu zerbrechen und dabei seine duldende Haltung zu verlieren. Auch natürlich über die Frage, wo eventuell Grenzen des Tolerierbaten ausgemacht werden können und die Idee der Toleranz von einem praktizierbaren Modell zu einem Weiterlesen
BACKWORLD: For The Life Of The World
Nach dem nach einer längeren Pause 2011 erschienenen Album „Come The Bells“, das in seiner kammermusikalischen Ausrichtung vom Tod von Joe Budenholzers Vaters beeinflusst war, und seiner „paraliturgischen Oper“ „The Hound Of Heaven“ (2016) erschien Mitte 2020 mit „Sacred And Profane Songs“ eine Zusammenstellung, auf der zwei neue Stücke enthalten waren, die darauf hindeuteten, dass es weiteres Material geben würde. Weiterlesen
VIOLET NOX: Vortex & Voices
Vielleicht liegt es an den nostalgisch anmutenden, an die elektronische Avantgarde der späten 70er erinnernden Synthieflächen oder an der verträumt-entrückten Stimme der Sängerin, sicher aber nicht nur am Titel “Ascent”, dass man sich bereits im Opener von “Vortex & Voices”, dem vor kurzem erschienenen sechsten Weiterlesen