Zum achzehnten Mal bringt das englische Label Sombre Soniks nun die Sampler-Reihe “Dark Ambient” heraus, die überwiegend Künstler aus dem hauseigenen Umfeld vorstellt. Den Titel sollte man nicht unbedingt als Genrebegriff lesen, denn die Drone- und Ambientklänge, die man gemeinhin mit der gleichnamigen Musiksparte assoziiert, machen meist nur einen Teil der vertretenen Musik aus. Auf der neuesten Folge sind dreiundzwanzig Interpreten aus verschiedenen musikalischen Himmelsrichtungen vertreten, und wenn die Kompassnadel in Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
FAD GADGET: The Best Of
Unter den renommierten Synthie- und New Wave-Acts der Jahre um 1980 nahm der Engländer Frank Tovey alias Fad Gadget insofern eine Sonderstellung ein, als dass seine durchaus eingängigen Popsongs immer etwas zu rau und derb waren, um ins Mainstream-Radio zu passen, wo er dann zwar nicht völlig fehlte, aber doch etwas unterrepräsentiert war. Seine Exzentrik war immer einen Hauch zu schräg und ungestylt, um aus ihm wenigstens für eine Zeitlang einen trendigen Posterboy zu machen. Weiterlesen
MAZEN KERBAJ: Trumpet Solo Vol. 2.1
Mazen Kerbaj ist einer der Trompeter, die es schaffen, ihrem Instrument über längere Passagen Töne zu entlocken, die nach allem, aber kaum nach einer Trompete klingen (außer vielleicht für versierte Ausnahme-Ohren, die natürlich nicht unterschlagen werden sollen). Außer als Improv- und Jazz-Virtuose, der nebenbei organisatorisch am bekannten Irtijal Festival mitmischt, ist Kerbaj mit gleicher Verve als Grafiker und Comic-Artist aktiv, und wer den libanesischen Renaissance-Mann dennoch nicht kennt, hat vielleicht von seinen Weiterlesen
KONSTRUKT / KEN VANDERMARK: Kozmik Bazaar
In dem kosmischen Basar von Konstrukt und dem an Tenorsaxophon und Klarinette bewanderten Ken Vandermark wird man ohne Vorwarnung hineingeworfen, denn das erste gemeinsame Album der Istanbuler Freejazzer und ihrem Chicagoer Kollegen beginnt gleich mit einem schrillen, lauten und in aller Aufgedrehtheit groovigen Freakout, das nach eigenen Angaben als Referenz an Ornette Coleman gedacht ist und allzu gepflegte Gemüter ordentlich aufscheuchen wird. Weiterlesen
INTERNAZIONALE: Wreaths of Life
Mit seinen zahlreichen Soloprojekten produziert der Däne Mykkel Valentin Dunkerley seit Jahren soundorientierte Musik in Dauerrotation und ist ein fettgedruckter Name in Kanon von Posh Isolation. Digitaler, analoger und akusmatischer Lärm stehen durchaus auf seiner Agenda, doch vieles – so z.B. das vor einiger Zeit unter dem Alias Internazionale erschienene “Wreats of Life” – hat eine ambient-gleitene Struktur und lässt rauere Elemente eher versteckt im Verborgenen wirken. Weiterlesen
PINK TURNS BLUE: Meta
Vielleicht ist Authentizität – wie unscharf der Begriff auch immer ist – als Qualitätsmerkmal überbewertet, denn in (vielen) guten Momenten gelang es dem oft theatralischen Gothic (man denke, wie Nick Fiend mit Makeup seinen Kopf in einen Schädel verwandelte oder Ian Astburys seine Affinität zu Native Americans zum Ausdruck brachte – ganz zu schweigen von den Virgin Prunes, dem staubigen Westernlook der Fields, die an expressionistische Stummfilme erinnernde Bühnenbeleuchtung bei Bauhaus oder die schier Weiterlesen
PETER CUSACK: Aral Sea Stories and the River Naryn
