Letztes Jahr wurde hier Reverend Claires Tape „Medjugorje“ besprochen, auf dem der gleichnamige Wallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina Thema war, und auf dem durch Überaffirmation Wunderglaube ad absurdum geführt wurde. „Burnt-Feathers“, ein weiterer Alias, unter dem Claire Cessna veröffentlicht, versteht sie (nach ihrer Selbstbeschreibung) als „a spiritual-interface for digital-angelic restoration-gore.“
Archiv der Kategorie: Reviews
ADAM GEOFFREY COLE: The Tracks of the Afterlander
Mit “The Tracks of the Afterlander” präsentiert der australische Psychfolker Adam Geoffrey Cole recht schnell nach dem im vorigen Herbst erschienenen “Fallowing” sein zweites Soloalbum, bei dem er von seinem langjährigen Weggefährten Anthony Cornish auf Mellotron, Harmonium und Violine begleitet wird (mit einem kleinen Gastspiel keines Geringeren als Grey Malkin, doch dazu später). Das besondere Weiterlesen
MERZBOW / LAWRENCE ENGLISH: Eternal Stalker
Niemand kann mithalten bei der Flut von Merzbowveröffentlichungen: Die Zahl seiner Studioalben dürfte inzwischen bei etwa 400 liegen, jüngst erschien z.B. auf Cold Spring „Animal Liberation – Until Every Cage Is Empty “ ein durch die Covergestaltung Crass zitierendes Album, bei dem Masami Akita seine schon lange dokumentierte Aversion gegen den Umgang des Menschen mit den Tieren zum Ausdruck brachte.
WILLIAM BASINSKI / JANEK SCHAEFER: „…on reflection“
Seit Alben von William Basinski auf diesen Seiten besprochen worden sind, war ein sich durch die Texte ziehendes Element die These, dass die Arbeiten des Wahlkaliforniers (auch immer) Reflexionen über das Vergehen der Zeit waren: „Seine Alben sind in ihrer oft zyklischen Struktur vielleicht auch Versuche die Zeit anzuhalten, selbst wenn das natürlich nicht gelingen kann. Weiterlesen
MARJA AHTI: Vegetal Negatives
Wenn die in Finnland lebende Klangkünstlerin Marja Ahti ihre subtilen Soundkompositionen als Negative im Sinne der Fotografie bezeichnet, dann verweist sie auf deren Entwurfcharkter, auf ihren Status als Urbild dessen, was einmal sein könnte. Das klingt erst einmal sehr theoretisch und ist tatsächlich auch von einem poetologischen Essay inspiriert. In “On Pataphotograms” geht der von Gurdjieff beeinflusste französische Dichter und Esoteriker René Daumel Überlegungen zur Überwindung natürlicher Formen und ihrer Getrenntheit mit Mitteln Weiterlesen
JANA IRMERT: What Happens at Night
Hinter dem Titel “What Happens at Night”, der mit etwas Fantasie an einen Thriller erinnert, verbirgt sich eine Musik, die ganz dem Vergehen der Zeit gewidmet ist und der Frage, was in einer wann auch immer beginnenden Zukunft von unserer Lebensform bleiben wird. Die Klangkünstlerin Jana Irmert zeichnet die Postexistenz des Menschen als kleine Sedimentschicht auf Felsgestein und hat für die Weiterlesen
THE POND: RE-Works
Im vorigen Herbst veröffentlichten Elisabetta Lanfredini und Nicolas Wiese alias The Pond ihre Albumdebüt “Turchesi Miracolosi“, eine stimmige Überblendung und Verschmelzung elektroakustischer Schauplätze mit einer Stimmperformance, die ein ganzes Füllhorn an kreativen Ideen verwirklicht hat. Von “einer Stimme, die mal ganz naturbelassen, meist aber in verschiedenen Graden der Bearbeitung Weiterlesen
MICHELE ANELLI / PAUL BEAUCHAMP / ANDREA CAUDURO: Sometimes Someone Watches
Die unsichere Sendersuche am Radio und das elektronisch verfremdete Hantieren, das einen zu Beginn von “Sometimes Someone Watches” in ein dezentes Chaos zieht, sind nicht die einzigen schwer definierbaren Klänge auf diesem Album. Über einige Minuten hinweg blubbert und knackt und schabt und trötet es, und man hat schnell den Eindruck, dass die zahlreichen Sounds hier sich selbst überlassen sind und weitgehend Weiterlesen
JUSTIN HOPPER / SHARRON KRAUS: Swift Wings
Sharron Kraus hat in den vergangenen Jahren ein beachtliches Oeuvre an verschiedensten Spielarten des Folk veröffentlicht. Sie selbst verortet ihre Songs thematisch wie folgt: “Her songs tell intricate tales of rootless souls, dark secrets and earthy joys“. Neben ihren Soloveröffentlichungen erschienen auch immer wieder Zusammenarbeiten mit anderen: Weiterlesen
MEADOWSILVER: II