Der in Kasachstan und Usbekistan gelegene Aralsee, dessen Fläche und Wassermenge in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts extrem zurückging und erst in den letzten Jahren einer zumindest partiellen Wiederherstellung unterzogen wurde, liegt im Zentrum komplexer okologischer und auch ökonomischer Systeme. Er speißt sich aus zum Teil großen Zuflüssen, deren Quellgebiete bis an die Grenze zu China reichen und die durch mehrere zentralasiatische Länder fließen. Weiterlesen
THE GREAT PARK: A Day
Lesern unserer Seite muss man nicht beschreiben, wie die Musik von The Great Park grundsätzlich klingt, und bis auf ein paar etwas üppiger instrumentierte Ausnahmen enthalten die einzelnen Alben subtile und wahrscheinlich spontan entstandene Variationen seines auf Gitarre un eines poetischen Gesangs basierenden Stils, der immer eine Idee zu bitter und exzentrisch ist, um wie Wodka die Kehle runter zu gehen. Weiterlesen
REMO SEELAND: Hollow Body
Wenn man etwas tiefer in die Arbeit Remo Seelands als Musiker, Kurator und Labelgründer eintaucht, fällt auf, dass das Wort „Hollow“ immer wieder vorkommt. Der Leib, die Gebeine, die Stadt – all dies wird in einem hohlen Zustand der Leere dargestellt, und wenn man seinen Assoziationen freien Lauf lässt, kann man auch Hallow Ground, den Namen seines Labels, als daran anknüpfendes Wortspiel lesen und den Bogen bis zu seiner früheren Industrial-Band Náda schlagen. Es ist ein Bildbereich, der auf etwas Desolates, auf einen Mangel anspielen mag, der aber zugleich die Weiterlesen
SQÜRL: The Dead Don’t Die
Jim Jarmusch hatte vor einigen Jahren mit Only Lovers Left Alive eine überzeugende Meditation auf das Vampirmotiv abgeliefert. In seiner gesamten Karriere hat Jarmusch sich immer (auch) in dem zurechtgefunden, was (vereinfachend und oftmals pejorativ) als Genrekino bezeichnet wird: Man denke etwa an Dead Man oder Ghost Dog. The Dead Don’t Die, sein jüngster Film, der sich mit der augenblicklich wohl populärsten Form des Untotens beschäftigt, wirkte dagegen trotz (oder vielleicht wegen) metafiktionaler Elemente, Weiterlesen
CHUPAME EL DEDO: No Te Metas Con Satan
Ursprünglich, so liest man zumindest, war Chupame El Dedo gar nicht als eigenständige Band gedacht, sondern nur als launiger Offshoot von ebenso launigen Kapellen wie Romperayo und Meridian Brothers, mit dem Zweck, lateinamerikanische Rhythmen mit der Energie und den Themen des Grindcore und Death Metal zu verbinden – beides genießt in ihrem Heimatland Kolumbien ja durchaus eine gewisse Popularität. Weiterlesen
PHARMAKON: Devour
In den letzten Jahren sind vermehrt Künstlerinnen in den Fokus gerückt, die sich auf verschiedenste Weise des Noise als Ausdrucksmittel bedienen: ob in einer originellen Mischung mit Hip Hop und Afrofuturismus wie bei Moor Mother, ob als (gebrochen) sakrale Musik – die sich gleichermaßen aus Metal und Industrial speist – wie bei Lingua Ignota oder mit Anlehnung an Soundtracks wie bei Puce Mary. Weiterlesen
V.A.: Four Corners of the Globe
Das in der Amsterdamer Innenstadt gelegene Veranstaltungszentrum Occii, einst aus der “Hocker” (Hausbesetzer)-Bewegung hervorgegangen, hat sich bei der Auswahl seiner Konzerte einen viel missbrauchten Begriff auf die Fahne geschrieben: die Freiheit. Freiheit nicht im Konsum, sondern gerade jenseits der Sachzwänge des Kommerzes in der Musik, die im Grunde seit der Industrialisierung m.o.w. alle Musikarten bestimmen, Freiheit von aufoktroyierten Mode- und Genrediktaten und Weiterlesen
HIJOKAIDAN: King of Noise
Wenn die Pioniere des (un)gepflegten Lärms schlechthin ein Album “King of Noise” nennen, fieseste Tracktitel verwenden und sich dabei bei aller Entgrenztheit keinen erratischen Moment leisten, kann nur ein Klassiker daraus werden, und folglich wurde das 1985 beim hauseigenen Alchemy-Label herausgekommene Werk auch immer herangezogen, wenn es um essenzielle Wegmarken der noch heute aktiven Noiseveteranen aus Kyoto ging. Weiterlesen
TROUM / MONOCUBE: Contemplator Caeli
Schaut man in den nächtlichen Sternenhimmel, so können sich schnell ganz verschiedene Gefühle einstellen: So kann man sich angesichts der schieren (und tatsächlich unvollstellbaren) Größe des Kosmos sehr schnell seiner eigenen Insignifikanz bewusst werden, kann ob der „empty spaces between stars“ (Robert Frost) und des „Schweigens dieser unendlichen Räume“ (Pascal) erschauern – oder aber man kann eine Verbundenheit mit diesen kaum (er-)fassbaren Dimensionen verspüren. Weiterlesen
G.A.M.S.: s/t
Wenn man alle Bestandteile aufzählen wollte, die für Rock und viele andere Musik wesentlich ist, dann wären Rhythmus und Feedback wahrscheinlich ganz oben auf der Liste. In ihren typischen Formen, die mannigfaltig sind, haben diese Komponenten etwas Selbstverständliches, das einem erst auffällt, wenn es fehlt. Drummer Andy Stecher und Gitarrist Guido Möbius machen so gesehen etwas Ungewöhnliches, wenn sie auf ihrem gemeinsamen Projekt G.A.M.S. Rhythmus und Feedback aus ihrem vertrauten Ort holen und ins Weiterlesen
DUNE MESSIAH: Moments of Bliss
Augenblicke der Glückseligkeit, ein bescheidenes und zugleich vermessenes Ziel, das keinem Bedrückten und Getriebenen fremd ist, das man an ganz unterschiedlichen Orten suchen und in besonderen Momenten vielleicht finden kann: Im künstlichen Paradies des Drogenrauschs und in leichteren, lediglich verträumten Formen eines regressiven Eskapismus, ebenso im exakten Gegenstück, der konzentrierten, meditativen Selbstbestimmtheit. Für den Dänen Magnus Westergaard von der nur schwer zu definierenden Weiterlesen
V.A.: Seitō: In the Beginning, Woman Was the Sun
Seitō, das übersetzt Blaustrumpf oder blauer Strumpf bedeutet, war eine literarische Zeitschrift, die von 1911 bis zu ihrem Verbot 1916 in Tokyo herausgegeben wurde und sich zum Ziel setzte, der japanischen Frau eine Stimme zu geben bzw. diese aus ihrer aufgezwungenen Marginalität zu befreien. Wie der Titel der Publikation schon nahelegt, war der Ansatz stark von der europäischen Frauenbewegung inspiriert, doch wenn die als leitende Herausgeberin fungierende Feministin Hiratsuka Raichō in einem zentralen Text auf den Weiterlesen
CARL STONE: Himalaya
Wie ein Schwamm saugt der leidenschaftliche Welt- und Zeitreisende Carl Stone immer wieder neues Input auf, um aus den unterschiedlichsten Zutaten mit Tape- und Computertechnik überraschend stimmige Musik zu komponieren. Die auf “Himalaya” versammelten Stücke nahm der Elektroakustiker und ehemalige Präsident des American Music Center in den letzten sechs Jahren mit Hilfe von Künstlern aus verschiedenen asiatischen Regionen und einem großen Sack an Field Recordings auf – das Resultat ist Weiterlesen