Natürlich kann man kaum exakt definieren, wann eine Art Supergroup aus den Mitgliedern anderer Bands zu einer eigenen festen Größe zusammengewachsen ist, mit der man auch in Zukunft rechnen darf. Ein zweites Album und ein wiedererkennbarer Stil sind allerdings mehr als bloß vage Anzeichen dafür, dass ein solcher Zustand eingetreten ist. Die schottischen Meadowsilver Weiterlesen
ALEXANDER HACKE: Borsigwerke – The Complete Recordings of Alexander von Borsig
Alexander Hacke, der heute den meisten als Bassist und Gitarrist der Einstürzenden Neubauten bekannt ist, hat sich schon in sehr jungen Jahren mit Synthie, Drum Machine und einfachen Aufnahmegeräten ausgetobt und solo im Jugendzimmer eine ganze Stange an vordergründig einfach gestrickten New Wave-Songs aufgenommen. Inspiration soll anfangs von der Musik aus Scifi- und Horrorfilmen gekommen sein, später von Weiterlesen
SUDDEN INFANT: Lunatic Asylum
Dass Sudden Infant bereits seit einigen Jahren vom Soloprojekt zum Trio mutiert sind, ist Lesern unserer Seiten sicher bekannt, auch dass dieser Wandel wie zu erwarten mit einer musikalischen Veränderung einherging. Alle Zeichen stehen nun seit Jahren nicht nur indirekt auf Punk in seinen verspieltesten Formen, was auf gewisse Weise den Bogen zur Vorgeschichte schlägt, denn genau das war die Musik, die bei Gründer Joke Lanz früher mehr als so manches andere die Weichen stellte. Weiterlesen
MARANATA: Dry Lungs
HÜMA UTKU: The Psychologist
Wenn in “The Psychologist”, dem neuen Longplayer der Komponistin und Producerin Hüma Utku, eines schon in den ersten Minuten deutlich wird, dann dass die einzelnen Stücke keinen Schauplatz haben, sondern in ihrer wechselvollen Dynamik viel eher in steter Bewegung zwischen den Orten zuhause sind. Aus einem eher rauen, griffigen Dröhnen, das den Weiterlesen
COIL: Musick To Play In The Dark²
Ein gutes Jahr nachdem Dais Records „Musick To Play In The Dark“ wiederveröffentlicht haben, wird nun ein weiteres zentrales Album des imposanten Coil’schen Spätwerks wieder verfügbar gemacht. Die in „England’s Hidden Reverse“ nachzulesende Einschätzung David Keenans, der zweite Teil der „Musick To Play In The Dark“-Serie „feels like an afterthought“ geht m. E. total an der Sache vorbei, Weiterlesen
MAI MAI MAI: Rimorso
Als der Römer Toni Cutrone vor ungefähr zehn Jahren sein Projekt Mai Mai Mai startete, taten ihm einige Unrecht, indem sie die ersten musikalischen Lebenszeichen, allem voran das Debüt “Theta”, als kurzlebigen Abklatsch angesagter Musikmoden wie Chillwave abtaten. In den folgenden Alben, die in regelmäßigen Intervallen die Studiotore verließen, konnte er nicht nur ein kreatives Händchen für feinsinnige Kompositionen und ein Weiterlesen
ANGEL-HO: Death Becomes Her
Wenn Angel-Ho im Titel des vorliegenden Albums vom Tod spricht, der ihr “gut stehe”, dann ist mit “ihr” nach eigener Angabe wohl das alte Selbst gemeint, das einer neuen Identität geopfert werden muss, bei der es keine klaren geschlechtlichen oder auch nationalen Grenzen mehr gibt. “Death Becomes Her” scheint in diesem Sinne Ritual und Protokoll einer Transformation zu sein, denn in dem verqueren Popalbum, dessen Songs von Takt zu Takt, Sound zu Sound, Dissonanz zu Dissonanz springen, steht kein Stein auf dem anderen, alles ist im permantenten Zustand des Wandels begriffen. Weiterlesen
KEELEY FORSYTH: Limbs
Als die britische Schauspielerin Keeley Forsyth vor zwei Jahren ihr Debütalbum „Debris“ veröffentlichte, war das eine beeindruckende emotionale Tour de Force, sie selbst sprach davon, dass ihre Stücke “like blocks of metal that drop from the sky” seien. War bei „ Debris“ der Titel Programm, war es „a path through darkness“, ist es nicht so, dass der Zweitling mit dem ins Cover ragenden Unterarm entspannter sei, meinte Forsyth doch in einem kürzlich veröffentlichten Interview, es handele sich bei den zwei Alben um „two different acts of the same thing“. Weiterlesen
AUTOPSIA: In Vivo
In Kreisen, in denen man den Industrial und all seine Folgeerscheinungen schätzt, gilt die im Jugoslawien der 80er in Erscheinung getretene Gruppe Autopsia durchaus als respektable Größe, gleichwohl ihr Ausnahmecharakter viel zu selten hervorgehoben wird. Im Autopsia-Kosmos, über dessen Ursprünge wenig bekannt ist und der schon seit den späten 70ern existieren soll, überlappten sich schon früh rhythmische, rituelle, martialische und klassikaffine Ausprägungen (post-)industrieller Musik, und das nicht im Sinne bloß vorläuferhafter Strukturen. Weiterlesen